Eichenschadinsekten

Die Waldschutzsituation der Eiche ist geprägt durch zyklisches Fraßgeschehen von freifressenden Schmetterlingsraupen der Eichenfraßgesellschaft (Frostspannerarten, Grüner Eichenwickler, Schwammspinner, Eichenprozessionsspinner u.a.). Insbesondere der Eichenprozessionsspinner profitiert bereits heute von den Auswirkungen des Klimawandels in besonderem Maße und konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten sein Verbreitungs- und Gradationsgebiet deutlich vergrößern.

In Kombination mit weiteren Schadorganismen (Eichen-Mehltau, Zweipunktiger Eichenprachtkäfer und/oder abiotischen Schadfaktoren (Winterfrost, sommerliche Dürre, Nährstoffimbalancen) können Kahlfraßereignisse zu einem bestandsbedrohenden akuten oder chronischen Eichensterben führen.

Eichenprozessionsspinner

Raupengespinst auf einem starken Ast eines Baums.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Raupengespinst (Foto: G. Lobinger, LWF)

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) kommt in Bayern an allen Eichen-Arten vor: Stieleiche, Traubeneiche und Roteiche. Er bevorzugt lichte Eichenwälder, Bestandesränder und Einzelbäume. Seit einigen Jahren weist der Eichenprozessionsspinner in warm-trockenen Regionen Bayerns wie Mittel- und Unterfranken verbreitet hohe Populationsdichten mit massivem Besatz, teils auch innerhalb von Waldbeständen auf. Zusätzlich zum Fraß an der Eiche verursachen die Raupen des Eichenprozessionsspinners gesundheitliche Beeinträchtigungen durch ihre giftigen Brennhaare.
Grau-weißer Schmetterling.

Abb. 2: Falter (Foto: G. Lobinger, LWF)

Prozession von Raupen am Fuß eines großen Baumes.

Abb. 3: Prozession (Foto: G. Lobinger, LWF)

Riesiges Gewebe mit Gespinst und vielen Raupen an einem Baumstamm.

Abb. 4: Gespinst (Foto: G. Lobinger, LWF)

Schwammspinner

Der Schwammspinner (Lymantria dispar) tritt vor allem in wärmegetönten Laubwaldgebieten in ganz Mittel- und Westeuropa auf und wurde im 19. Jh. aus Europa in die USA eingeschleppt.
Raupe auf Eichenblatt

Abb. 5: Raupe (Foto: G. Wallerer, LWF)

Weißer Schmetterling mit braunen Tupfen.

Abb. 6: Falter (Foto: G. Lobinger, LWF)

Durch Schwammspinner kahlgefressener Eichenbestand.

Abb. 7: Schadbild (Foto: G. Lobinger, LWF)

Biologie der Schwammspinner

Bei dem tagaktiven Falter zeigen sich starke Geschlechtsunterschiede. Die Männchen sind unauffällig grau gefärbt mit dunklen Zackenlinien und sind sehr mobil. Die sehr hellen Weibchen sind deutlich größer als die Männchen und kaum flugaktiv. Die Weibchen legen ihre Eier im Juli/August in Gelegen von bis zu 1.000 Eiern an der Stammrinde oder an Starkästen ihrer Fraßbäume ab und bedecken sie mit gelbbrauner Afterwolle. Dadurch erhalten sie ein schwammartiges Aussehen, was der Art ihren Namen einbrachte.

Die Raupen entwickeln sich noch im Herbst in den Eiern und überwintern in den Gelegen. Sie schlüpfen Ende April und beginnen bereits an den aufbrechenden Knospen ihre Fraßtätigkeit. Eine besondere Eigenschaft der Jungraupen ist es, dass sie unmittelbar nach dem Schlüpfen Seidenfäden spinnen, mit deren Hilfe sie sich vom Wind verfrachten lassen. So verteilen sie sich über ganze Waldbestände und auch über weitere Strecken in neue Fraßgebiete.

Die Raupen sind im letzten Stadium bis zu 7,5 cm lang und beinahe fingerdick und können dementsprechend große Mengen an Laub verzehren (Abb. 1). Das Nahrungsspektrum des Schwammspinners ist breit. Er frisst an fast allen Laubholzarten, bevorzugt aber besonders die Eiche. Bei Nahrungsknappheit kann er sich auch an Nadelbaumarten wie Lärche und Kiefer entwickeln.

Großer und Kleiner Frostspanner

Der Große Frostspanner (Erannis defolaria Cl.) und der Kleine Frostspanner (Operophthera brumata L.) zählen zu den „frühfressenden Arten“ an Eiche, d.h. die Schmetterlingsraupen fressen im Frühjahr an den Eichenblättern. Meist wird der Verlust an Blattmasse durch die hohe Regenerationsfähigkeit der Eichen (z.B. Ersatz- oder Johannistriebe) ausgeglichen.

Die Lebensweise des kleinen und großen Frostspanners ist sehr ähnlich und kann daher zusammengefasst werden. Der Fraß der Frostspanner erfolgt von der Unterkrone der befallenen Eiche aus nach oben, während der Fraß des Eichenwicklers von oben nach unten erfolgt.
Weiß-brauner Schmetterling auf Baumstamm.

Abb. 8: Falter (Foto: C. Reichert, LWF)

Gelb-schwarze Raupe auf einem Blatt.

Abb. 9: Gr. Frostspanner (Foto: G. Wallerer, LWF)

Grüne Raupe auf einem Blatt.

Abb. 10: Kl. Frostspanner (Foto: G. Wallerer, LWF)

Biologie der Frostspanner

Die Frostspannerarten zeigen einen starken Sexualdimorphismus. Die männlichen Falter des Frostspanners sind nachts- und dämmerungsaktiv. Die Weibchen sind dagegen flugunfähig. Ihre Flügel sind nur noch rudimentär vorhanden. Ihren Namen erhielten die Schmetterlinge aufgrund der späten Flugzeit von Ende September bis in den Dezember hinein – in der Regel immer erst nach dem ersten Frost. Dann schlüpfen die Frostspanner aus den im Boden lagernden Puppen. Die flügellosen Weibchen krabbeln an warmen Tagen an den Baumstämmen nach oben, um an den Knospen und in Rindenritzen ihre Eier abzulegen. Ab Mitte April des darauffolgenden Jahres schlüpfen die bis zu 35 mm langen Raupen. Die Larvenentwicklung dauert von Ende April bis Ende Mai und ist, sobald die Eichen die Blätter voll entwickelt haben, abgeschlossen. Bei Störungen seilen sich die Raupen an einem Faden ab, um danach wieder aufzubaumen. Die Verpuppung findet im Juni in lockeren Gespinsten am Boden statt.

Eichenwickler

Die Raupen des Grünen Eichenwicklers (Tortrix viridana L.) fressen polyphag an Laubhölzern und –sträuchern, bevorzugen aber die Eiche. Der Fraß erfolgt von der Oberkrone der befallenen Eiche aus nach unten, während der Fraß des Frostspanners von unten nach oben erfolgt. Nach Abschluss des Fraßgeschehens beginnt die Eiche die Schäden durch Ersatztriebe auszugleichen. Hinzu kommt ein weiterer Gewinn an Blattmasse durch den Johannistrieb. Eichenwicklerfraß stellt keine unmittelbare Bedrohung für einen Eichenbestand dar. Bei starkem Fraß treten Zuwachsverluste und eine Minderung der Eichelmast auf. Bei chronisch starkem Licht- bis Kahlfraß bzw. in Kombination mit spätfressenden Arten wie Schwammspinner oder Eichenprozessionsspinner kann sich der Fraß des Eichenwicklers bestandesbedrohend auswirken.

Deutliche Fraßschäden durch Eichenwickler - Blickpunkt Waldschutz 07/2009

Grau-weiße Raupe auf einem Blatt.

Abb. 11: Raupe (Foto: G. Lobinger, LWF)

Gerolltes Laubblatt.

Abb. 12: Schadbild (Foto: G. Lobinger, LWF)

Biologie des Eichenwicklers

Im Frühjahr (April, Anfang Mai) schlüpfen die Raupen nach der Überwinterung als Ei. Die Raupen benötigen zum Fraß bereits geöffnete Knospen. Geschlossene Knospen können sie nicht öffnen und sind damit abhängig vom gleichzeitigen Laubaustrieb (Koinzidenz). Die etwas älteren Raupen fressen dann in eigens zusammengerollten und eingewickelten Blättern (Blattwickel). Daher kommt auch der Name.
Die Raupen durchlaufen 5 Larvenstadien. Nach 3 - 4 Wochen Fraß verpuppen sich die Raupen meist im zuletzt zusammengewickelten Blatt, seltener an Rindenschuppen. Nach etwa 2 - 3 Wochen Puppenruhe schlüpfen die Falter ab Ende Mai und haben ihre Hauptflugzeit im Juni. Die Falter sind tags- und dämmerungsaktiv. Die Eier werden paarweise, in kittartiger Masse an äußeren Zweigabschnitten in der Nähe der Knospen abgelegt.

Eichenprachtkäfer

Gold-schwarzer Käfer auf einem Blatt.Zoombild vorhanden

Abb. 13: Käfer (Foto: G. Lobinger, LWF)

Von den einheimischen 17 Prachtkäferarten an Eiche tritt vor allem der Zweipunkt- (Zweifleckige) Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus Fabr.) forstlich bedeutsam in Erscheinung. Der wärme- und lichtliebende Käfer wird aus forstlicher Sicht als sekundärer Schadorganismus eingestuft, der durch verschiedene Faktoren begünstigt wird: warme Sommer mit geringen Niederschlägen, Fraß anderer Insekten (z. B. Eichenwickler, Frostspanner, Schwammspinner, Eichenprozessionsspinner sowie rinden- und holzbrütenden Käfer wie Eichensplintkäfer, Eichenholzbohrer u.a.), extreme Witterungsereignisse wie Trockenheit oder Spätfröste, die sich auf die Vitalität der Eiche auswirken und allgemeine Vitalitätsminderung der Eiche aufgrund ungünstiger Standortsbedingungen. Aufgrund des zickzackförmigen Larvenfraßes im Bast quer zum Saftstrom kann der Zweipunkt-Eichenprachtkäfer kann der Zweipunkt-Eichenprachtkäfer lokal und regional von entscheidender Bedeutung für ein Absterben von Eichen(beständen) sein.
Weiße Raupe auf braunem Blatt.

Abb. 14: Larve (Foto: M. Forster, LWF)

Stammabschnitt mit kreisrundem Bohrloch.

Abb. 15: Bohrloch (Foto: C. Reichert, LWF)

Starker Eichenstamm ohne Rinde und mit erkennbaren Fraßgängen.

Abb. 16: Schadbild (Foto: LWF)

Biologie des Eichenprachtkäfers

Die metallisch goldgrünen, grün oder bläulich gefärbten, ca. 8 bis 13 mm langen Käfer besitzen auf jeder Flügeldecke einen charakteristischen weißen Haarfleck. Die Larven fressen im Kambium mehr oder weniger zickzackförmig quer zur Faserrichtung. Infolge der Unterbrechung der Saftleitung stirbt der Baum ab. Die Larvengänge sind mit gewölktem Bohrmehl gefüllt. Die Larven überwintern unter der Rinde bis zu zweimal, bevor sie sich in der äußeren Borke verpuppen. Die Jungkäfer schlüpfen durch ein typisches halbmondförmiges Ausbohrloch im Mai und fliegen von Mai bis August. Sie ernähren sich von Eichenlaub und legen ihre Eier einzeln oder in kleinen Gruppen in die Rinde am Stamm und an stärkeren, bevorzugt nach Süden gerichteten Ästen. Die Eilarven schlüpfen nach 10-14 Tagen. Sie bohren sich durch die Rinde ein. Gesunde, gut wasserversorgte Eichen können einbohrende Larven meist abwehren. In der Regel dauert ein Entwicklungszyklus 2 Jahre. In besonders warmen Jahren oder Gegenden kann dieser jedoch auch einjährig sein.

Eichensplintkäfer

Der Eichensplintkäfer (Scolytus intricatus Ratz.)ist ein Sekundärschädling, der vor allem Äste älterer, kränkelnder Bäume und Heisterpflanzen befällt. Die Hauptschäden treten an jungen Heisterpflanzen auf, die vor allem im Garten- und Landschafsbau Verwendung finden.
Junger Baum mit lichter Krone.

Abb. 17: Schadbild (Foto:C. Reichert, LWF)

Holzstück mit Fraßbild von Käfern.

Abb. 18: Fraßbild (Foto:H. Lemme, LWF)

Trieb eines Baums mit Käfer-Befallsschäden.

Abb. 19: Triebbefall (Foto:H. Lemme, LWF)

Biologie des Eichensplintkäfers

Der ca. 3-3,5 mm große Eichensplintkäfer tritt auch an Roteiche, Rosskastanie, Buche, Hainbuche Weide oder Pappel auf. Er schwärmt von Mai bis Juni und zum Teil in einer zweiten Generation im September erneut. Das Weibchen legt unter der Rinde einen quer zur Faserrichung verlaufenden, den Splint tief furchenden Quergang an. Von diesem gehen die ca. 10-15 cm lange Larvengänge ab. Der Ernährungsfraß der Altkäfer findet an der Basis der jüngsten Triebe statt, die dabei häufig abbrechen. Der Befall ist äußerlich anhand der bis zu zwei Millimeter kleinen Einbohrlöcher mit Bohrmehlauswurf ersichtlich.

Eichenkernkäfer

Holz mit braun-schwarzen Fraßspuren von Insekten.Zoombild vorhanden

Abb. 20: Schadbild (Foto: Louis-Michel Nageleisen, Département de la Santé des Forêts, Bugwood.org)

Forstliche Relevanz erlangt der Eichenkernkäfer (Platypus cylindrus) aufgrund der Holzentwertung durch seine Fraßtätigkeit im Kernholz frisch gefällter Eichen.

Der gut 5 mm lange, dunkelbraune und zylindrisch wirkende Eichenkernkäfer ist ein pilzzüchtender, monogamer Holzbrüter in stehenden oder frisch gefällten Eichen. Vereinzelt ist er auch an Buche, Esche, Kastanie und Linde zu finden. Die Käfer schwärmen im Juni und Juli.

Das Brutbild ähnelt einem mehrfach verzweigten, geweihartigen Gabelgang in einer Ebene. Bei der Anlage findet zwischen den Geschlechtern eine Arbeitsteilung statt: während die Weibchen die Brutgänge nagen, entfernen die Männchen das Bohrmehl aus den Gängen. An den Wänden der Brutgänge entwickeln sich Ambrosiapilze, die den Larven als Nahrung dienen.

Literatur: Holz- und rindenbrütende Käfer an Eiche. Informationen für Waldbesitzer. Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg und Landesforstanstalt Eberswalde. Eberswalde 2006
Braun-schwarzer Käfer.

Abb. 21: Käfer (Foto: Daniel Adam, Office National des Forêts, Bugwood.org)

Eichen-Nutzholzborkenkäfer

Holz mit braun-schwarzen Fraßspuren von Insekten.Zoombild vorhanden

Abb. 22: Schadbild (Foto: Haruta Ovidiu, University of Oradea, Bugwood.org)

Der Eichen-Nutzholzborkenkäfer (Xyloterus signatus) befällt als polyphager Borkenkäfer fast alle Laubholzarten. Der starke Bohrmehlauswurf täuscht stärkere technische Schäden vor als tatsächlich bestehen.

Der ca. 3,5 mm lange, rotbraune Käfer mit seinen gelben Flügeldecken mit schwarzen Längsstreifen ähnelt in seiner Lebensweise dem bekannten gestreiften Nutzholzborkenkäfer (Xyloterus lineatus). Anders als dieser überwintert er im Brutbild oder an der Borke. Er fliegt im März/April. Sein Brutbild ähnelt dem von X. lineatus und ist ebenso durch Pilze geschwärzt.

Eichenholzbohrer

Kleiner schwarzbrauner Käfer.Zoombild vorhanden

Abb. 23: Käfer (Foto: Maja Jurc, University of Ljubljana, Bugwood.org)

Dem als „kleinen schwarzen Wurm“ bezeichneten Eichenholzbohrer (Xyleborus monographus) kommt einen beachtliche Bedeutung zu, da bei lagerndem Eichenholz örtlich hohe Dichten und tiefreichende Brutanlagen schwere technische Schäden im Holz verursachen können.

Der ca. 2,5 -3 mm kleine Käfer brütet sowohl im Holz von Eiche als auch Kastanie, Ulme und Buche. Die Mutterkäfer eine radiale Eingangsröhre, von der seitlich einfache oder verästelte Brutröhren abgehen, in die die Eier gelegt werden. Die Larven leben vom Pilzbelag der Brutröhren, ohne selber Larvengänge anzulegen. Der Eichenholzbohrer bildet zwei Generationen aus mit Flugzeiten im zeitigen Frühjahr und im Juli.

Schiffswerftkäfer

Holzstück mit schwarzen Fraßgängen eines Käfers.Zoombild vorhanden

Abb. 24: Schadbild (Foto: Gyorgy Csoka, Hungary Forest Research Institute, Bugwood.org)

Schiffswerftkäfer [/i](Lymexylon navale)[/i] zählen wegen ihrer bis zu 2 m langen Larvengänge, die weit in das Kernholz reichen, zu den technischen Schädlingen. Die Eiablage erfolgt auf die Rinde oder in Rissen / Trockenrissen von Stöcken und liegenden Stämmen, selten auch an kranken Bäumen.

Die sieben bis 13 mm großen, langestreckten, rötlich orange Käfer weisen einen ausgeprägte Sexualdimorphismus auf: die Männchen sind kleiner als die Weibchen mit komplett schwarzen Flügeldecken, bei den größeren Weibchen sind nur die Flügeldeckenspitzen schwarz. Sie fliegen von Ende April bis Anfang Juli, besonders in den heißen Nachmittagsstunden. Die ausgewachsenen Altkäfer leben nur wenige Tage.

Das Brutbild verläuft radial im Holzkörper. Die bis zu zwei Meter langen Larvengänge sind dicht mit Bohrmehl gefüllt und verfärben sich nicht schwarz. Die Larven ernähren sich vom Holz selbst. Die Verpuppung erfolgt nach ein bis zwei Jahren am Einbohrloch

Chronisches Eichensterben

Die Ursachen des Eichensterbens in Mitteleuropa werden in der Wissenschaft als abiotischer und biotischer Faktorenkomplex beschrieben.

Seit Mitte der Achtziger Jahre wird an den beiden einheimischen Eichenarten nach mehrjährigem Kränkeln ein Absterben von zuvor vitalen Eichen beobachtet. Als Symptome gelten absterbende Zweige, verminderte Restbelaubung am Ende verbleibender Triebe und vergilbte, kleine Blätter. Am Stamm treten neben Rissen in der Borke Schleimfluss und Nekrosen auf. Sekundär treten Prachtkäfer und Hallimasch in das Schadgeschehen mit ein, die schließlich zum eigentlichen Absterben der Eichen führen.

Als auslösende Schadfaktoren für dieses chronische Eichensterben werden folgende Faktoren diskutiert:
  • Belastung durch blattfressende Insekten (phytophage Schmetterlingsraupen);
  • Mehltaubefall (Microsphaera alphitoides);
  • Trockenereignisse;
  • Tiefe Spätwinterfröste;
  • Phytophthora-Pilze auf nährstoffreichen Böden.

Es handelt sich beim chronischen Eichensterben um keine neuartige Erkrankung. Vielmehr werden unter diesem Begriff einzelne Faktoren zusammengefasst, die gleichzeitig oder aufeinander folgend eine Schädigung der Eichen bewirken.

Akutes Eichensterben

Als Sonderfall des chronischen Eichensterbens gelten akute Absterbeerscheinungen an Eiche, wie sie 2009/10 auf der Fränkischen Platte stattfanden. Im Frühjahr 2010 wurden schwere Schäden an Stiel- und Traubeneiche sichtbar, da Eichen teilweise nicht mehr in der Lage waren neu auszutreiben bzw. aufgrund einer unzureichenden Blattmasse eine Revitalisierung der Eichen nicht zu erwarten war. In der Folge zeigten auf ca. 2000 Hektar zehn bis 15 Prozent der Alteichen Symptome des akuten Eichenerbens.

Schadursächlich in diesem Fall waren schwere Fraßschäden durch früh- und spätfressende Schmetterlingsraupen (Eichenwickler und Eichenprozessionsspinner) in 2009. Im Nachgang kam es aufgrund günstiger Witterung zu einem massivem und anhaltenden Befall mit Eichenmehltau, der den Wiederaustrieb und die Revitalisierung der Eichen verhinderte. In Folge dieses Kombinationsgeschehens verbrauchten insbesondere vitale Eichen ihre Reservestoffe in der Vegetationsperiode 2009 in wiederholten Austriebsversuchen.

Im Jahrringaufbau wird diese Entwicklung durch eine unzureichende Ausbildung des Spätholzanteils, der als Nährstoffspeicher dient, auffällig. Für eine ringporige Baumart wie die Eiche, die zwingend auf Reservestoffe zur Ausbildung eines Frühholzringes zum Wassertransport im Folgejahr angewiesen ist, entsteht so eine lebensbedrohliche Situation. Von diesem massiven Vitalitätsverlust profitieren Sekundärschädlinge wie Prachtkäfer und Hallimasch. Strenge und langanhaltende Fröste im Winter 2009/10 führten zudem zum Zusammenbruch der weitvolumigen Frühholzgefäße aus 2009, die im bemessenen Umfang auch zur Wasserversorgung hätten dienen können.

Das akute Eichensterben kann als Sonderfall des chronischen Eichensterbens verstanden werden, wenn in Ausnahmesituationen eine Kombination mehrerer Schadfaktoren auftritt und damit den Krankheitsverlauf beschleunigt.
Kleien Eiche mit weißem Pilzbefall auf den Blättern.Zoombild vorhanden

Abb. 25: Schadbild (Foto: A. Nannig, LWF)

Der Eichenmehltau (Microsphaera alphitoides) gehört zur Familie der echten Mehltaupilze. Der Pilz lebt als Parasit an Eiche, vereinzelt auch an Esskastanie, Rosskastanie und Rotbuche. Der Großteil des Myzels wächst auf der Blattoberfläche und speziell gebildete Saughyphen (Haustorien) dringen durch die Epidermis des Blattes ein, um dort Nahrung aufzunehmen. Der Pilz tritt erst seit 1907 in Europa auf.

Vom Eichenmehltau werden vor allem junge, weniger als drei Wochen alte Blätter befallen. Der Pilz wird durch hohe Luftfeuchtigkeit zwischen 20 und 25°C begünstigt. Dagegen behindern starke Trockenheit sowie kaltes oder sehr heißes Wetter den Befall.

Weitere Informationen zur Phytopathologie an Waldbäumen

Gallwespen

Kleine Wespe an gelblicher Harzgalle.Zoombild vorhanden

Abb. 26: Gemeine Eichengallwespe (Foto: S. Gößwein, LWF)

An Eichen treten über 100 verschiedene Gallwespen-Arten auf. Auch wenn die Gallen an den Eichenblättern, Trieben, Blüten oder Früchten oft sehr zahlreich und auch auffällig sind, entstehen dem Baum keine erkennbaren Schäden.

Gallwespen sind nur sehr kleine (bis ca. 5 mm groß), meist schwarz gefärbte Wespen. Die Larvalentwicklung findet in der Regel in den charakteristischen Gallen statt. Sie entstehen aus pflanzlichem Gewebe, dessen Bildung durch die Eiablage des Weibchens induziert wird.

Viele Gallwespen durchlaufen einen Generationswechsel mit parthenogenetischer und geschlechtlicher Generation. Die Gestalt und Lage der Gallen ist unterschiedlich, sodass eine Artbestimmung über die Gallen der Regelfall ist. Die meisten europäischen Gallwespen entwickeln sich an Eiche, wenige an Esskastanie.
Gelb-braune Knollen auf Eichenblättern.

Eichenrosengallwespe

Gelbe Galle auf Eichenblatt.

Gem. Eichengallwespe

Eichenblatt mit runder gelber Wucherung.

Schwammgallwespe

Eichenblatt mit vielen gelblichen linsenförmigen Wucherungen.

Eichenlinsengallwespe

Eichenblatt mit vielen bräunlichen runden Wucherungen.

Eichenmünzengallwespe

Abb. 27 - 31: C. Triebenbacher, LWF

Eichenminiermotte

Eichenblatt mit Fraßrand und weißem Gespinst.Zoombild vorhanden

Abb. 32: Befall (Foto: G. Lobinger, LWF)

Trotz der auffällig weißen, transparenten Minen an Eichenblättern ist der Schaden durch die Eichenminiermotte (Tischeria ekebladella) meist optischer Natur. Die Auswirkungen auf die Baumindividuen sind trotz des frühzeitigen Blattfalls minierter Blätter gering.

Miniermotten sind Schmetterlinge (Lepidoptera) und gehören zur Familie der Schopfstirnmotten (Tischerioidea). Die häufigste der acht in Bayern vorkommenden Arten ist die Eichenminiermotte. Die Falter der Eichenminiermotte sind von Mai bis Juni zu sehen. Die Eier werden in die Blätter von Eichen und auch Esskastanie abgelegt. Die kleinen Raupen minieren im Inneren der Eichenblätter und bilden dort eine typische Platzmine aus. Sie erscheinen hell, fast weiß und durchsichtig, da die Blattminen kotfrei gehalten werden. Der Larvenkot wird über einen Schlitz in der Blattunterseite entsorgt.

Die Raupen überwintern in den abgefallenen Blättern am Boden. Die Verpuppung findet in einem kreisförmig gesponnenen Fleck in der Mitte der flachen Mine statt. Im späten Frühjahr schlüpfen die Falter aus der Bodenstreu.

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