Günter Dobler
Mit Symbolen überzeugen - LWF-aktuell 104
Ein Bild, das etwas symbolisieren soll, hat zwei Seiten. Die eine wurzelt in der Wirklichkeit, die andere ist pure Phantasie. Auf dem Tatortfoto ist eine am Boden liegende Person zu erkennen. Dafür ist es der Beweis. Aber war es Notwehr, ein Mord oder ein Unfall? Ja, ist der Mensch wirklich tot? Und angewandt auf den Wald: Ist das Foto einer dicken Buche ein Argument für Forstwirtschaft oder für Flächenstilllegung?
Zoombild vorhanden
Abbildung: Das Foto, bzw. das Motiv des Fotos, die Buche, symbolisiert: a) Naturnähe nachhaltiger Waldwirtschaft, b) Naturschutz durch Flächenstilllegung, c) von Fällung bedrohten wertvollen
Baum, d) fehlgeschlagene Holzmobilisierung. Foto: J. Böhm
Zur Einstimmung: Wie viele Symbole werden hier genannt? Ein gestresster Städter ist im Wald unterwegs und versucht sich durch Joggen abzureagieren. Er biegt um die Ecke und rennt in ein Pferd. Auf seinen wütenden Vorwurf »Hier darf man doch nicht reiten!« antwortet die junge Dame vom hohen Ross: »Da steht aber was anderes.« Und tatsächlich ein blaues Schild mit weißer Reitersilhouette gibt ihr Recht. Wütend läuft er weiter. Plötzlich steht er vor einem Absperrbanner. Holzfällung! Lebensgefahr! Bußgeldandrohung! Mehrere Piktogramme mit durchgestrichenem Spaziergänger, durchgestrichenem Radfahrer, durchgestrichenem Und-so-Weiter. Jetzt hat er endgültig die Nase voll. Er hebt das Banner hoch und setzt schimpfend seinen Weg fort. Man hört Motorsägen.
Um die oben gestellte Frage zu beantworten, muss zunächst einmal geklärt werden, was unter »Symbol« zu verstehen ist. Das ist gar nicht so einfach, weil eine schier unüberschaubare Fülle von Verwendungsweisen existiert (Rolf 2006; Hülst 1999). Für unsere Zwecke können wir eine Unterscheidung nutzen, die der amerikanische Pragmatist und Semiotiker Charles Sanders Peirce (1839–1914) getroffen hat.
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