Fem4Forest – Wald in Frauenhänden
von Kathrin Böhling
Abb. 1: Waldbesitzerinnen bei einer Schulungsveranstaltung, die das Fem4Forest-Projekt initiiert hatte. (© Kathrin Böhling, LWF)
Frauen spielen im Forstsektor eine wichtige Rolle: Rund 40 % der Privatwaldbesitzenden in Bayern sind Frauen, die Zahl der Absolventinnen forstlicher Studiengänge nimmt zu. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Frauen im Forstbereich gab es bislang jedoch wenig. Welche Motive und Interessen haben Waldbesitzerinnen, welche Ziele verfolgen sie mit ihrem Wald? Wie können forstliche Nachwuchskräfte besser gefördert werden? Diesen und weiteren Fragen widmete sich das Interreg-Projekt »Fem4Forest – Wald in Frauenhänden«.
Das durch die EU kofinanzierte Interreg-Projekt »Fem4Forest – Wald in Frauenhänden« startete am 1. Juli 2020. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) beteiligte sich daran als eine von 14 Partnern aus insgesamt zehn Ländern des Donauraums (Slowenien, Deutschland/Bayern, Österreich, Tschechien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Ukraine).
Das Projekt wurde vom Slowenischen Forstinstitut geleitet und im Dezember 2022 abgeschlossen. Ziel von Fem4Forest war es, Frauen in dem von Männern geprägten Forstbereich besser sichtbar zu machen und ihre Teilhabechancen zu vergrößern. In Bayern richtete sich das Projekt vor allem an Waldbesitzerinnen und Försterinnen.
In Bayern ist knapp ein Drittel des Privatwaldes im alleinigen oder im Miteigentum von Frauen (circa 442.000 ha). Auch sind zunehmend mehr Frauen in Forstverwaltung, Forstbetrieben und Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen tätig. In den Forst-Studiengängen an der Technischen Universität München und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) ist der Frauenanteil zuletzt auf etwa ein Drittel der Studierenden angewachsen.
Forschungslücken schließen
Abb. 2: Ergebnisse der Fem4Forest-Befragung, inwieweit Frauen im Forstsektor zufriedenstellend vertreten seien – in Deutschland stimmten dieser Aussage vergleichsweise am wenigsten Frauen zu. (© LWF)
Die LWF erstellte im Rahmen des Projekts federführend einen ländervergleichenden Statusbericht zur Rolle und Situation von Frauen im Forstbereich (siehe Link). Dazu führte sie im März 2021 eine quantitative Befragung über deren Interessen, Erwartungen und Einschätzungen durch. Insgesamt nahmen 880 Frauen an dieser Befragung teil, davon 185 Waldbesitzerinnen und 663 im Forstbereich tätige Frauen. Auf dieser empirischen Grundlage wurden in den am Projekt beteiligten Ländern landesspezifische Pilotaktionen für Frauen entwickelt. Zwischen den Ländern zeigten sich Unterschiede beispielsweise in den Einschätzungen zu dem Statement »Frauen sind im Forstsektor zufriedenstellend vertreten« (Abbildung 2): In fünf von zehn Ländern verneinten über 50 % der Befragten diese Aussage – bei den Befragungsteilnehmerinnen aus Deutschland (aus Bayern und anderen Bundesländern) und Österreich sind dies sogar 76 % bzw. knapp 64 %. Vergleichsweise hohe Waldbesitzerinnen-Anteile in den beiden Ländern (Bayern: 40 %, Österreich: 30 %) bedeuten also nicht zwangsläufig, dass Frauen im Forstsektor dort auch sichtbar vertreten sind.
Statusbericht zur Rolle und Situation von Frauen im Forstbereich
In Slowenien, Österreich sowie Bosnien und Herzegowina sind über bzw. annähernd 50 % der Landesfläche bewaldet, sie gehören damit zu den waldreichsten Ländern Europas. Die Waldbesitzstruktur ist in den am Projekt beteiligten Ländern historisch bedingt sehr unterschiedlich – von faktisch keinem Privatwaldanteil in der Ukraine bis zu über 80 % in Österreich. Was den Anteil der Waldbesitzerinnen am Waldeigentum betrifft, so liegt dieser in Bayern, Österreich, Slowenien und Tschechien bei einem Viertel oder mehr, in den anderen Ländern des Donauraums darunter. Unabhängig von der Waldbesitzverteilung nehmen Frauen in allen Ländern unterschiedliche Positionen im Forstbereich ein. Sie sind insbesondere in der forstlichen Beratung, in Forschung und Wissenstranfer sowie im Verwaltungsbereich tätig, jedoch kaum in der Holzproduktion. Sie arbeiten eher in Forstverwaltungen als in Forstbetrieben, sind dort aber nur partiell in Führungspositionen anzutreffen.
Waldbewirtschaftung in Frauenhänden
Abb. 3: Ergebnisse der Fem4Forest-Befragung, mit welcher Motivation Waldbesitzerinnen ihren Wald bewirtschaften; im Vordergrund stehen hier insbesondere die Familientradition und die Freude an der Waldarbeit. (© LWF)
Wenn es um das konkrete Tun im Wald geht, treffen Waldbesitzerinnen in Bayern ihre Entscheidungen vor allem zusammen mit dem Partner/Mann und/oder der örtlichen Waldbesitzervereinigung. Dafür eignen sie sich Wissen über den Wald und Fertigkeiten für die Waldbewirtschaftung an. Wie Erkenntnisse aus Fem4Forest verdeutlichen, wollen Frauen in Sachen Wald mitreden können. Die im Projekt durchgeführten Pilotaktionen setzen bei diesem Interesse an.
Die »Gläserne Decke« im Forstbereich
Diese »Gläserne Decke« im Forstbereich – also das Phänomen, dass bestimmte Gruppen nicht oder nur kaum in Führungspositionen aufsteigen – thematisierte Fem4Forest beim Bayerischen Forstfrauen-Treffen im Oktober 2022. Das Treffen wurde von den Gleichstellungsbeauftragten der Forstverwaltung und der Bayerischen Staatsforsten mit Unterstützung des Fem4Forest-Projekts organisiert. Die rund 40 Teilnehmerinnen diskutierten das Thema »Führung im Forst« im Rahmen eines sogenannten »World Cafés«. Sie widmeten sich dabei routierend folgenden auf fünf Tische verteilten Fragestellungen:
- Was bedeutet Führung und was sind aus eurer Sicht typische Führungsaufgaben?
- Was wünscht ihr euch von einer Führungskraft?
- Was brauchen Frauen im Forst, um Führungsrollen/-aufgaben zu übernehmen?
- Ist Führung in Teilzeit im Forst machbar? Welche Rahmenbedingungen braucht es hierfür?
- Bedeutet die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen Karriereknick für Frauen und Männer? Wenn ja: Was braucht es, damit sich das ändert?
Die Workshop-Methode des World Cafés wurde erstmalig bei den seit 1998 jährlich stattfindenden Forstfrauen-Treffen angewandt. Das partizipative Verfahren dauerte insgesamt circa drei Stunden. Die Teilnehmerinnen erhielten eine Zusammenfassung der Ergebnisse, darauf aufbauend formulierte das Organisations-Team Kernbotschaften für Personalverantwortliche. Diese sollen in einem gesonderten Treffen gemeinsam beraten werden. Die Botschaften liefern wertvolle Anregungen, wie der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei Forstverwaltung und Staatsforsten gesteigert werden kann.
Förderung des weiblichen Nachwuchses durch Mentoring
Die Schulungsteilnehmerinnen aus Bayern haben den Leitfaden komprimiert und für die Zielgruppe aufbereitet. Die daraus hervorgegangene »Handreichung Mentoring im Forst« stellt auf acht Seiten dar, was Mentoring ist und im Forstbereich leisten kann. Zudem enhält sie praktische Tipps und eine Checkliste. Die Handreichung ist ein Novum an der HSWT, bislang gab es dort keine vergleichbare Richtschnur. Auch von anderer Seite gibt es reges Interesse: Forstverwaltung und Staatsforsten wollen das Mentoring intern unterstützen. Da sich das Mentoring bisher auf den weiblichen Nachwuchs der QE3-Ebene beschränkt, soll die Handreichung darüber hinaus Anregung für die Einführung eines Mentorings auf QE4 Ebene sein.
Von Fem4Forest zu Fem2Forest
Abb. 4: World Café beim Forstfrauen-Treffen 2022 (© Kathrin Böhling, LWF)
Fem4Forest hat gezeigt, dass der Forstbereich gewinnt, wenn Frauen sich verstärkt einbringen – etwa durch neue Angebote für Waldbesitzerinnen oder durch Optionen zur Förderung weiblicher Nachwuchskräfte. Hier setzt das Nachfolge-Projekt Fem2Forest an, das im November 2022 beantragt wurde. Fem2Forest hat das Ziel, den Anteil von Frauen in Forstberufen bis 2030 deutlich zu erhöhen. Jungen Frauen sollen im ländlichen Raum attraktive Berufsmöglichkeiten in der Forstwirtschaft geboten werden, um Abwanderungstendenzen entgegenzuwirken. Gleichzeitig soll Fem2Forest dazu beitragen, dass forstliche Arbeitgeber ihrem Anspruch, modern und kompetent zu agieren, besser gerecht werden. Die Bedeutung des Forstbereichs für die Entwicklung ländlicher Räume verbindet die in Fem2Forest eingebundenen Länder.
Zusammenfassung
Was ist Mentoring?
Mentoring gleicht einer Art »Patenschaft«. Das heißt, eine erfahrene Mentorin/ein erfahrener Mentor gibt Wissen und Erfahrung an die/den Mentee weiter. Mentoring ist: Persönlich – Mentee und Mentorin/Mentor stehen in direktem Kontakt miteinander.
Individuell – die/der Mentee mit ihren/seinen Fragen und Herausforderungen steht im Fokus
Erfolgsorientiert – beide Seiten möchten die persönliche und berufliche Entwicklung der/des Mentee positiv beeinflussen