Waldbewirtschaftung – wer soll die Kosten tragen? - LWF aktuell 135
von Roland Schreiber, Helena Eisele, Dr. Kathrin Böhling, Jasper Juschka
Abb. 1: Besprechung einer Hiebsmaßnahme im Wald; doch wer soll für die Bewirtschaftungskosten aufkommen? (© Robert Götzfried)
Der Aufwand für die Waldbewirtschaftung hat zugenommen. Ergebnisse des Testbetriebsnetzes Kleinprivatwald (< 50 ha) zeigen, dass sich die in den von Wetterextremen und Kalamitäten geprägten Jahren 2016/2017 gestiegenen Ausgaben für Holzernte, Waldpflege und -schutz nur dann rentieren, wenn Waldbesitzende für sich selbst keine Lohnkosten einkalkulieren. Privatwaldbetriebe mit größeren Flächen (> 200 ha) erwirtschaften über 90 % ihres Ertrags aus der Holzernte. Das Projekt »Soziokulturelles Waldmonitoring Bayern« liefert Antworten auf die Fragen, wer aus Sicht der Bevölkerung die Waldbewirtschaftungskosten tragen soll und welche Ziele bei der Verwendung von öffentlichen Mitteln verfolgt werden sollten.
Im Projekt »Soziokulturelles Waldmonitoring Bayern – WaMos Bayern« wurde im Jahr 2020 in Anlehnung an Untersuchungen aus der Schweiz und Baden-Württemberg eine repräsentative Bevölkerungsumfrage von insgesamt 3.504 Personen zum Thema Wald erstellt und ausgewertet. Die Studie wirft einen aktuellen Blick auf das gesellschaftliche Stimmungsbild zu wichtigen forstpolitischen Fragen. Im vierten Beitrag unserer Artikelserie »Die Bayern und ihr Wald« beschäftigen wir uns mit den Kosten der Bewirtschaftung.
Wer soll für die Kosten der Bewirtschaftung aufkommen?
Abb. 2: 50 % der Befragten sprechen sich mit einem klaren »Ja« dafür aus, dass Verkehr und Industrie für Waldbewirtschaftungskosten aufkommen sollten – aber auch Waldeigentümer, die öffentliche Hand sowie Waldbesitzer und Holznutzer werden hier in der Verantwortung gesehen. (© LWF)
Welche Bewirtschaftungsziele sollten aus öffentlichen Mitteln finanziert werden?
Abb. 3: »Viel« öffentliches Geld soll nach Angaben der Befragten vor allem für Naturschutzmaßnahmen sowie für Maßnahmen zur Erhöhung der CO2-Speicherkapazität, zur Anpassung von Wäldern an den Klimawandel sowie zum Schutz vor Naturgefahren verwendet werden. (© LWF )
Bestehende Förderprogramme für Waldbesitzende in Bayern
- rund 84 Mio. Euro auf die Förderung waldbaulicher Maßnahmen einschließlich Waldschutz (WaldFÖPR2020),
- rund 2,8 Mio. Euro auf die Förderung von forstlicher Infrastruktur (FORSTWEGR 2016),
- rund 6 Mio. Euro auf die Förderung forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse (FORSTZUSR 2021) und
- 10,4 Mio. Euro auf die Förderung freiwilliger Naturschutzmaßnahmen (VNPWaldR 2021)
Abb. 4: Das Belassen von Totholz im Wald ist aktiver Naturschutz; die Verwendung öffentlicher Gelder für Maßnahmen dieser Art stoßen auf breite Unterstützung bei den Befragten (© G. Brehm, AELF Fürstenfeldbruck)
Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm Wald (VNPWaldR 2021) honoriert freiwillige Leistungen, die Eigentümer oder Nutzungsberechtigte für den Natur- und Artenschutz in Wäldern erbringen. Ziel dieser Förderung ist es, die Vielfalt an Arten und Lebensräumen zu erhalten und zu entwickeln.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat Mitte 2021 die Einführung eines Modells zur langfristigen Honorierung von Klimaschutzleistungen des Waldes angekündigt. Eine wichtige Grundlage dürfte hierbei das vom Thünen-Institut entwickelte Konzept zur Honorierung von Ökosystemdienstleistungen sein (Elsasser et al. 2020). Ziel ist, anstelle von einzelnen Maßnahmen die tatsächlichen Leistungen der Forstwirtschaft für den Klima- und Biodiversitätsschutz sowie für Erholungs- und Schutzleistungen zu honorieren. Die Agrarministerkonferenz (AMK) aus Bund und Ländern hat kürzlich die Auszahlung von öffentlichen Mitteln an Waldbesitzende beschlossen, um Anreize für den Erhalt und die Erweiterung der CO2-Speicherkapazität zu setzen. Hierfür soll der Klima- und Energiefonds genutzt werden, der sich unter anderem aus Einnahmen, die Energiewirtschaft und Teile der Industrie für den Ausstoß von CO2 zahlen müssen, finanziert. Die AMK reagiert damit auf eine Forderung von Waldbesitzerverbänden, zusätzliche Einnahmemöglichkeiten zu schaffen (vgl. Eberl 2022).
Fazit
Zusammenfassung
»Die Bayern und ihr Wald«
Wald dient uns Menschen nicht nur als Erholungsort in der Corona-Pandemie, sondern ist gleichzeitig Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Holzlieferant oder auch helfende Kohlenstoffsenke im Klimawandel. Darüber, wie der Wald am besten unsere vielfältigen Bedürfnisse erfüllen kann, diskutieren die unterschiedlichen Interessensvertreter (Forstwirtschaft, Naturschutz, usw.) mitunter heftig. Aus diesem Grund ist es interessant herauszufinden, welche Einstellung die bayerische Bevölkerung zum Wald hat und wie sie zu Fragen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes oder des Klimawandels steht.
Im November 2020 fand eine Befragung von insgesamt 3.504 Personen mittels eines Online-Fragebogens statt. Die Teilnehmenden wurden anhand einer bestimmten Quotierung nach Alter, Geschlecht und räumlicher Verteilung auf die Städte und Landkreise in Bayern ausgewählt und bilden einen Querschnitt der bayerischen Bevölkerung ab. Mit 64 Einzelfragen wurden Angaben zu zahlreichen Themenblöcken erhoben: Produktionsfunktion, Ökologie im Wald, Erholung, Waldfunktionen, Waldzustand, Waldfläche, Waldpräferenzen, Klimawandel, Umwelt-Werthaltung, Information und Kommunikation sowie Demografie. Die umfangreichen Befragungsergebnisse werden in der Artikelserie »Die Bayern und ihr Wald« in LWF aktuell thematisch aufbereitet veröffentlicht.
Literatur
- AMK (2022): Ergebnisprotokoll der Agrarministerkonferenz am 1. April 2022, Vorsitz: Minister Sven Schulze, Sachsen-Anhalt. URL: https://www.agrarministerkonferenz.de/documents/endgueltiges-ergebnisprotokoll-amk-01april-2022_1649841270.pdf (zuletzt: 13.04.2022)
- AMK (2022): Ergebnisprotokoll der Agrarministerkonferenz am 1. April 2022, Vorsitz: Minister Sven Schulze, Sachsen-Anhalt. URL: https://www.agrarministerkonferenz.de/documents/endgueltiges-ergebnisprotokoll-amk-01april-2022_1649841270.pdf (zuletzt: 13.04.2022)
Bayerisches Staatsminsiterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF): Finanzielle Förderung für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. URL: https://www.stmelf.bayern.de/wald/waldbesitzer_portal/048717/index.php - Eberl, J. (2022): Honorierung der Klima- und Gemeinwohlleistungen des Waldes. Vortrag bei AGDW-Waldsymposium am 21.03.2022.
- Eisele, H.; Juschka, J. (2022): Wald bewirtschaften? Ja, Nein – Und wie? LWF Aktuell 1 / 2022, S. 4-7.
- Elsasser, P.; Köthke, M.; Dieter, M. (2020): Ein Konzept zur Honorierung von Ökosystemdienstleistungen der Qälder. Thünen Working Paper 152.
- Hastreiter, H. (2019): Privatwaldbewirtschaftung. Testbetriebsnetz Kleinprivatwald 2017: Energieholz steht bei den Waldbesitzern im Vordergrund – meist für den Energiebedarf. LWF Aktuell 2 / 2019, S. 48-49.
- Hegetschweiler, T.; Salak, B.; Wunderlich A.C.; Bauer, S.; Hunziker, M. (2022): Das Verältnis der Schweizer Bevölkerung zu ihrem Wald. Waldmonitoring soziokulturell WaMos3. Ergebnisse der nationalen Umfrage. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.
- Hunziker, M.; Lindern von, E.; Bauer, N.; Frick, J. (2012): Das Verhältnis der Schweizer Bevölkerung zum Wald. Waldmonitoring soziokulturell: Weiterentwicklung und zweite Erhebung – WaMos 2. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.
- Gaggermeier, A. (2021): Ergebnisse BMEL Testbetriebsnetz Forst: www.lwf.bayern.de/waldbesitz-forstpolitik/beratung/index.php.