Fichtenaltholz mit Buchenvoranbau

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auch: Rottanne, Rotfichte; Englisch: Norway spruce, Common spruce
Die Gemeine Fichte (Picea abies (L.) KARST.) - Baum des Jahres 2017

Im Jahre 2008 haben Wissenschaftler in Schweden in der Provinz Dalarna eine Fichte entdeckt, die sie auf ein Alter von 9.550 Jahren datiert haben. Sie ist damit der älteste lebende Baum der Welt. Sie hat selbst widrige klimatische Umstände überlebt, weil sie aus einem Wurzelstock immer neue Stämme austreiben konnte.

Verbreitung

Karte von Europa mit blau gekennzeichneter Fichtenverbreitung.Zoombild vorhanden

Fichtenverbreitung in Europa (EUFORGEN,2013)

Natürlicherweise kommt die Fichte in feucht-kühlen Regionen Europas und Asiens vor. Deshalb findet man sie in Europa vor allem in den Taigas Skandinaviens und Russlands sowie in den höheren Lagen der Mittelgebirge und in den Hochgebirgen. Von Natur aus daher beträgt ihr Anteil an der Waldzusammensetzung Deutschlands nur wenige Prozent.

Aufgrund Ihrer wirtschaftlichen Attraktivität und Ihrer Anspruchslosigkeit wurde sie weit über Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus angebaut. So beträgt der Anteil der Fichte an der Waldfläche Deutschlands heute 25,4%. In Bayern erreicht sie derzeit 41,8%. Durch den Waldumbau von Reinbeständen hin zu mehr Mischwäldern geht der Fichtenanteil in den letzten Jahrzehnten zurück.

Podcast zur Fichte

Fichte - Baum des Jahres 2017

Teaser Podcast Fichte

Die häufigste Baumart Deutschlands – die Fichte – ist der Baum des Jahres 2017. Picea abies ist für die einen der bayerische „Brotbaum“, für die anderen der Problembaum im Klimawandel. Was alles in der Fichte steckt und wie ihre Stellung im Wald künftig aussehen könnte, erzählt uns Wolfgang Sailer, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Augsburg.

Kurzportrait Gemeine Fichte

Systematik
KlassePinopsida = Nadelhölzer
UnterklassePinidae = Zapfenträger
OrdnungPinales = Kiefernartige
FamiliePinaceae = Kieferngewächse
GattungPicea = Fichten
ArtPicea abies (L.) KARST. = Gemeine Fichte
Gestalt
Monopodialer Wuchs; Höhe bis 60m, BHD bis 1,5m; Krone regelmäßig kegelförmig; Unterscheidung von Kamm-, Bürsten- und Plattenfichte
Triebe
Junge Fichtenzweige mit feinen Furchen und charakteristischen, abstehenden Nadelstielchen
Knospen
Knospen kegelförmig, kastanienbraun, harzig
Nadeln
Vierkantig, stechend-spitz, glänzend grün; auf stark vorspringenden Blattkissen; verbleiben in der Regel sieben Jahre am Baum
Rinde
In der Jugend rötlich-braun und feinschuppig; mit dem Alter graubraune, in unregelmäßigen Schuppen abblätternde Rinde
Blüten
Blüht zwischen Mai und Juni; einhäusig; männliche Blüten an den vorjährigen Trieben, von karminrot nach gelb übergehend; weibliche Blüten endständige, aufrechte, rötlich-grüne Zäpfchen
Zapfen
Samenreife im Oktober, Zapfen verbleibt ein Jahr am Baum; Zapfen braun, holzig, hängend, nach dem Ausfliegen der Samen als Ganzes abfallend; 10-15cm lang und 3-4cm dick
Samen
Geflügelt, einförmig, einfarbig kaffeebraun
Bewurzelung
Tellerförmiges Wurzelsystem mit Senkern. Vor allem bei mangelnder Durchlüftung des Bodens (Staunässe) Flachwurzler,
Höchstalter
Etwa 600 Jahre

Klimahülle

Klimahülle der Fichte (Picea abies) in Bayern. Auf der X-Achse ist der durchschnittliche Jahresniederschlag in mm, auf der Y-Achse die Jahresdurchschnittstemperatur in °C zu finden. Das zukünftige trockenere und wärmere Klima Bayerns ist rot markiert. Das für die Fichte optimale Klima, welches als grüne Fläche eingezeichnet ist, deckt sich nur in Teilen mit dem künftigen Klima in Bayern. Der gegenwärtige Klimabereich Bayerns ist blau umrandet und mit blauen Dreiecken schraffiert und deckt sich in großen Teilen mit dem Fichtenoptimum.

Klimahülle Gemeine Fichte: x-Achse: Jahresniederschlag in mm; y-Achse: Jahresmitteltemperatur in °C
Fichtenaltholz mit Verjüngung (Foto: T. Binder, AELF FFB)

Fichtenaltholz (Foto: T. Binder, AELF FFB)

Junge rot-grüne Fichtenzapfen an Zweig.

Rotgrüne Zapfen am Zweig (Foto: G. Huber)

Nahaufnahme frischer Fichtentriebe.

Junge Fichtentriebe (Foto: G. Huber)

Nahaufnahme der Fichtenrinde (Foto: J. Böhm)

Fichtenrinde (Foto: J. Böhm)

Holzpolter vor lichtem Altholz.

Holzpolter (Foto: J. Böhm)

Waldbauliche Behandlung

Fichtenaltbestand mit RotbuchenvoranbauZoombild vorhanden

Voranbau mit Rotbuche
(Foto: Ottmar Ruppert)

Beim Anbau der Fichte auf ungeeigneten Standorten sowie bei fehlender Pflege steigt das Risiko für Schäden durch Schneebruch, Borkenkäfer und Windwurf. Durch den Klimawandel wird dieses Risiko sehr wahrscheinlich zunehmen.

Wo die Fichte standörtlich möglich ist sollte sie daher in Mischung mit anderen Baumarten angebaut und durch Pflege und Durchforstung stabilisiert werden.
Stabilisierung
Hauptsache für instabile Bestände ist das gleichförmige überdichte Aufwachsen zu vieler sich bedrängender Bäume. Von entscheidender Bedeutung für die Bestandesstabilität ist eine ausreichende aber nicht zu hohe Anzahl an stabiler Einzelbäume. Zu dem Kollektiv dieser zu stabilisierenden Einzelbäumen (sogenannte Zukunfts- oder kurz Z-Bäume) solle auch ausreichend Mischbaumarten gehören.

Als Z-Bäume werden bereits im jungen Alter besonders kräftige Bäume ausgewählt und durch Entnahme von bedrängenden Nachbarbäumen gefördert. Als Bedränger gelten Bäume, welche mehr als 2/3 der Höhe des ausgewählten Z-Baumes aufweisen und diesen mit den Ästen berühren. Diese Behandlung wird regelmäßig im Abstand von 5-10 Jahren wiederholt, bis die gewünschte Zielstärke erreicht ist, wobei mit steigendem Alter die Behandlungsintervalle größer werden können.(anfangs 5, später 10 Jahre)
Verjüngung
Die Verjüngung von Fichtenbeständen soll bei ausreichender Stabilität des Bestandes kleinräumig (femelartig) erfolgen und sich so über mehrere Jahrzehnte erstrecken. Durch kleinräumige Lichtstellungen und längerfristige schattige Bereiche werden so die Lichtsituationen für die unterschiedlichen Ansprüche von Mischbaumarten (v.a. Tanne, Buche) geschaffen. Fehlen Mischbaumarten im Ausgangsbestand, so sollten diese durch rechtzeitigen Voranbau eingebracht werden Gegebenenfalls müssen dies bei fehlenden Samenbäumen rechtzeitig auch künstlich über Saat oder Pflanzung eingebracht werden.

Waldschutz

Die Fichte ist als boreale Nadelbaumart anfällig gegenüber Wärme und Trockenheit. Windwurfgefahr droht in Reinbeständen, vor allem auf staunassen und grundfeuchten Standorten oder, wenn sie undifferenziert und ungepflegt dicht aufwachsen. In der Jugend ist sie auf ungeschützten Freiflächen empfindlich gegenüber Spätfrösten Außerhalb ihres Optimumgebietes sind Fichtenbestände stärker durch Insekten und Pilze bedroht.
Schadinsekten
Die bekanntesten Schadinsekten an der Fichte sind sicherlich die Borkenkäfer. Sowohl der Buchdrucker (Ips typographus) als auch der Kupferstecher (Pityogenes calcographus) bereiten der Fichte immer wieder Probleme, in dem ihre Larven zwischen Rinde und Holz das lebensnotwendige saftführende Bastgewebe fressen.

Die Gefährdung steigt in gleichaltrigen, schlecht gepflegten Reinbeständen, nach Schwächung durch Wetterextreme (Hitze, Trockenheit und mechanische Schädigung nach Sturm) und wiederum durch Anbau auf weniger geeigneten Standorten.

In Forstkulturen mit frischen Altholzstümpfen kommt es immer wieder zu Fraßschäden an der Rinde durch den Großen Braunen Rüsselkäfer (Hylobius abietis).

Die Fichtengespinstblattwespe (Cephalcia abietis) zählt bei Massenvermehrung in durch Trockenheit oder Immissionen vorgeschädigten älteren Fichtenwäldern zu den bestandsbedrohenden Schädlingen.

Die Nonne (Lymantria monacha) gehört zu den Kleinschmetterlingen. Ihre Raupen können bei einer Massenvermehrung ganze Bestände kahlfressen, was i.d.R. stets das Abstreben der Bestände zur Folge hat.
Pilze
Die Fichtennadeln werden von verschiedenen Pilzarten geschädigt. Die wichtigsten davon sind die Fichtennadelröte (Lophodermium piceae), der Fichtennadelritzenschorf (Lirula macrospora), der Fichtennadelrost (Chrysomyxa ssp.) und die Nadelbräune der Fichte (Rhizosphaera ssp.).

Große Probleme bereitet auch der Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum). Er ist der Erreger der Rotfäule an der Fichte. Er geht über die Wurzeln in den Stamm über und baut dort zunächst das Lignin und später auch die Cellulose ab.

Die Kernfäule ist bei der Fichte ökonomisch sehr bedeutend. Eintrittspforten für den Pilz entstehen durch Wurzelkontakte mit infizierten Wurzeln, Wundinfektion nach mechanischen Beschädigungen bei Holzernte, Rückung und Befahrung, Rotwildschälung und ggf. durch ungünstige standörtliche Gegebenheiten.

Holzverwendung

Im Verhältnis zum relativ geringen Gewicht besitzt das Holz der Fichte gute Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften. Es ist von gleichmäßiger, meist gelblichweiser Farbe. Splint- und Kernholz unterscheiden sich nicht voneinander.

Das Fichtenholz eignet sich hervorragend als Bau- und Konstruktionsholz, ist allerdings wenig witterungsfest und muss daher bei einer Verwendung im Außenbereich geschützt werden. Es ist das mit Abstand am meisten verwendete Bauholz in Deutschland. Auch im Wohnungsbau, im Innenausbau und im Möbelbau wird es vielseitig eingesetzt.
Des Weiteren stellt sie das wichtigste Massenholz für die Holzwerkstoff- sowie für die Papier- und Zellstoffindustrie dar.

Holzeigenschaften der Fichte Externer Link

Lebensraum Fichte

Fichtenwälder bieten gut gedeckte und geschützte Strukturen, die viele verschiedene Vogelarten zum Brüten und zur Nahrungssuche benötigen. Dazu zählen beispielsweise der Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra) oder der Waldbaumläufer (Certhia familiaris).

In natürlichen Fichtenwäldern dringt wenig Licht auf den Waldboden. Daher bietet er vor allem Pflanzen, deren Versorgung von der Photosynthese weitgehend unabhängig ist, ein geeignetes Biotop. An diese Verhältnisse besonders angepasst ist der Fichtenspargel (Monotropa hypopitys), der eine Symbiose mit der Fichte eingeht.

Die serbische Fichte (Picea omorika)

Diese Baumart stammt aus einem nur 60ha großen, schwer zugänglichen Gebiet im serbischen Taragebirge. Sie wurde erst 1872 entdeckt.
Die Zapfen wachsen an vorjährigen Zweigen zuerst aufrecht oder seitlich abstehend, später hängend. Nach der Reife fallen sie als Ganzes ab.

Sie besitzt kurze, dichtstehende, herabhängende Äste mit aufwärtsgerichteten Spitzen. Die schmale Krone ist eine Anpassung an starken Schneefall, da die Last so leichter abrutschen kann. Gebirgsherkünfte unserer heimischen Fichte und anderer Baumarten zeigen auch dieses Merkmal.

Die Nadeln dieser Fichte sind mehr oder weniger vierkantig und haben Spaltöffnungsreihen auf allen Flächen oder sie sind flach und haben nur Spaltöffnungsreihen auf der Unterseite. Der Blattgrund ist nicht grün gefärbt, sondern mit dem Zweig verwachsen (Blattkissen) und weist dessen Rindenfärbung auf, durch diese herablaufenden Blattkissen ist der Zweig gefurcht und nach dem Abfallen der Nadeln rau.

Die Endknospe verschwindet zwischen den unterseits bläulichgrünen und mit zwei weißen Streifen und deutlicher Mittelrippe versehenen Nadeln, die 10 bis 12 Jahre am Zweig bleiben. Die unreifen Zapfen sind dunkelviolett.

Die Serbische Fichte war im Tertiär über weite Teile Europas verbreitet. Sie ist standorttolerant, frosthart und relativ unempfindlich gegen das Stadtklima. Sie verträgt weniger Schatten und wurzelt etwas tiefer als unsere heimische Fichte, ist aber kaum durch Insekten gefährdet.

Weiterführende Informationen zur Fichte