Wald kompakt - LWF aktuell 150
Dolomitkiefernwälder der nördlichen Frankenalb
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Probenentnahme mit Hilfe einer Drohne mit speziellem Anbaugerät (© S. Ecke, LWF)
Hinter dem Natura 2000-Code „91U0" verbergen sich „Kiefernwälder der sarmatischen Steppe", die sich in Bayern unter anderem auf der fränkischen Alb finden. Dort gründen die lichten, trockenen Dolomitkiefernwälder (Buphthalmo-Pinetum) auf Dolomitkuppen des Nördlichen Frankenjuras. Die Waldkiefer (Pinus sylvestris[/i]) tritt hier bestandesbildend als Klimaxbaumart auf. In diesen „Monokulturen", die bis in die 1950er Jahre durch eine regionaltypische Waldwirtschaft geprägt waren, dringt aufgrund der charakteristischen Kronenform der Kiefern im Vergleich zu Laubmischwäldern viel Licht bis in die Krautschicht vor. Dies – und die besondere Bodenbeschaffenheit – macht derartige Kiefernwälder zum Teil eines besonders schützenswerten FFH-Lebensraumtyps und bietet seltenen Pflanzen- und Tierarten wie z. B. den Orchideen Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra) oder dem Frauenschuh (Cypripedium calceolus) wertvolle Rückzugsräume.
Für diese Dolomitkiefernwälder wird immer wieder diskutiert, ob es sich um autochthone, genetisch isolierte Vorkommen der Waldkiefer handeln könnte. Ist dies der Fall, sollten Waldkiefern der Dolomitkuppenalb genetische Unterschiede zu anderen bayerischen Waldkiefern aufweisen. Um dies zu untersuchen, müssen Individuen von Dolomitstandorten genetisch analysiert und mit anderen Waldkiefern verglichen werden.
Um Material für DNS-Analysen zu erhalten, sammelten Mitarbeiter der Abt. 3 „Bergwald und Waldbau" im Rahmen des WaKieBy-Projekts Nadelproben aus einem Waldkiefernbestand bei Velden/Neuhaus a. d. Pegnitz. Die Zweigabschnitte der Kiefern wurden mit Hilfe einer Drohne mit speziellem Anbaugerät entnommen (siehe Foto). Sie besitzt einen Greifarm mit Kreissägeblatt, mit dem die Proben effizient von stehenden Bäumen gewonnen wurden. Die Zweige der Probebäume werden momentan am Amt für Waldgenetik in Teisendorf untersucht und mit Proben anderer Waldkiefern aus Nordbayern verglichen, um eventuell vorhandene genetische Unterschiede zu identifizieren.
Sind die Waldkiefern auf Dolomitkuppen genetisch verschieden und zeigen die Dolomitkiefernwälder eine höhere Trockenheitstoleranz, könnten diese Waldbestände (z. B. zur Saatgutgewinnung) für den zukunftsorientierten Waldbau im Klimawandel eine Rolle spielen.
Forschung stärkt Moorschutz im Privat- und Körperschaftswald
Moorwälder machen ein Drittel der bayerischen Moorfläche aus. Das sind etwa 60.000 Hektar bewaldete Moorböden. Ihr Erhalt und die Optimierung ihrer Beiträge für den Klimaschutz, den Landschaftswasserhaushalt und zur Biodiversität liegen im öffentlichen Interesse.
Im Staatswald sind bereits umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen erfolgt. Über die Hälfte der Moorwälder ist jedoch im Eigentum von privaten Waldbesitzern (51 %), Kommunen und anderen Körperschaften (5 %). Hinzu kommen 2 % Wald auf organischen Böden in Bundesliegenschaften.
Das Peatland Science Center (PSC) der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und die LWF haben daher aktuell ein Projekt zu Moorwäldern im Privat- und Körperschaftswald gestartet. Ziel ist die Verbesserung der Wissensbasis zu den Moorwäldern im Privat- und Körperschaftswald.
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Reich vorhandene Torfmoosbulte im Reicholzrieder Moor bei Dietmannsried zeigen: Intakte Moorwälder sind wachsende, klimafreundliche Moore. (© S. Müller-Kroehling)
In dem Projekt wird zunächst geprüft, welche Informationen zu den Moorböden aus verschiedenen vorhandenen digitalen Kartenwerken wie der Bayerischen Moorbodenkarte nutzbar sind. Ziel ist, realistischer einschätzen zu können, wo exakt die großen und auch zahlreichen kleinen Moorflächen liegen und welche Ausdehnung sie heute noch haben. Denn die Flächeninformationen sind nicht nur verstreut und inhomogen, sie sind vielfach auch veraltet. Der Grund dafür ist, dass sich die Moore in den letzten Jahrzehnten infolge der Entwässerung oft stark verändert haben. In entwässerten Mooren schrumpft der Moorkörper, er verliert an Mächtigkeit und das Moor an seinen Rändern an Fläche.
Zukünftig können nach Abschluss des Projektes mit Zustimmung der Waldbesitzer in Frage kommende Moorwaldflächen besser identifiziert werden, um abzuschätzen, welche Maßnahmen dort zur Wiedervernässung machbar sind. Für die evtl. anschließende Umsetzung sollen neben Landesprogrammen wie den Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien auch die angekündigten Förderprogramme des Bundes genutzt werden.
HSWT und LWF setzen zur Methodenentwicklung zunächst auf fünf Pilotgebiete, in denen die Grundeigentümer den Wunsch nach aktuellen Moorkarten für ihre Waldflächen geäußert haben. Unter anderem kommen digitale Geländemodelle und Fernerkundungsdaten zum Einsatz. Mit Ergebnissen wird Mitte 2025 gerechnet. Finanziert wird das Projekt durch das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.
Dr. Stefan Müller-Kroehling
Neue forstliche Forschungsprojekte genehmigt
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Die LWF verfügt über mehrere Labore, die wichtige Grundlagendaten für zahlreiche Forschungsprojekte liefern. (© T. Hase)
Fünf neue Forschungsprojekte werden durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus gefördert. Das Themenspektrum umfasst eine Reihe von forstlichen Zukunftsthemen. Ein Projekt beschäftigt sich mit dem Einfluss von Wildverbiss auf die Waldverjüngung unter Berücksichtigung der waldbaulichen, ökologischen und ökonomischen Konsequenzen. Ein weiteres Projekt hat die Quantifizierung von Abflusskomponenten und Wasserspeicherpotentialen in forstlich genutzten Wassereinzugsgebieten zum Gegenstand. Die Entwicklung eines satellitengestützten Waldmonitorings für Bayern ist Inhalt eines weiteren Projektes. Die Suche nach trockenheitsangepassten Erntebeständen für Waldbäume und eine Trendanalyse der Bodenzustandserhebung unter Berücksichtigung von Kohlenstoff und Bodenvegetation stehen im Zentrum der beiden letzten Projekte.
Die Projekte wurden auf Basis der Empfehlung des Kuratoriums für Forstliche Forschung gefördert. Antragsteller der Projekte waren die Technische Universität München, das Bayerische Amt für Waldgenetik sowie die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Ein weiteres Projekt zu den Auswirkungen verschiedener Verfahren maschineller Kulturflächenvorbereitung, das vom Kuratorium ebenfalls positiv bewertet wurde, wird voraussichtlich in Kürze gefördert.
Daneben wurden im vergangenen Jahr durch das Staatsministerium sieben Kurzprojekte mit einer Laufzeit von unter einem Jahr und einem begrenzten Finanzvolumen gefördert (sogenannte ST-Projekte). Themen waren hier unter anderem die Klimaschutzwirkungen von Waldmooren, Untersuchungen zu Schaddynamik und zu den Käfergemeinschaften absterbender Eichen, die Raumnutzung von Rehgeißen in der Kulturlandschaft und Mechanismen hinter den trockenheitsbedingten Absterbeerscheinungen bei der Buche.
Die Roteiche: Eine vieldiskutierte Baumart wird Baum des Jahres 2025
Mit der Roteiche (Quercus rubra L.) wurde zum vierten Mal eine Gastbaumart zum Baum des Jahres gewählt. Ihre Wahl ist allerdings nicht unumstritten. Kritiker fürchten durch den Anbau dieser Baumart negative ökologische Auswirkungen, Befürworter sehen in der Roteiche eine waldbaulich interessante Alternativbaumart im Klimawandel.
Die Roteiche wurde vor ca. 300 Jahren aus dem östlichen Nordamerika, wo sie ein sehr großes Verbreitungsgebiet besitzt, nach Europa gebracht und seither mit unterschiedlichem Erfolg in Deutschland angebaut. Gemäß den Zahlen der aktuellen Bundeswaldinventur 2024 spielt sie eine untergeordnete Rolle. Es gibt seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland Versuchsanbauten, die sowohl waldwachstumskundlich als auch ökologisch untersucht wurden. Das daraus gewonnene Wissen ist jedoch lückenhaft und bezieht sich meist auf bereits vergangene Wuchsbedingungen. Die ökologischen Grundcharakteristika der Roteiche (Halblichtbaumart, hohe Stockausschlagsfähigkeit, hohe Wurzelenergie, schlechte Streuzersetzung, große Selbstdifferenzierung sowie hohe Schadstoffresistenz) liefern Pro- und Contra-Argumente für ihren Anbau. Im Hinblick auf das Wachstum der Roteiche zeigen alle Versuchsanbauten einheitlich, dass Roteichen ein deutlich größeres Höhen- und Durchmesserwachstum aufweisen als die heimischen Eichenarten und damit eine höhere Massenleistung besitzen. Die Wertleistung bleibt allerdings hinter den heimischen Eichen zurück. Grundsätzlich scheint die Roteiche mit höheren Durchschnittstemperaturen zurecht zu kommen, sie stößt allerdings dort an Grenzen, wo eine Mindestniederschlagsmenge fehlt.
Eine Beteiligung der Roteiche am Waldaufbau erfordert keine speziellen Vorgehensweisen. Allerdings sollten Gründe für Anbaufehlschläge der Vergangenheit beachtet werden. So hat sich die Mischung wichtiger einheimischer Laubbaumarten (z. B. Buche und Eiche) mit Roteiche aufgrund unterschiedlicher Wuchsrelationen nicht bewährt. Eine Einbringung sollte daher immer trupp- oder gruppenweise erfolgen.
Die Roteiche ist keine Baumart für Grenzstandorte. Auf durchschnittlichen Standorten erscheint sie allerdings als interessante Nebenbaumart, die das einheimische Baumartenspektrum ergänzen kann. Weitere Informationen finden sich in der Praxishilfe „Klima – Boden – Baumartenwahl, Band 2" sowie in der 2025 erscheinenden LWF Wissen.
Grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch mit ThüringenForst
Anfang November 2024 trafen sich buchstäblich nur einen Steinwurf von der Thüringisch-Bayerischen Landesgrenze entfernt Forstamtsleiterin Katharina Pietzko und ihr Forstamtsteam (Forstamt Schleiz, ThüringenForst) mit Forstbeamten der bayerischen Forstverwaltung. Ort des Geschehens waren Privatwaldflächen bei Lichtenberg (AELF Bayreuth-Münchberg).
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Ralph König (AELF Bayreuth-Münchberg) und Paul Dimke (LWF Freising) erläutern den Kolleginnen und Kollegen das Saatprojekt BiMiSa und das Standortinformationssystem „BaSIS" (© LWF)
Fachlich ging es darum, sich einen Überblick über den bisherigen Erfolg des bayerischen Wald-Saatprojektes BiMiSa zu verschaffen und die ersten Erkenntnisse zu diskutieren. Bei dem Projekt war im Frühjahr 2023 auf insgesamt 20 Hektar Borkenkäferkahlfläche eine Mischung aus Douglasien, Weißtannen, Europäischer Lärche, Winterlinden und Birken ausgesät worden. Da das teure Forstsaatgut auf Waldbodenhumus oder Graswurzelfilz nur zu einem verschwindend geringen Teil erfolgreich keimen würde, wurde die Humus- und Wurzelschicht mit einem pflugähnlichen Scheibenräumgerät am Kranarm eines Harvesters streifenweise abgetragen und auf den freigelegte Mineralboden gesät.
Je nach Boden und Hangausrichtung stellte sich der bisherige Saaterfolg für die Anwesenden sehr unterschiedlich dar. In einigen Saatfurchen fanden sich im Schutz etwa ein Meter hoher Birken zahlreiche, bis 0,5 Meter hohe Douglasien, Lärchen und kleinere Weißtannen. Aber auch in den Bereichen mit nur spärlichem Sämlingsaufwuchs waren noch genügend Bäumchen vorhanden, so dass das Saatziel erreichbar erscheint. Einig war man sich, dass die Pflege von Saatflächen anspruchsvoll ist, da die kleinen Sämlinge von Gras und Brombeerranken ungleich stärker bedrängt werden als etwa größere Baumschulpflanzen. Darüber hinaus wurden Details der Privatwaldförderung in Thüringen und Bayern verglichen und das bayerische Standortinformationssystem (BaSIS) zur flächenscharfen Ermittlung der Baumarteneignung vorgestellt. Die Försterinnen und Förster der Bayerischen Forstverwaltung nutzen BaSIS auf ihren Laptops bei der Privatwaldberatung. Zum Schluss überschritt man zu Fuß die Landesgrenze und wärmte sich auf Thüringer Seite bei Reheintopf, Kaffee und Kuchen wieder auf.
Für die Idee und Organisation dieser gelungenen Veranstaltung zeichnete die Forstkollegin Linda Herpich (ThüringenForst, Forstamt Schleiz) verantwortlich, wofür ihr Dank und Lob aller Beteiligten sicher war.
Ausweg aus der Todesfalle: Hilfe für Amphibien
Weideroste findet man an vielen Forst-, Alm- und Wirtschaftswegen im Alpenraum. Während sie für Weidetiere oder auch jagdbares Wild eine unüberwindbare Barriere bilden, können sie für Kleintiere wie Amphibien, Reptilien, Käfer und Kleinsäuger zur tödlichen Falle werden. Fällt beispielsweise eine Erdkröte durch den Zwischenraum des Weiderostgitters in den darunterliegenden Schacht, kann das Tier ohne fremde Hilfe den Höhenunterschied nach oben nicht mehr überwinden und ist gefangen. Besonders in Landschaftsbereichen, die von Amphibien während der Wanderzeiten genutzt werden, ist die Fallenwirkung von Weiderosten enorm.
Abhilfe kann durch einfache, aber wirksame „Ausstiegshilfen" geschaffen werden. Die Fachstelle für Waldnaturschutz der Bayerischen Forstverwaltung in Oberbayern wird zusammen mit dem Forstbetrieb Wasserburg der Bayerischen Staatsforsten in den nächsten Monaten im Rahmen eines Umsetzungsprojektes erste Erfahrungen damit sammeln. Um breite Verwendung in der Praxis zu finden, sollen die Hilfen mit geringem Aufwand hergestellt und in bestehende Weideroste eingebaut werden können. Dazu werden alle 14 Weideroste im Ebersberger Forst Zug um Zug mit zwei unterschiedlichen Ausstiegshilfen durch Waldarbeiter ausgestattet.
Eine Variante der Ausstiegshilfe wird aus Lochblechen hergestellt. Die Forstwirte des Forstbetriebs Wasserburg bauen daraus eine schräg nach oben und aus dem Schacht führende „Kleintierstraße" zusammen (vgl. Abbildung). Die zweite Variante besteht aus einer Gewebematte, wie sie auch im Straßenbau verwendet wird. Der Aufwand kann erheblich verringert werden, wenn der Einbau der Ausstiegshilfen zeitgleich mit der periodischen Reinigung der Schächte unter den Weiderosten erfolgt.
In einzelnen Weiderosten werden Wildkameras als „Kleintier-Blitzer" angebracht, um die Wirksamkeit der unterschiedlichen Ausstiegshilfen zu überprüfen und auszuwerten. Fällt die Auswertung positiv aus, soll die Maßnahme auf weitere Forstbetriebe in Oberbayern und Schwaben ausgeweitet werden.
Bereits im zeitigen Frühjahr beginnen die ersten Amphibien ihre Wanderungen. Möchte man sie vor der Falle eines Weiderostes schützen, müssen die Ausstiegshilfen noch vor den bevorstehenden Wanderaktivitäten installiert werden. Wenn Sie das nächste Mal über einen Weiderost gehen oder fahren, nehmen Sie sich die Zeit und werfen einen Blick in den Schacht. Sie werden überrascht sein, wie viele Lebewesen Sie beim genaueren Hinsehen in sehr vielen dieser Weideroste entdecken können. Bei Interesse unterstützen Sie die Fachstellen für Waldnaturschutz im Alpenraum gerne mit Informationen. So können weitere „Fallen" entschärft werden.
Stefan Gatter, Fachstelle Waldnaturschutz Oberbayern
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