Nachrichten aus dem Zentrum Wald-Forst-Holz - LWF aktuell 147
Das Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan - bestehend aus der Studienfakultät für Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement der TU München, der Fakultät Wald und Forstwirtschaft der HSWT und der Bayrischen LWF - vereint Forschung, Lehre und Beratung an einem Standort und bildet den Knotenpunkt forstlicher Kompetenz in Bayern.
Die neuesten Nachrichten und Informationen aus dem ZWFH finden Sie auf dieser Seite. Die Nachrichten aus dem Zentrum erscheinen auch stets in der jeweiligen Ausgabe der LWF aktuell.
1000 Euro Spende aus Weihenstephan für die Forstwaisenhilfe Baden-Württemberg
Bachelor-Abschluss-Jahrgang der Hochschule Weihenstephan Triesdorf (HSWT) der Fachschaft Forstwirtschaft (© C. Josten, LWF)
Der Verein der Forstwaisenhilfe ist eine in Deutschland einzigartige Organisation, die Waisen unterstützt, deren Eltern in Baden-Württemberg in der Forstwirtschaft gearbeitet haben. Das Ganze geschieht pragmatisch, schnell und unbürokratisch. Mit Soforthilfen kann die Zeit überbrückt werden, bis staatliche Sicherungs-Systeme greifen. Das kann mehrere Monate dauern! Die Forstwaisenhilfe füllt dabei eine echte Lücke im Sozialsystem.
Unterstützt werden Kinder, um sie in ihrer Entwicklung und Ausbildung zu fördern sowie den Kontakt zu anderen Familien nicht abreißen zu lassen. Die Solidargemeinschaft ist offen für sämtliche Beschäftigten der Forstverwaltungen aller Waldbesitzarten einschließlich der Forstunternehmen in Baden-Württemberg.
Johannes Trzebiatowski
Vom Hörsaal in den Wald: Motormanuelle Fällhilfen
Für viele der Studierenden waren dies die ersten professionellen Fällungen, die hautnah miterlebt werden durften. (© N. Behme-Kempe, HSWT)
Bei der anspruchsvollen Fällung von stärkerem Laubholz im grünbelaubten Zustand (überwiegend abgängige Eschen) wurde besonders auf eine ergonomi-sche und sicherheitstechnische Bewertung der Fällmethoden geachtet. Nach einer gewissenhaften Baumansprache und der Ermittlung der erforderlichen Hubkräfte, wählten die Studierenden die optimale Fällmethode aus. Dabei wurde besonders auf die potenzielle Gefahr durch Kronen- und stehendes Totholz im Arbeitsbereich geachtet. Bei der Fällung von totastbelasteten Bäumen empfiehlt sich in der Regel eine funkferngesteuerte Fällhilfe, welche eine moderne, flexible und besonders sichere Variante des Fällens aus der Ferne gewährleisten kann.
Niklas Behme-Kempe
28. Statusseminar zur forstlichen Forschung
Borkenkäferschäden im Frankenwald (© E. Reinosch)
Drohnenaufnahme von Baum-kronen (© T. Hase, StMELF)
Entwässerungsgraben im Grießenbacher Moos (© S. Müller-Kroehling, LWF)
An einigen Orten in Bayern ist die ausgerottete Wildkatze zurück: Dr. Wibke Peters von der LWF präsentierte die Ergebnisse ihrer Forschungen zur Dichte und Verbreitung der Wildkatze im Wald und Offenland.
Alexander Seliger von der Universität Bozen berichtete über die Erkenntnisse aus seinem Projekt zur Beurteilung des Waldumbaus von Nadelholzreinbeständen im Spessart. Er konnte nachweisen, dass durch Umbaumaßnahmen strukturreichere Wälder entstanden sind und fast alle Baumarten, außer der Fichte, an Bedeutung gewonnen haben.
Wildkatze (© R. Vornehm)
Seit 150 Jahren wird in Bayern auf einem landesweiten Netz von Versuchswäldern geforscht. Als Abschluss des Nachmittags präsentierte Enno Uhl von der LWF (vorher TUM) die Ergebnisse der kombinierten Mischbestandsdurchforstungsversuche. Zusätzlich stellte er die Konzeption für neu angelegte Versuchsflächen vor.
Das Statusseminar wird jährlich vom Zentrum Wald Forst Holz Weihenstephan in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und der Geschäftsstelle des Kuratoriums für Forstliche Forschung veranstaltet.
Dynamik und Anpassung der Naturwälder an den Klimawandel
Naturwaldreservat Jungholz bei Leipheim (© M. Ammich)
Die Häufung von Trockenjahren (2018, 2019, 2020) hat zu besorgniserregenden Waldschäden geführt und stellt die Forstwirtschaft und die Gesellschaft vor einige Herausforderungen. Aufgrund der langen Lebensdauer der Waldökosysteme und der Vielfalt der Waldflächen ist es schwierig, die Ursachen und Auswirkungen der Schäden eindeutig zuzuordnen. Forstleute, Verbände und die Öffentlichkeit suchen nach den richtigen Reaktionen auf diese Krise.
Häufung von Trockenjahren (2018, 2019, 2020) hat zu besorgniserregenden Waldschäden geführt. (© S. Thierfelder, AELF Schweinfurt)
Sie sind auch unverzichtbar, um herauszufinden, ob Wirtschaftswälder oder Naturwälder eine höhere Resistenz und Resilienz gegenüber Klimaveränderungen aufweisen und inwieweit waldbauliche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel möglicherweise durch selbstgesteuerte Walddynamik ersetzt werden können. Eine integrierte Analyse der Entwicklung in NWE-Wäldern in Verbindung mit benachbarten Wirtschaftswäldern verspricht Antworten auf diese drängenden Fragen.
Das Projekt untersucht das Ausmaß, die Stärke und die ökologischen Auswirkungen der dürre- und hitzebedingten Waldschäden in unbewirtschafteten Wäldern und vergleicht sie mit benachbarten Wirtschaftswäldern. Es wird geprüft, ob und unter welchen Bedingungen sich Wälder selbstgesteuert an den Klimawandel anpassen können und leitet daraus Empfehlungen ab, wie natürliche Prozesse in Anpassungsstrategien für Wirtschaftswälder integriert werden können. Wälder mit natürlicher Entwicklung sind ein wichtiges Referenzsystem für den Waldnaturschutz und den naturnahen Waldbau. Diese unbewirtschafteten Naturwälder bestehen zum Teil schon seit Jahrzehnten in Form von z. B. Naturwaldreservaten und Kernzonen von Nationalparks. Die Entwicklung der Waldschäden in den Trockenjahren 2018 und 2019 und die damit verbundenen Veränderungen in der Störungsregulation und der Lückendynamik zeigen, dass ihnen darüber hinaus in der Erkennung der Klimafolgen und der Anpassung der Wälder an den Klimawandel eine Schlüsselrolle zukommt. Das Projekt lotet dieses Potenzial einschließlich der Transfermöglichkeiten in Wirtschaftswälder aus und erarbeitet daraus Empfehlungen für das Risikomanagement und Klimaanpassungsstrategien.
Jakob Hiller, ZWFH
Hoher Besuch beim Jahresempfang des Zentrum Wald Forst Holz Weihenstephan
Finanzstaatssekretär Martin Schöffel (CSU) im Gespräch mit Dr. Peter Pröbstle (Präsident der LWF) und dem Vorsitzenden des Fördervereins Prof. Dr. Reinhard Mosandl (© J. Hiller ZWFH)
Präsident Dr. Pröbstle hob in seiner Begrüßungsrede die vorzügliche Zusammenarbeit im Zentrum zwischen Technischer Universität München (TUM), Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) hervor. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die drei Institutionen auf Augenhöhe, vor allem aber überaus erfolgreich zusammen. Auch Staatssekretär Schöffel – ein profunder Kenner des Hochschulstandorts Weihenstephan – stellte in seinem Grußwort die langjährige und wertvolle Zusammenarbeit in diesem weltweit einzigartigen forstlichen Kompetenzzentrum in den Mittelpunkt: „Die Zusammenarbeit im Zentrum Wald Forst Holz ist einmalig und zeigt, wie erfolgreich diese drei Partner im Sinne des Bayerischen Forst- und Holzsektors zusammenwirken – aus heutiger Sicht auch ein gutes Modell für die Zukunft", so Staatssekretär Martin Schöffel.
Das Weihenstephaner Wald-blech, das sich aus Forst-studierenden aus dem ZWFH zusammensetzt. (© J. Hiller)
Preisträger der Dätzel-Medaille 2024 mit Laudatoren (© J. Hiller ZWFH)
In vier Teilprojekten organisierten die Schülerinnen und Schüler einen Heckenschnitt, die Begründung einer Streuobstwiese und die Wiederaufforstung einer von Sturm und Borkenkäfer geschädigten Waldfläche. Sie lernten neben den Tätigkeiten auch die Hintergründe und das Fachwissen rund um die Projekte kennen. Die Schülerinnen und Schüler waren besonders begeistert vom Gedanken, Bäume für die eigene Zukunft und für nachfolgende Generationen zu pflanzen und somit einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft zu leisten. Für diese besonderen Leistungen überreichte Prof. Dr. Reinhard Mosandl, der Vorsitzende des Fördervereins Zentrum Wald Forst Holz e.V. gemeinsam mit Staatssekretär Schöffel die Dätzel-Medaille und Urkunde an die Preisträger.
Georg Dätzel war der erste Leiter der 1790 in München gegründeten und 1803 nach Freising-Weihenstephan verlegten Forstschule. Einen Einblick in die Arbeit Dätzels gibt sein „Lehrbuch für die pfalzbaierischen Förster". Der „Dritte Teil" dieses Buchs, „Die Holzzucht, Forstpflege und Forstnützung", wurde nun auf Anregung des Geschäftsführers Dr. Markus Schaller vom Kesselverlag neu aufgelegt. Das historische Lehrbuch wurde von Dr. Joachim Hamberger, dem Leiter des Bayerischen Amtes für Waldgenetik und Lehrbeauftragter für Forstgeschichte vorgestellt.
Jakob Hiller