Sabine Hahn und Franz Binder
Vier Jahrzehnte forstliche Ressortforschung - LWF aktuell 125
Die forstliche Forschung selbst ist in Bayern weit über 100 Jahre alt
1979, vor gut vier Jahrzehnten, gründete Bayerns Forstverwaltung eine eigene forstliche Ressortforschungseinrichtung. Hervorgegangen aus der universitär geprägten »Forstlichen Forschungsanstalt München« lag der Schwerpunkt der neugebildeten »Bayerischen Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt« auf einer praxisnahen Forschung, um rasch auf die Erfordernisse von Politik, Forstbehörden und Waldbewirtschaftern zu reagieren. Forstliche Forschung an sich wird in Bayern schon seit 140 Jahren betrieben.
Zoombild vorhanden
Abb. 1: Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hat seit 1992 ihren Sitz am Forstzentrum in Freising-Weihenstephan. (Foto: LWF)
Die erste forstliche Versuchsanstalt (FVA) in Bayern entstand bereits 1881 als »Königlich Bayerische Forstliche Versuchsanstalt « auf Initiative von August von Ganghofer, der seit 1875 das Forstliche Versuchsbüro im Bayerischen Finanzministerium und von 1881 bis 1897 die Bayerische Staatsforstverwaltung leitete.
60 Jahre später, im Jahr 1941, wurde aus der »Königlich Bayerischen Forstlichen Versuchsanstalt« die »Forstliche Forschungsanstalt München«. Von Beginn an war die forstliche Forschung eng mit der universitären Lehre und Forschung verknüpft, die forstlichen Lehrstuhlinhaber führten die Institute der Forstlichen Forschungsanstalt in Personalunion. Dies änderte sich 1979, als aus der organisatorischen Trennung von Universität und verwaltungseigener Forschungsanstalt die forstliche Ressortforschung hervorging.
Im Rahmen der Organisationsänderung der Forstlichen Forschungsanstalt blieben Lehre und Grundlagenforschung im universitären Bereich, die neugebildete »Bayerische Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA)« legt seither ihren Schwerpunkt auf die angewandte Forschung. Damit wurde den Forderungen Rechnung getragen, mehr problemorientierte und praxisnahe Lösungen zu erarbeiten, die von einer rein auf Erkenntnisgewinn ausgerichteten universitären forstlichen Forschung abwichen.
Seit über 40 Jahren obliegt die angewandte forstliche Forschung in Bayern damit einer selbstständigen Sonderbehörde, die dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zugeordnet ist.
Abb. 2: August Ritter von Ganghofer (Quelle: Wikipedia)
Abb. 3: Dr. Hanskarl Goettling (Foto: LWF-Archiv)
Das »Kuratorium für forstliche Forschung « – einzigartig in Deutschland
Zoombild vorhanden
Abb. 4: Ein Mal im Jahr berichten Wissenschaftler im Statusseminar über aktuelle Ergebnisse forstlicher Forschungsprojekte. (Foto: C. Josten, ZWFH)
Um eine effektive Zusammenarbeit mit der Forstwissenschaftlichen Fakultät weiterhin zu sichern, wurde zeitgleich mit Gründung der FVA das »Kuratorium für forstliche Forschung« ins Leben gerufen. Überwiegend besetzt mit Universitätsprofessoren der damaligen Forstwissenschaftlichen Fakultät der Ludwig- Maximilians-Universität München, sollte das Gremium ein Bindeglied zwischen den Institutionen zweier Staatsministerien darstellen.
Noch immer besteht neben der temporären Zusammenarbeit im Rahmen von Projekten ein gemeinsamer dauerhafter Arbeitsbereich (»Ertragskundliche Betreuung langfristiger Versuche«), für den die Forstverwaltung zwei Beamte zuweist und der von einem Hochschullehrer geleitet wird.
Heute, mehr als 40 Jahre später, sind im Kuratorium für forstliche Forschung alle gesellschaftlichen Gruppierungen vertreten, die ein berechtigtes Interesse an der Forschung zum Wald und seiner Nutzung haben. Neben Mitgliedern aus der Bayerischen Forstverwaltung, den Bayerischen Staatsforsten AöR und der Wissenschaft gehören dem Gremium beispielsweise auch Vertreter des privaten Waldbesitzes und des Naturschutzes an.
Das Kuratorium schlägt Schwerpunkte der forstlichen Forschung vor und empfiehlt dem Staatsministerium die Förderung geeigneter Forschungsprojekte. Hinsichtlich Funktion und Zusammensetzung ist das Kuratorium für forstliche Forschung damit ein Alleinstellungsmerkmal Bayerns in der forstlichen Ressortforschung Deutschlands.
Die Bayerische Forstverwaltung stellt jährlich rund vier Millionen Euro für die forstliche Forschung zur Verfügung, wodurch pro Jahr etwa 25 Projekte unterschiedlichen zeitlichen und finanziellen Umfangs finanziert werden können. Aktuelle Ergebnisse aus geförderten Forschungsprojekten werden der Öffentlichkeit jährlich beim »Statusseminar«, einer Vortragsveranstaltung des Kuratoriums, vorgestellt.
Fortschritt heißt Wandel
Zoombild vorhanden
Abb. 5: Das deutschlandweit einmalige »Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan«. (Foto: ZWFH)
In den vergangenen 40 Jahren ergaben sich für die FVA einige einschneidende Veränderungen. 1992 erfolgte der Umzug von München nach Freising, mit dem die Umbenennung der FVA in »Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)« einherging.
Im Jahr 2003 wurde am Standort Freising das »Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan« gegründet, um Synergieeffekte zwischen den ansässigen forstlichen Institutionen (Technische Universität München, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, LWF) am Campus zu nutzen. Zwei Jahre später erweiterte sich im Rahmen der Forstreform das Aufgabenspektrum der LWF. Folglich erhielt die LWF eine neue organisatorische Struktur mit vier Abteilungen anstelle von bislang fünf fachlich und personell sehr unterschiedlich großen Sachgebieten.
Eine erneute Organisationänderung wurde 2011 in Anhalt an die fachlichen und methodischstrukturellen Arbeitsschwerpunkte der LWF-Strategie durchgeführt. Die damals festgelegte Struktur mit Leitung, acht Fachabteilungen und mehreren Stabsstellen ist bis heute erhalten.
An der Stabsstelle »Forschungsförderung, Controlling « ist die Geschäftsstelle des Kuratoriums für forstliche Forschung angesiedelt. Diese ist für die Förderabwicklung forstlicher Forschungsprojekte zuständig und unterstützt bei der Antragstellung. Alle Informationen und Unterlagen zur Forschungsförderung der Bayerischen Forstverwaltung sind auf der Homepage der LWF unter »Forschungsförderung« erhältlich.
Beitrag zum Ausdrucken
Weiterführende Informationen
Autoren