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30.10.2019
Das Borkenkäferjahr 2019 – Rückblick und Ausblick - Blickpunkt Waldschutz 13/2019
von Cornelia Triebenbacher und Karin Bork

Das Borkenkäfermonitoring 2019 wurde zum 30. September beendet. Eine erste Auswertung der Schwärmverläufe zeigt keine Entspannung bei den beiden Fichtenborkenkäfern Buchdrucker und Kupferstecher trotz Entwicklungsverzögerungen aufgrund der kühl-feuchten Witterung im Mai. In den tieferen bis mittleren Lagen gehen wir überwiegend von der Anlage einer 3. Generation aus. In den höheren Lagen wird sich die Ende August/Anfang September ausgeflogene 2. Jungkäfergeneration zumeist zur Überwinterung zurückgezogen haben.

Hohe Käferpopulationen aus 2018, Schnee- und Sturmbrüche im Winter und Frühjahr sowie die anhaltende Schwächung der Fichte aufgrund der Trockenheit 2018 bildeten eine ungünstige Ausgangslage für das Jahr 2019.
Der früh einsetzende erste Schwärmflug Ende April führte vor allem in Niederbayern und dem Oberbayerischen Tertiär bereits zu erstem Stehendbefall. In den übrigen Regionen wurde zunächst v.a. im Bestand liegendes Holz befallen.

Der Mai 2019 war deutlich zu kühl und feucht. Die weit entwickelte Vegetation geriet ins Stocken, auch der Schwärmflug der Fichtenborkenkäfer kam fast zum Erliegen. Die Eiablage verzögerte sich stark und die Entwicklung bereits angelegter Bruten verlangsamte sich.
Mit den zunehmenden Temperaturen nach den Eisheiligen Mitte Mai /Anfang Juni kam es zu einer erneuten starken Schwärmwelle vor allem der Borkenkäfer, die im Boden oder in kühlen Bestandesteilen überwintert haben und solchen, die nach dem Ausflug im April bereits zur Anlage der ersten Geschwisterbrut unterwegs waren. Aufgrund der regional erhöhten Niederschläge konzentrierten sich die überlagernden Ausflüge auf z. T. wenige Stunden bis Tage und boten damit ein massives Angriffspotenzial. Die Bohrmehlsuche wurde in diesem Zeitraum durch Regen und Wind erheblich erschwert.

Ab Anfang Juni kam es immer wieder zu kleineren Schwärmwellen zur Geschwisterbutanlage. Somit begann schon frühzeitig im Jahr eine „Verzettelung“ der Brutentwicklung. Unter der Rinde waren verschiedene Entwicklungsstadien zu finden, was eine Vorhersage des Ausfluges erschwerte. Die erste Generation flog großenteils ab der zweiten Junihälfte bis Anfang Juli aus, also 2 bis 3 Wochen später als 2018. Die Populationsdichte zu diesem Zeitpunkt war so hoch, dass sie die witterungsbedingte Entwicklungsverzögerung im Mai mehr als ausgeglichen hat. Die Fangzahlen waren teilweise höher als 2018 in diesem Zeitraum. Die zu dieser Zeit andauernde Hitzewelle führte zu einer Verlagerung des Befalls überwiegend in das Bestandsinnere. Die Bodenwasserspeicher waren zu diesem Zeitpunkt vor allem im Norden Bayerns bereits wieder erschöpft. Die Käfer trafen auf Fichten, die sich kaum mehr wehren konnten.
Die 2. Generation entwickelte sich aufgrund der günstigen Temperaturen im Juli und August rasch und flog Ende August/Anfang September (KW 35/36) bayernweit aus. Die ab August einsetzende Abhängigkeit des Brutgeschäftes von der Tageslichtlänge wurde dabei durch z. T. hohe Temperaturen ausgeschaltet. In den tieferen bis mittleren Lagen gehen wir überwiegend von der Anlage einer 3. Generation aus. Die Höhengrenze, bis zu der eine Anlage der 3. Generation erfolgt ist, lässt sich aus den Monitoringergebnissen nicht ersehen. In den höheren Lagen wird sich die ausgeflogene Jungkäfergeneration zumeist zur Überwinterung zurückgezogen haben. Die im September angelegten Bruten entwickeln sich bei Temperaturen ab 8,3 °C weiter und werden daher in vielen Regionen als Jungkäfer bzw. in einem fortgeschrittenem und damit frostunempfindlichen Stadium überwintern.

Eine ausführlichere Bewertung des Borkenkäferjahres auch im Vergleich zu den Vorjahren und Abbildungen finden Sie in der nächsten LWF aktuell Nr. 124 und auf der folgenden Webseite:

Ausführliche Bewertung des Borkenkäferjahres 2019

Weitere zügige Aufarbeitung ist unabdingbar um Rindenabfall zu verhindern!

Unter der Rinde sind derzeit alle Entwicklungsstadien vorhanden und die Bruten entwickeln sich dort weiter. Die Larven fressen unter der Rinde, verpuppen sich und werden zu Jungkäfern. Dabei lockert sich die Rinde und fällt ab. Fertige Jung- und Altkäfer können in dieser Rinde am Boden ohne Verluste überwintern oder ziehen sich in den Boden zurück. So sind sie für weitere Bekämpfungsmaßnahmen nicht mehr erreichbar. Jungkäfer ohne Reifungsfraß überleben auch in größeren Rindenstücken! Häufig sprengt Winterfrost spätestens im Januar/Februar lockere Rinde von befallenen Bäumen ab und erschwert so die vollständige Sanierung.

Zunehmend und in starkem Ausmaß wird nicht aufgearbeiteter Sommerbefall durch Kronenverfärbung und Abfallen der Rinde (z. T. bei grüner Krone) erkennbar. Intensive Käfersuche und schnelle Aufarbeitung sind jetzt besonders wichtig, um möglichst viele Borkenkäfer abzuschöpfen und so die Ausgangssituation für 2020 zu verbessern.

Handlungsempfehlungen

  • Befallssuche und schnelle Aufarbeitung von Käferbefall (älterer Befall vor Septemberbefall)
  • Abfall von Rinde mit fertig entwickelten Käfern möglichst vermeiden (ggf. Einsammeln großer Rindenstücke sinnvoll)
  • keine Entrindung von Stämmen mit fertigen Jungkäfern im Bestand
  • Beseitigung von bruttauglichem Material (Restholz) für Kupferstecher
  • Auch wenn man sich sicher ist, alles aufgearbeitet zu haben: Gehen Sie bitte im Laufe des Herbstes und Winters immer wieder in Ihren Wald zur Kontrolle! Häufig zeichnen im September befallene Fichten erst im kommenden Frühjahr!

Gefahr durch Kupferstecher

Besonderes Augenmerk ist auf die Bekämpfung des Kupferstechers zu legen! Er konnte sich wie der Buchdrucker stark vermehren. Wegen der späten Sichtbarkeit von Schäden wird er häufig in der Aufarbeitungspriorität vernachlässigt. Ständig anfallendes (unbegrenztes) Brutmaterial durch Buchdrucker, Schwächung der Fichten durch Trockenheit 2015, 2018 und auch 2019 und wie beim Buchdrucker ein enormes Vermehrungspotential (3 Generationen und Geschwisterbruten in den letzten 4 Jahren) halfen dem Kupferstecher, lokal hohe Populationsdichten aufbauen.

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