Friedrich Wühr
Bayerns Forstbetriebe auch 2014 gut unterwegs - LWF-aktuell 109
Die gute Geschäftslage der bayerischen Forstbetriebe hat sich im Fortwirtschaftsjahr 2014 kaum verändert. Grund hierfür war die stabile wirtschaftliche Lage in Deutschland, denn trotz der weltweiten Krisen hat sich die deutsche Wirtschaft einmal mehr als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen. Das Geschäftsklima des Bauhauptgewerbes bewegte sich weiter auf hohem Niveau, die ifo-Konjunkturtests bestätigten einen erkennbaren Aufschwung für das Holzgewerbe. Allerdings weist die Ertragssituation der Forstbetriebe regionale und baumartenabhängige Unterschiede auf.
Obwohl es ganz entscheidend von der Menge des eingeschlagenen und verkauften Holzes abhängt, wie erfolgreich ein Betrieb am Ende des Jahres dasteht, haben trotz der ungebrochenen Nachfrage und der stabil hohen Holzpreise Staatswald, Privat- und Körperschaftswald ihre Holzeinschläge reduziert (Abbildung 1) und dennoch eine positive Bilanz gezogen.
Die Gründe für diese Entwicklung werden im Folgenden auf der Basis der ausgewerteten Testbetriebsnetzdaten des Forstwirtschaftsjahres 2014 für die beiden Besitzarten Privatwald und Körperschaftswald erläutert.
In der Besitzart Privatwald blieb die Zahl der Betriebe mit 17 Teilnehmern und der mittleren Holzbodenfläche von 862ha gegenüber dem Vorjahr unverändert. Je nach Baumartenschwerpunkt wurden die Betriebe für die Datenauswertung und zum besseren zwischenbetrieblichen Vergleich in die vier Hauptbaumartengruppen Fichte (12 Betriebe), Kiefer (1 Betrieb), Laubholz (3 Betriebe) und Übrige Betriebe (1) eingeteilt.
Daneben erfolgte die Gliederung in drei Größenklassen: Größenklasse 1 (200 bis 500ha): zehn Teilnehmer, Größenklasse 2 (über 500 bis 1.000ha) drei Teilnehmer und Größenklasse 3 (über 1.000ha): vier Teilnehmer. Schließlich wurden die Daten der Betriebe nach ihrer regionalen Herkunft ausgewertet.
Den Schwerpunkt bildeten mit zehn Betrieben die Regierungsbezirke Oberbayern/Schwaben, gefolgt von den Regierungsbezirken Niederbayern/Oberpfalz mit fünf Betrieben. Die Region Franken war mit zwei Betrieben repräsentiert.
Holzeinschlag (PW)
Betrachtet man die Entwicklung des Holzeinschlags über den Zeitraum 2005 bis 2013, so zeigt sich, dass kontinuierlich (im Durchschnitt 34%) mehr Holz eingeschlagen wurde, als im Hiebsatz vorgesehen war. Erstmals in dieser Dekade lag der Einschlag mit durchschnittlich 6,4 Fm/ha um 6% unter dem Hiebsatz von 6,8 Fm/ha. (Abbildung 2). Dies ist eine Verminderung zum vorjährigen Wert um 12,4%.
Nur die stärkste Gruppe im Kollektiv, die Fichtenbetriebe (12) erfüllten mit 6,8 Fm/ha exakt ihren Hiebsatz. Bei den Laubholzbetrieben (3) hingegen war eine deutliche Zurückhaltung zu spüren. Sie nutzten mit 3,7 Fm/ha lediglich 51% ihres Einschlagspotenzials.
Ertrag (PW)
In erster Linie entscheiden Menge, Holzpreis, Baumart, Sortiment und Qualität des bereitgestellten Holzes über die Höhe des Ertrags. Im Berichtsjahr profitierten die Forstbetriebe von den nach wie vor hohen Holzpreisen, die vom Holzmarkt für die bereitgestellte Menge an hochwertigem Stammholz (zwei Drittel der aufgearbeiteten Menge war Stammholz), bezahlt wurden, was ihnen schließlich den durchschnittlichen Holzerlös von 76 €/Fm (ohne Selbstwerber) bescherte. Der erntekostenfreie Holzerlös (ohne Selbstwerber) betrug 49 €/Fm. Am Holzertrag waren die Fichte mit 67%, die Kiefer mit 8%, die Buche mit 21% und die Eiche mit 4% beteiligt.
Nachdem über den Holzverkauf 97% des gesamten Ertrages erzielt wurden, wirkte sich zwar die verringerte Einschlagsmenge (–12% zum Vorjahr) unmittelbar auf dessen Höhe aus, er lag jedoch mit 497 €/ha nur knapp 5% unter dem Vorjahreswert (Abbildung 3). Dabei leisteten die Fichtenbetriebe mit 553 €/ha einen bedeutenden Beitrag zum guten Gesamtertrag.
Aufwand (PW)
Wie hoch sich der Aufwand insbesondere im Produktbereich 1 (Produktion von Holz und anderen Erzeugnissen) summiert, wo immerhin 96% des gesamten Aufwands entstehen, ist direkt abhängig von der Höhe der Holzernte- und der Verwaltungskosten. In diesen Kostenstellen entstanden im Berichtsjahr mehr als zwei Drittel des gesamten Aufwandes von
312 €/ha (Abbildung 3).
Der Trend, die Durchführung von Betriebsarbeiten vermehrt an Unternehmer oder Selbstwerber auszulagern, zeichnet sich seit einigen Jahren ab. Aktuell wurden 45% der Holzernte von Unternehmern und 21% in Eigenregie ausgeführt, was Kosten in Höhe von 23 €/Fm verursachte. 34% des eingeschlagenen Holzes arbeiteten Selbstwerber auf.
Mit 2,0 Arbeitskraftstunden (Akh) pro Hektar wurde der niedrigste Stand seit über zehn Jahren registriert. Für Löhne und Gehälter wurden 48 €/ha bzw. 65 €/ha aufgewendet. Die Verwaltung des Betriebes kostete durchschnittlich 127 €/ha.
Reinertrag (PW)
Zoombild vorhanden
Abbildung 4: Entwicklung von Reinertrag I (ohne Förderung) und Reinertrag II (mit Förderung) im Privatwald
Der Erfolg eines Betriebes definiert sich über die Höhe seines Reinertrages.
Auf den ersten Blick konnte ungeachtet des gedrosselten Einschlags sogar an die gute Geschäftslage der Vorjahre angeknüpft werden (Abbildung 4). Bei näherer Betrachtung zeigte sich jedoch, dass im Kollektiv der beträchtliche Reinertrag I (ohne Förderung) von 185 €/ha (RE II: 199 €/ha) nur durch den hohen Betrag, den die Fichtengruppe mit 212 €/ha (RE II: 228 €/ha) beisteuerte, verbucht werden konnte. Vergleichsweise niedrig fiel dieser hingegen mit 20 €/ha (RE II: 29 €/ha) bei den Laubholzbetrieben aus.
Überdurchschnittlich erfolgreich wirtschafteten die Betriebe der Größenklasse 3 (über 1.000 ha) mit 310 €/ha (RE II: 319€/ha), gefolgt von den Betrieben 200 bis 500 ha, mit 158 €/ha (RE II: 167 €/ha) und den Teilnehmern aus der Größenklasse 2 mit 108 €/ha (RE II: 148 €/ha) Reinertrag I.
In den Regionen, schnitten die Oberbayerischen und Schwäbischen Betriebe mit 247 €/ha (RE II: 257 €/ha) deutlich besser ab, als die Teilnehmer aus Niederbayern und der Oberpfalz, die lediglich 141 €/ha (RE II: 168 €/ha) erwirtschafteten.
Die insgesamt gute Geschäftslage der Privatwaldbetriebe spiegelte sich in den einzelbetrieblichen Ergebnissen wieder. 14 von 17 Teilnehmern (82%) bilanzierten einen positiven Reinertrag I. Die staatliche Förderung lag mit 14 €/ha um 22% niedriger als im Jahr zuvor.
Das Kollektiv der Körperschaftswaldbetriebe setzte sich aus 27 Teilnehmern mit durchschnittlich 1.182ha Holzbodenfläche zusammen. Der Baumartenschwerpunkt lag auch hier bei der Fichte (10 Betriebe), gefolgt von den Laubholzbetrieben
(9 Betriebe), den Kiefern- (4 Betriebe) und den Übrigen Betrieben (4 Betriebe).
Den regionalen Schwerpunkt bildeten mit neun Betrieben die Regierungsbezirke Oberbayern/Schwaben, gefolgt vom Regierungsbezirk Unterfranken mit acht Teilnehmern. Aus den Bezirken Oberfranken/Mittelfranken meldeten sieben Betriebe ihre Daten und aus der Region Niederbayern/Oberpfalz beteiligten sich drei Testbetriebe. Den Schwerpunkt in den Größenklassen bildeten die zehn großen Betriebe (über 1.000ha), dann folgten die neun mittleren Betriebe (über 500 bis 1.000ha) und die acht kleinen Betriebe (200 bis 500ha).
Holzeinschlag (KW)
Zoombild vorhanden
Abbildung 5: Entwicklung von Holzeinschlag und Hiebsatz im
Körperschaftswald
In den zurückliegenden Jahren verhielten sich die Betriebe überaus marktkonform und konnten so von den hohen Holzpreisen profitieren. Dabei nutzten sie über den Betrachtungszeitraum von zehn Jahren durchschnittlich 13% mehr Holz, als im Hiebsatz vorgesehen.
Trotz der unverändert starken Nachfrage reagierten sie nun im Berichtsjahr 2014 eher verhalten auf die Marktlage. Im Mittel wurden 6,7 Fm/ha bei einem Hiebsatz von 7,0 Fm/ha eingeschlagen (Abbildung 5). Das war eine Verringerung um 7% zum Einschlag 2013.
Ähnlich wie im Privatwald waren auch im Körperschaftswald die Betriebe der Fichtengruppe beim Holzeinschlag dominierend. Mit 10 Fm/ha überzogen sie sogar ihren Hiebsatz um 5%. Andererseits blieben die Kiefernbetriebe um rund 2%, die Laubholz- und die Übrigen Betriebe sogar um 22% bzw. 12% unter ihrem Einschlagssoll.
Ertrag (KW)
Das Kollektiv erwirtschaftete den Spitzenertrag von 546 €/ha und übertraf hiermit das Vorjahresergebnis um fast 10% (Abbildung 6). Der weitaus größte Teil der Einnahmen, nämlich 484 €/ha (88%), stammte dabei aus dem Holzverkauf.
Die Hiebe wurden je zur Hälfte in der Vornutzung und in der Endnutzung geführt; knapp zwei Drittel der aufgearbeiteten Menge waren Stammholz. Der anhaltend hohe Marktwert für Holz schlug sich beim Erlös von 73 €/Fm (ohne Selbstwerber) nieder. Am Holzertrag hatten die Fichte 55%, die Kiefer 20%, die Buche 17% und die Eiche 8% Anteil. Der erntekostenfreie Holzerlös (ohne Selbstwerber) betrug 50 €/Fm.
Die Fichtenbetriebe nahmen eine Schlüsselrolle ein. Sie verbuchten im Schnitt 873 €/ha. Dieser hohe Ertrag kam zustande, weil mit 10 Fm/ha deutlich mehr eingeschlagen wurde als in den Betrieben der anderen Baumartengruppen. Mithin generierten die Kiefernbetriebe 355 €/ha, die Laubholzbetriebe 304 €/ha und die Übrigen Betriebe 465 €/ ha.
Aufwand (KW)
Die Entwicklung beim Aufwand lief auf einen moderaten Anstieg zum vorjährigen Ergebnis hinaus. Mit 439 €/ha schlug er um knapp 6% höher zu Buche als im Vorjahreszeitraum (Abbildung 6). Mit 4,2 Akh/ha blieb der Personalstand in den letzten Jahren annähernd gleich.
Für das in Eigenregie (47%) und von Unternehmern (28%) aufgearbeitete Holz stiegen die Kosten um knapp 13% auf 26,7 €/Fm an. Die Verwaltungskosten erreichten mit 168 €/ha den höchsten Stand der letzten zehn Jahre. Für Gehälter und Löhne wurden 138 €/ha bzw. 136 €/ha verbucht.
Reinertrag (KW)
Zoombild vorhanden
Abbildung 7: Entwicklung von Reinertrag I (ohne Förderung) und Reinertrag II (mit Förderung) im Körperschaftswald
Auf ein ähnlich gutes Geschäftsjahr konnten die Betriebe zuletzt im Jahr 2007 zurückblicken. 2007 bestimmte jedoch der Orkan Kyrill das Geschehen. 2014 hingegen war ein Jahr ohne nennenswerte Betriebsstörungen, so betrug der ZE-Anteil am Gesamteinschlag lediglich 10%. Damit bescherte das Geschäftsjahr 2014 den Betrieben das Rekordergebnis von 108 €/ha Reinertrag I (Abbildung 7).
Ansonsten setzte sich der seit 2010 andauernde Aufwärtstrend der wirtschaftlichen Entwicklung fort. Dominiert wurde der Reinertrag von der ausgezeichneten Bilanz der Fichtenbetriebe. Mit 330 €/ha (RE II: 370 €/ha) verbesserten sie den Gesamtdurchschnitt mehr als deutlich. In dieser Gruppe konnten 90% der Teilnehmer ein positives Resultat vorweisen.
Nicht so erfolgreich lief es dagegen in der Kieferngruppe. Diese konnte lediglich 10 €/ha (RE II: 25 €/ha) erwirtschaften. Nur jeder zweite Betrieb verbuchte ein positives Ergebnis.
Nicht besser fiel die Bilanz der Laubholzbetriebe aus. Mit –18 €/ha (RE II: 9 €/ha) verschlechterten sie sich gegenüber dem Vorjahreswert um 30 €/ha. Immerhin konnten sechs Betriebe einen positiven Reinertrag ausweisen. Was den Holzeinschlag betraf, so erwies sich diese Gruppe als äußerst zurückhaltend. Mit 4,3 Fm/ha schöpfte sie nur 78% ihres Hiebsatzes aus.
Ernüchternd war auch das Ergebnis der Übrigen Betriebe. Konnten sie 2013 eine, wenn auch geringfügig, positive Bilanz ziehen, so rutschten sie 2014 mit –69 €/ha (RE II: –54 €/ha) deutlich in den negativen Bereich ab. Nur ein Betrieb erzielte ein positives Ergebnis.
Zusammenfassung
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Abbildung 8: Vor allem die »Fichtenbetriebe« waren 2014 für das gute wirtschaftliche Resultat im Testbetriebsnetz Forst verantwortlich. Foto: J. Böhm
Alles in allem konnten die bayerischen Forstbetriebe auf Grund der guten Konjunkturdaten 2014 an die Ertragslage der Vorjahre anknüpfen. Dabei leisteten die Betriebe der Fichtengruppe sowohl im Privatwald als auch im Körperschaftswald den ausschlaggebenden Beitrag zum guten Endresultat.
Sie haben, anders als die Teilnehmer der anderen Baumartengruppen, ähnlich viel Holz wie in den vorangegangenen Jahren eingeschlagen und erzielten aufgrund der starken Nachfrage hierfür gute Preise. Nach wie vor erwirtschafteten die Forstbetriebe mehr als 90% ihrer Erträge über die Holzwirtschaft. Zusätzliche Einnahmen zur Verbesserung der Geschäftslage könnten durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder jedoch noch generiert werden.
Ausblick
Aufgrund vermehrter Schadholzanfälle durch Sturm Niklas und Käferbefall in einigen Regionen Bayerns gerieten die Holzpreise in der ersten Jahreshälfte 2015 unter Druck, so dass voraussichtlich von einem weiteren Anstieg der Reinerträge in diesem Jahr nicht ausgegangen werden kann.
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