Schwierige Zeiten für kommunale Forstbetriebe - LWF aktuell 134
von Anika Gaggermeier
Der Klimawandel stellt Forstbetriebe vor große betriebswirtschaftliche Herausforderungen. Ein stetig steigender Aufwand für Klimaanpassungsmaßnahmen, Verkehrssicherung und Erholungsleistungen traf im Jahr 2020 auf fallende Holzpreise. Die Folge: es wird immer schwieriger, positive Betriebsergebnisse zu erzielen. Dies verdeutlichen auch die Ergebnisse des Testbetriebsnetzes Forst aus dem Jahr 2020. Wie gehen Kommunen mit der angespannten Ertragslage um, welche Handlungsoptionen nutzen sie? Anhand ausgewählter Beispielsbetriebe zeigt dieser Artikel Antworten auf.
Was ist das Testbetriebsnetz?
Abb. 1: Reinertrag ohne Fördermittel nach Baumartengruppen im Körperschaftswald (© LWF)
Ergebnisse des Körperschaftswaldes 2020
Was bedeuten diese Zahlen für den Einzelbetrieb? Wie gehen Betriebsleiter mit der schlechten Wirtschaftslage um und welche Maßnahmen ergreifen sie, um die kommunalen Forstbetriebe fit für die Zukunft zu machen?
Ingolstadt – Investitionen in den Wald
Abb. 2: Hubert Krenzler im Ingolstädter Betriebsteil Neuhau (© A. Gaggermeier, LWF)
Beispiel Waldgebiet Neuhau im Norden der Stadt: im 19. Jahrhundert wurde ein Großteil des städtischen Waldbesitzes parzelliert und per Los unter sämtlichen Bürgern der Stadt und den zugehörigen Dörfern verteilt. Folge der Privatisierung ist eine starke Gemengelage aus städtischem und privatem Besitz mit all seinen Herausforderungen bei der Bewirtschaftung. Den fichtendominierten Beständen setzten die Stürme 2004 und 2015 massiv zu, so dass die Holznutzung in diesen Jahren zu fast 100 % aus zufälligen Nutzungen bestand. Seitdem investiert die Stadt in den Umbau ehemals reiner Fichtenbestände in naturnahe und mischbaumartenreiche Wälder (Abbildung 2).
Ein weiteres wichtiges Waldgebiet bilden die sogenannten »Schütten«. Dies sind ausgedehnte Auwälder im Einzugsbereich der ehemals vielarmigen Donau. Probleme ergeben sich hier unter anderem durch das Eschentriebsterben, das zu einem großflächigen Ausfall der Esche auf diesen Flächen führt. In den letzten Jahren wurden zudem die ersten Fälle der Rußrindenkrankheit an Ahorn entdeckt, deren Folgen für die Bewirtschaftung noch nicht abschätzbar sind. Die schlechte Holzqualität der Auwälder (meist nur Brennholzsortimente) und der steigende Aufwand für die Verkehrssicherung belasten zusätzlich das Wirtschaftsergebnis des Forstbetriebs.
Eine Besonderheit des Ingolstädter Stadtwaldes ist im westlichen Stadtgebiet in Gerolfing zu finden. Dort liegt einer der wenigen Mittelwälder Oberbayerns. Der kulturhistorisch interessante und naturschutzfachlich wertvolle rund 100 ha große Wald besteht im Oberholz zu einem großen Teil aus Eichen. Diese werden nicht im Alter von 150 bis 200 Jahren als wertvolles Stammholz geerntet, sondern sollen auf Grund ihrer hohen ökologischen Bedeutung langfristig erhalten bleiben. Das Unterholz aus unterschiedlichen Straucharten, wie z. B. Hasel, wird in einem festen Turnus von zwanzig bis dreißig Jahren auf den Stock gesetzt und in der Regel als Brennholz verwertet.
Das Betriebsergebnis des Stadtwaldes Ingolstadt spiegelt die Vielfalt der Herausforderungen wider. Die letzten Jahre waren geprägt vom Käferbefall bei der Fichte, der Holzpreis war bayernweit extrem niedrig. Deshalb entschied sich der Betrieb, auch 2020 mit seinem Holzeinschlag unter dem Hiebssatz zu bleiben – mit der Folge, dass der Ingolstädter Stadtwald nun schon seit einigen Jahren rote Zahlen schreibt. Dennoch investiert die Stadt in ihren Wald. Zum einen hat sie sich zum Ziel gesetzt, ihren Besitz durch den Zukauf von Waldflächen zu arrondieren. Zum anderen konnte das Forstamt seit 2000 trotz der stetig steigenden Bodenpreise circa 40 ha Ackergrundstücke erwerben und aufforsten. Die Fläche des Ingolstädter Stadtwaldes soll, soweit es der städtische Haushalt zulässt, auch in Zukunft wachsen. Im Jahr 2019 wurde das »Eine-Million-Bäume-Projekt« gestartet mit dem Ziel, in den kommenden 30 Jahren insgesamt eine Million neue Bäume auf 200 bis 250 ha Erstaufforstungsflächen zu pflanzen. Damit will sich die Stadt fit machen für den Klimawandel und die städtische Ökologie sowie die Lebensqualität ihrer Bürger fördern. »Ein enormer Vorteil ist, dass die Stadt Ingolstadt unabhängig von den Gewinnen aus dem Forstbetrieb ist«, erklärt Hubert Krenzler. »Wir sind eine sehr junge und dynamisch wachsende Stadt und haben in den vergangenen Jahren von meist hohen Steuereinnahmen profitiert. Dies ermöglicht es uns, in den Wald zu investieren«.
Um das negative Betriebsergebnis auszugleichen, spielt das Vertragsnaturschutzprogramm des Freistaates Bayern eine zunehmende Rolle. Seit 2015 wurden auf einer Fläche von rund 232 ha Biotop- und Totholzbäume aus der Nutzung genommen. Hinzu kommen die Mittelwaldbewirtschaftung, Nutzungsverzicht inklusive Erhalt von Altholzinseln und die Schaffung lichter Waldstrukturen. All diese Maßnahmen werden mit einem Betrag von circa 42.000 € pro Jahr gefördert. Weitere Einnahmequellen des Forstbetriebs sind Dienstleistungen (z. B. Baumfällungsarbeiten) für Dritte wie beispielsweise das Liegenschafts- oder Umweltamt sowie die Bewirtschaftung des Forstbetriebes der Ingolstädter Kommunalbetriebe (245 ha). Diese Geschäftsfelder sollen auch zukünftig weiter ausgebaut werden.
Hafenlohr, Karbach, Rothenfels – dem Klimawandel mit Innovationen begegnen
Abb. 3: Absterbende Buchen-bestände in Hafenlohr (© M. Huckle, AELF Karlstadt)
Hohe Laubholzanteile mit einem durchschnittlichen Vorrat von 260–290 Vfm/ha prägen die Kommunalwälder. Die Trockenheit der letzten Jahre hat die Wälder in der Region massiv belastet (Abbildung 3). Dass die Fichte mit den warmen Temperaturen nicht zurechtkommt, ist wenig überraschend – dass aber jetzt auf Teilflächen auch komplette Buchenaltbestände ausfallen, hat selbst Revierleiter Huckle überrascht.
»Es gibt nur sehr wenige Baumarten, die hier problemlos wachsen und die nicht in den letzten drei Trockenjahren gelitten haben«, erwähnt Matthias Huckle. »Die Eiche wird seit einigen Jahren vom Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner beeinträchtigt. Den Eschen macht das Eschentriebsterben zu schaffen und auch die Ahornrußrindenkrankheit ist auf manchen Flächen schon aufgetreten.« Der hohe Anteil an absterbenden Beständen macht die Verkehrssicherung in den drei Spessart-Kommunen zu einem wichtigen Thema. Auch Matthias Huckle beschäftigt, wie die steigenden Verkehrssicherungskosten für die Sicherheit der Waldbesuchenden mit ökonomischen Belangen der Kommunen in Einklang gebracht werden können.
Abb. 4: Matthias Huckle vor einem Waldkauz-Biotopbaum (© A. Gaggermeier, LWF)
Eine weitere Methode zur Senkung der Personalkosten ist die Käferbaumsuche mit moderner Drohnentechnologie. Allerdings sind dazu einige Investitionen notwendig. »Neben der Anschaffung einer passenden Drohne braucht es auch Zeit, sich in die Technologie einzuarbeiten und sich mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen der Luftraumnutzung und des Luftfahrtrechts auseinandersetzen. Es sind auch Nachweise, Genehmigungen und Versicherungen für den Betrieb der Drohne notwendig«, sagt Matthias Huckle. »Jedoch lohnt sich der Aufwand, denn nur so kann ich in kurzer Zeit große Flächen kontrollieren und die Daten direkt an meine Unternehmer weiterleiten.« Um die Logistikkette noch effizienter zu machen, nutzt er zusammen mit der örtlichen Forstbetriebsgemeinschaft eine Smartphone-Applikation zur Dokumentation von Käferbäumen und zur direkten Kommunikation mit den Unternehmern.
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