Hans Pretzsch, Peter Biber, Gerhard Schütze, Enno Uhl und Thomas Rötzer
Veränderte Dynamik von süddeutschen Waldbeständen seit 1870 - LWF-Wissen 76
Wir leben im Anthropozän, einer Epoche, in welcher die Beeinflussung der Erde und ihrer Ökosysteme durch den Menschen eskaliert. Waldökosysteme – in Europa bedecken sie mehr als 30% der Landfläche – sind seit mehr als einem Jahrhundert zunehmend von Klimaänderungen betroffen.
Während vor knapp zwei Jahrzehnten noch das »Waldsterben« das großflächige Überleben von Waldökosystemen in Frage zu stellen schien, weisen gegenwärtig terrestrische, phänologische Untersuchungen, satellitengestützte Erfassungen der fotosynthetischen Aktivität und Waldinventuren eher auf ein beschleunigtes Wachstum als auf einen Kollaps der Wälder hin.
Ob, wie und warum Waldbestände innerhalb des letzten Jahrhunderts ihr Wachstum veränderten, wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Der vorliegende Aufsatz basiert auf einer Publikation, die im international renommierten, wissenschaftlichen Journal Nature Communications veröffentlicht wurde.
Wir zeigen, dass gegenwärtig der Größenzuwachs von Bäumen, der Zuwachs des Bestandsvolumens und die Vorratsakkumulierung der Hauptbaumarten in Mitteleuropa um etwa 50–100% größer ist als noch vor 50 Jahren. Weil Bäume und Waldbestände sich schneller entwickeln, ist ihre Baumzahl, Bestandsdichte und Baummortalität etwa 25% geringer als in gleichaltrigen Beständen in der Vergangenheit.
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