Hans Pretzsch, Peter Biber, Gerhard Schütze, Enno Uhl und Thomas Rötzer
Baumwachstum auf der Überholspur - LWF-aktuell 104
Unsere Bäume wachsen seit fünf Jahrzehnten schneller als in der Periode davor. Das sagen die Auswertungen der bayerischen Versuchsflächen. Wuchsmodelle machen steigenden Temperaturen und verlängerte Vegetationszeiten als die Wachstumsbeschleuniger unserer Wälder aus.
Wir leben in einer Epoche, in welcher die Beeinflussung der Erde und ihrer Ökosysteme durch den Menschen eskaliert. Waldökosysteme sind seit mehr als einem Jahrhundert zunehmend von Klimaänderungen betroffen. Während vor knapp zwei Jahrzehnten noch das »Waldsterben« das großflächige Überleben von Waldökosystemen in Frage zu stellen schien, weisen gegenwärtig terrestrische, phänologische Untersuchungen, satellitengestützte Erfassungen der fotosynthetischen Aktivität und Waldinventuren eher auf ein beschleunigtes Wachstum als auf einen Kollaps der Wälder hin. Ob, wie und warum Waldbestände innerhalb des letzten Jahrhunderts ihr Wachstum veränderten, wird nach wie vor kontrovers diskutiert.
Unsere Untersuchungen basieren auf Daten von langfristigen ertragskundlichen Versuchsflächen, die seit 1870 kontinuierlich unter Beobachtung stehen und damit zu den ältesten Anlagen ihrer Art weltweit zählen. Sie zeigen für die Hauptbaumarten Fichte und Buche eine signifikante Beschleunigung des Baumwachstums (+32 bis +77%), der Bestandesproduktivität (+10 bis +30%) und der Vorratsakkumulation (+6 bis +7%) seit 1960.
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