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Michael Risse und Klaus Richter
Das Holz der Flatterulme – Eigenschaften und Verwendung – LWF Wissen 83

Holzbeschreibung

Die Ulmen gehören zu den Bäumen mit einer obligatorischen Farbkernbildung (Kernholzbaum) und weisen einen deutlichen Farbunterschied zwischen dem Splint- und Kernholz auf (Abbildung 3). Aufgrund einer wasserarmen, aber noch nicht verkernten Reifholzschicht zwischen Kern- und Splintholz werden Ulmen auch als Kern-Reifholzbäume bezeichnet.

Trotz einiger Unterschiede in der Farbgebung, ist das Holz der Flatterulme dem Holz der übrigen Ulmenarten sehr ähnlich. Das Splintholz der Flatterulme ist von allen heimischen Ulmenarten mit bis zu zwei Dritteln des Stammdurchmessers am breitesten und gelblichweiß gefärbt. Bei der Feldulme (U. minor) nimmt der Splint etwa ein Drittel des Stammdurchmessers ein und ist gelblichweiß bis grau gefärbt. Der gelblichweiße Splint der Bergulme (U. glabra), kann etwas mehr als ein Drittel des Stammdurchmessers einnehmen.

Das Kernholz der Flatterulme ist im Vergleich zu den anderen beiden Ulmenarten blassgrau bis gelbbraun gefärbt und hat eine deutlich mildere Farbgebung und lässt sich im trockenen Zustand meist kaum noch vom Splintholz unterscheiden (Vergleiche Abbildung 3 und 4). Das Kernholz der Feldulme hingegen ist lebhafter, grau- bis rotbraun und kann deutlich dunkler, rot- bis schokoladenbraun gefärbt sein. Das Kernholz der Bergulme ist ähnlich der Feldulme, aber hellbraun. Unter Lichteinfluss dunkelt das Holz deutlich nach. Bei der Bearbeitung frischen Holzes fällt ein unangenehmer Geruch auf (Grosser 1977; Grosser und Teetz 1998).

Makroskopisches Erscheinungsbild

Als Baum der gemäßigten Breiten weist die Flatterulme deutliche Jahrringgrenzen auf, die auf den Längsflächen zur strukturgebenden Fladerung beitragen. Alle Ulmen gehören wie Eiche, Edelkastanie und Esche zu den ringporingen Hölzern mit groben, ringförmig angeordneten Frühholzporen und ungleich kleineren Spätholzporen (Abbildung 1). Anders als bei den Eichenarten sind die Spätholzporen bei den Ulmen zu welligen, tangential verlaufenden Bändern vereinigt.

Im Tangentialschnitt erzeugen diese Bänder eine feine und gezackte Fladerung zwischen den markanten Frühholzfladern. Diese Doppelfladerung prägt als charakteristisches Detail und makroskopisches Bestimmungsmerkmal den Charakter des Ulmenholzes auf Tangentialflächen (Abbildungen 3, 4 und 8). Die groben Frühholzporen führen wie bei allen Ringporern zu einer strukturgebenden Nadelrissigkeit auf den Längsflächen. Die Holzstrahlen sind in allen Schnittrichtungen erkennbar, aber nur im Radialschnitt als dunkle Spiegel das Erscheinungsbild des Holzes mitbestimmend (Abbildung 2) (Grosser 1977).
Nahaufnahme von Holz, Maserung erinnert an Leopardenzeichnung

Abb. 1: Querschnitt (Foto: Holzforschung München)

Nahaufnahme von Holz

Abb. 2: Radialschnitt (Foto: Holzforschung München)

Holz mit Maserung und dunklem Kern

Abb. 3: Tangentialschnitt (Holzforschung München)

Holz mit Maserung

Abb. 4: Tangentialschnitt (Foto: Holzforschung München)

Mikroskopischer Holzaufbau

Die Frühholzporen sind bei der Ulme meist in 1 – 3 Reihen angeordnet und haben einen tangentialen Durchmesser von 150 – 260 μm und sind meist deutlich verthyllt. Die tangential in Bändern stehenden Spätholzporen sind mit 20 – 60 μm Durchmesser deutlich kleiner und anders als bei den Frühholzporen häufig mit enggestellten spiraligen Verdickungen auf den Zellinnenwänden versehen (Abbildung 5).

Axialparenchym ist reichlich vorhanden und einzeln oder gruppenweise um die Poren angeordnet. Im Spätholz bildet das Axialparenchym einen Saum um die Spätholzporenbänder (paratracheal-diffus bis vasizentrisch). An der Jahrringgrenze tritt apotracheal-marginal angeordnetes Axialparenchym auf. Vereinzelt können Kristallschläuche mit Calcium-Oxalat-Kristallen vorkommen. Die homogen aufgebauten Holzstrahlen sind meist vier bis fünf Zellen breit (Abbildungen 6 und 7) (Grosser 1977; Richter und Dallwitz 2000f).

In der Literatur finden sich oft Hinweise auf eine mikroanatomische Unterscheidbarkeit der drei Ulmenarten anhand der Ausprägung des Frühholzporenkreises und der Spätholzbänder. Da jedoch die anatomische Struktur in Abhängigkeit der Jahrringbreite eine sehr unterschiedliche Ausprägung erfahren kann, ist eine artspezifische Bestimmung rein anhand der holzanatomischen Merkmale meist nicht möglich (Grosser 1977).
Blasige Gebilde, groß und klein, in kleinsten Bläschen eingebettet, dazwischen orthogonal verlaufende Linien

Abb. 5: Querschnitt (Mikroskop) (Foto: Holzforschung München)

Wellenlinien und dazwischen eingeschlossen reiskornförmige rote Gebilde

Abb. 6: Tangentialschnitt (Mikroskop) (Foto: Holzforschung München)

Mikroskopaufnahme mit rötlichen Linien und dazwischen hellen Freiräumen

Abb. 7: Radialschnitt (Mikroskop) (Foto: Holzforschung München)

Nahaufnahme einer hölzernen Kommode

Abb. 8: Charakteristische Doppelfladerung (Foto: Holzforschung München)

Gesamtcharakter des (Flatter-) Ulmenholzes

  • Sehr dekoratives Laubholz mit lebhafter Maserung und großer Ähnlichkeit zum Holz der anderen heimischen Ulmen
  • Im Gegensatz zu U. glabra und U. minor mit schwacher Farbstrukturierung im Kernholz
  • Unterschied zwischen dem hellbraunen Kern und dem hellen, sehr breiten Splintholz undeutlich
  • Typischer Ringporer mit großen Frühholzporen, scharfen Jahrringgrenzen und einer ausgeprägten Fladerung sowie Nadelrissigkeit im Längsschnitt
  • Die tangentiale Bänderung der Spätholzporen erzeugt die für Ulmenholz charakteristische Doppelfladerung im Tangentialschnitt

Eigenschaften

Aufgrund der geringen Bedeutung der Flatterulme in der Forst- und Holzwirtschaft wird selten zwischen den drei heimischen Ulmenarten unterschieden. Da das Holz der Flatterulme mit dem Holz der Feld- und Bergulme grundsätzlich vergleichbar ist, wird im Folgenden das Holz der Ulmen ganzheitlich betrachtet. Es sei jedoch angemerkt, dass in der Literatur häufig auf etwas geringere mechanische und physikalische Eigenschaften des Flatterulmenholzes hingewiesen wird (Grosser und Teetz 1998).

Gleichzeitig finden sich in der Literatur auch Werte, die dem Flatterulmenholz eine höhere Spaltfestigkeit und Härte nach Brinell zuschreiben (Müller-Kroehling 2005). Mit einer mittlere Rohdichte von 0,65 g/cm³ weist das Holz der Flatterulme eine vergleichbare Rohdichte mit dem Holz der Ahorne auf und liegt nur etwas unter den Werten für Eichen- und Eschenholz (Tabelle 1). Trotz der vergleichbaren Rohdichte, liegen die Festigkeitswerte für Ulmenholz zum Teil deutlich unter den Werten für die Ahorne, wie aus dem Vergleich der Kennwerte in Tabelle 2 hervorgeht.

Das für Ulmenholz häufig verwendete Attribut »elastisch« bestätigt sich durch einen Biege-E-Modul von 11.000 N/mm², der vergleichbar mit dem Holz der Fichte und Kiefer ist, wobei beide Nadelhölzer eine deutlich geringere Rohdichte aufweisen. Dementsprechend ist auch die Biegefestigkeit des Ulmenholzes mit 81 N/mm² deutlich geringer als bei den verglichenen Laubholzarten. Die Zugfestigkeit von Ulmenholz ist mit 80 N/mm² niedriger als bei den übrigen heimischen Laub- und sogar Nadelhölzern.

Bei Druckbelastung versagt das Holz der Ulme weniger schnell und hat mit 51 N/mm² vergleichbare Eigenschaften mit anderen heimischen Laubhölzern. Hinsichtlich der Härte bestätigt sich die Trivialbeschreibung der Ulme als »hartes« Holz. Als ringporiges Laubholz werden die mechanisch-technischen Eigenschaften mit einer zunehmenden Jahrringbreite begünstigt, da der Anteil des dichteren Spätholzes zunimmt.
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Rohdichte, Elastizität, Festigkeit und Härte des Ulmenholzes
Tabelle 1: Rohdichte des Ulmenholzes im Vergleich zu ausgewählten einheimischen Nutzhölzern.
Tabelle 2: Elastizität, Festigkeit und Härte des Ulmenholzes im Vergleich zu ausgewählten einheimischen Nutzhölzern.

Verwendung

Das Holz der Flatterulme findet nahezu die gleichen Verwendungsgebiete wie das Holz der anderen heimischen Ulmenarten. Auch wenn die Flatterulme aufgrund der beschriebenen geringeren Maserung und des höheren Splintholzanteils (und ggf. geringeren Festigkeitseigenschaften) in der Praxis weniger Anerkennung erfährt, werden beim Handel und der Verarbeitung keine eigene Sortierung oder Unterscheidung vorgenommen (Grosser und Teetz 1998; Mechler 1989). Das Holz der heimischen Ulmenarten wird zusammengenommen unter dem Trivialnamen Rüster gehandelt. Als Rohwaren wird das Holz der Ulmen im Handel in Form von Rundholz, Schnittholz und Messerfurnieren bereitgestellt. Eine Sonderform im Sortiment stellen maserwüchsige Knollen und Stammabschnitte dar, die eine besonders lebhafte Holzstruktur aufweisen (Rüstermaser). Die Knollenbildung ist vor allem auf Knospenwucherungen und Wasserreisserbildung zurückzuführen, die bei der Flatterulme häufiger vorkommen als bei den anderen Ulmenarten (Abbildung 9) (Grosser und Teetz 1998) und bei dieser Baumart besonders gesucht ist (Palutan 1975).

Aufgrund der feinen, aber lebhaften Maserung und der kontrastreichen Färbung des Ulmenholzes zählt es zu den dekorativsten heimischen Holzarten. Aus diesem Grund ist die mit Abstand wichtigste Verwendung von Ulmenholz der Innenausbau, in Form von Ausstattungs- und Schreinerholz. Ulmenholz findet daher als Furnier oder auch massiv seinen Einsatz in der Wandund Deckenverkleidung, im Möbelbau (Abbildungen 8, 10, 11, 12), für Treppen und Türen, als Parkettboden und für vergleichbare Zwecke im Innenausbau, wobei aufgrund der geringen Verfügbarkeit das Angebot auf dem Markt begrenzt ist. Besonders hochwertige Anwendung findet Ulmenholz zu Dekorationszwecken im Instrumentenbau (Grosser und Teetz 1998).
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Wunderbar gemasertes Holz, erinnert an Wurzelholz

Abb. 9: Maserholz (Foto: Holzforschung München)

Pendel in pyramidenförmigem Holzkasten

Abb. 10: Instrument (Foto: Holzforschung München)

Stuhl mit dünnen Metallbeinen und Sitzfläche sowie Lehne aus hellem Ulmenholz

Abb. 11: Designerstuhl (Foto: Egon Gade, Fritz Hansen)

Hölzerne Kommode mit oben vier auf drei Schubladen und unten Türchen

Abb. 12: Schrank (Foto: Holzforschung München)

Zusammenfassung

Der Text beschreibt die anatomische Struktur, die technisch-mechanischen Eigenschaften sowie die Verwendungsmöglichkeiten von Ulmenholz. Die Flatterulme gehört zu den obligatorisch verkernenden, ringporigen Laubhölzern mit hohem Splintholzanteil und einer charakteristischen Doppelflammung auf den Tangentialflächen, an dem es gut zu erkennen ist. Die Flatterulme weist kaum Unterschiede zum Holz der anderen heimischen Ulmenarten auf, zeigt aber eine etwas mildere Farbgebung.

Das mittelschwere Holz bietet günstige technisch-mechanische und physikalische Eigenschaften, die eine breitgefächerte Anwendung ermöglichen. Aufgrund der lebhaften Maserung und Farbgebung gehört das Holz zu den dekorativsten einheimischen Ausstattungshölzern und findet vor allem Anwendung als Holz für Möbel, Parkett und Haushaltsgegenstände. Für eine Anwendung im bewitterten Außenbereich ist es aufgrund der geringen natürlichen Dauerhaftigkeit nicht geeignet. Im Handel ist Ulmenholz aufgrund der geringen Verfügbarkeit in Folge des Ulmensterbens selten geworden.
Literatur

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