Friedrich Wühr
Gewinneinbrüche bei den Forstbetrieben für das Jahr 2019 – LWF aktuell 129

Testbetriebsnetz Forst 2019: Situation im Körperschaftswald spitzt sich zu, Gewinne auch im Privatwald deutlich rückläufig

Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf unsere Wälder sind derzeit die größten Herausforderungen für die Forstwirtschaft. Nicht wenige Waldbesitzer sehen sich in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht und fordern neben finanziellen Hilfen zukunftweisende Lösungen für ihre Probleme.
Eine zielgerichtete Beratung und Förderung kann in diesen Krisenzeiten nur auf gesicherter Datenbasis erfolgen. Hierfür bietet das Testbetriebsnetz Forst eine wichtige und zuverlässige Datenquelle zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Forstwirtschaft, indem es unter anderem die Leistungen, aber auch die Kosten des gesamten Forstsektors darstellt.

Die wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe 2019 war – kurz auf den Nenner gebracht – für viele Betriebe katastrophal. Der Holzmarkt wurde geradezu geflutet mit Sturm- und Käferholz (Lt. BMEL-Abfrage in Bayern 2019: 11,4. Mio Fm Schadholzanfall), was den Verfall der Holzpreise beschleunigte. Die Gewinne schrumpften im Körperschaftswald auf einen nie dagewesenen Tiefstand und markierten auch im Privatwald den schlechtesten Wert seit Jahren (Abbildungen 6 und 7).

Wie ermittelt das TBN Forst den wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe?

Balkendiagramm mit fünf Gruppen mit je fünf Balken; Tendenz bei allen Balken sinkendZoombild vorhanden

Abb. 1: Entwicklung des Holzeinschlags (Grafik: LWF)

Das Testbetriebsnetz Forst (TBN-Forst) erhebt die naturalen und ökonomischen Daten von Privat- und Körperschaftswaldbetrieben ab einer Holzbodenfläche von 200 ha. Für die Auswertung des Forstwirtschaftsjahres (FWJ) 2019 konnte in Bayern auf die Daten von 15 Privatwald- und 25 Körperschaftswaldbetrieben sowie den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) zurückgegriffen werden.

Die verschlüsselten Daten werden ausgewertet und zu ca. 200 Kennzahlen je Betrieb verdichtet. Dabei wird von einer Gesamtschau aller Tätigkeitsfelder ausgegangen, die in Form eines Produktplanes strukturiert werden. In diesem werden die Produkte des Forstbetriebes zu Produktgruppen und Produktbereichen (PB) zusammengefasst. Dadurch wird mehr Transparenz und die Vergleichbarkeit der Ergebnisse von Forstbetrieben erreicht.
  • PB 1: Produktion von Holz und anderen Erzeugnissen
  • PB 2: Schutz und Sanierung
  • PB 3: Erholung und Umweltbildung
  • PB 4: Leistungen für Dritte
  • PB 5: Hoheits- und sonstige behördliche Aufgaben
Im Forstbetrieb übernimmt der Produktbereich PB 1 »Produktion von Holz« eine Schlüsselrolle. Die Privatwaldbetriebe generieren hier nahezu 100 % und die Körperschaftswaldbetriebe über 90 % ihrer Einnahmen und Ausgaben. Innerhalb dieses Produktbereichs trägt der Holzertrag mit über 90 % bzw. 85 % zum Gesamtertrag bei. Einschlagshöhe und Holzerlös sind somit von signifikanter Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg.

Holzeinschlag

Balkendiagramm mit fünf Gruppen mit je drei Balken; Balken im Grunde unverändertZoombild vorhanden

Abb. 2: Holzeinschlag nach Hauptbaumarten im Privatwald. (Grafik: LWF)

Der Holzeinschlag lief für viele Betriebe weitgehend »fremdbestimmt«, das heißt, sie konnten nur selten reguläre Hiebe durchführen, weil sie gezwungen waren, lediglich ihr Schadholz aufzuarbeiten. Im Körperschaftswald wurden mit 6,5 Fm/ha 7% weniger eingeschlagen als ein Jahr zuvor. Am meisten Holz fiel mit 7,5 Fm/ha in den Fichtenbetrieben an. Mit 6,7 Fm/ha schlugen die Laubholzbetriebe rund ein Viertel mehr ein als im Vorjahr. Den niedrigsten Holzeinschlag verzeichnete die Gruppe »Übrige Betriebe« mit 5,6 Fm/ha (Abbildung 1).

Im Privatwald wurden mit 7,9 Fm/ha knapp 20% mehr als 2018 geerntet Die Fichtenbetriebe dominierten auch im Privatwald die Höhe des Holzeinschlages. Mit 8,5 Fm/ha war es der höchste Einschlag der vergangenen fünf Jahre. Deutlich mehr Holz fiel auch bei den Laubholzbetrieben an. Mit 7,7 Fm/ha lag man um 43% über dem Vorjahreseinschlag (Abbildung 2).

Holzertrag

Im Körperschaftswald brach der Holzertrag um knapp ein Viertel auf 307 €/ha ein und lag damit um knapp 30% unter dem durchschnittlich erzielten Holzertrag der letzten fünf Jahre. Die Privatbetriebe konnten zwar im Vergleich zum Vorjahr stabile Verhältnisse melden – der Holzertrag knüpfte hier mit 396 €/ha eng an den Vorjahreswert (400 €/ha) an – jedoch zeichnet sich auch hier über den Fünf-Jahreszeitraum ein deutlicher Abwärtstrend ab (Abbildung 3).

Holzerlös

Liniendiagramm mit zwei Linien, die etwa gleich sindZoombild vorhanden

Abb. 3: Der Holzertrag im Körperschafts­ und Privatwald ist seit 2015 rückläufig (Grafik: LWF)

Eine Abfolge von Schadereignissen (Trockenheit, Stürme, Borkenkäferkalamität) hinterließ deutliche »Bremsspuren« auf dem Holzmarkt. Der Holzerlös ohne Selbstwerber sank im Körperschaftswald zum vierten Mal in Folge und büßte zum Vorjahr nochmal gut 10 Prozentpunkte ein (Abbildung 4).

Besorgniserregend war der Preisverfall der Fichte. Konnten in der Vergangenheit die Betriebe mit der Fichte als Hauptbaumart immer überdurchschnittliche Wirtschaftsergebnisse verbuchen, gerieten sie 2019 infolge der niedrigen Preise in den allgemeinen Abwärtssog. Innerhalb eines Jahres verlor die Fichte gut 20% und erzielte nur noch 51 €/Fm (Abbildung 5). Sie hatte an der gesamten Verkaufsmenge einen Anteil von 62% (Kiefer 13%, Buche 22%, Eiche 3%).

Auch im Privatwald schlugen die Turbulenzen auf dem Holzmarkt voll durch. Der Holzerlös ohne Selbstwerber verlor gegenüber 2018 13% und lag bei 60 €/Fm. Alarmierend auch hier der rasante Preisverfall bei der Fichte. Nur noch 49 €/Fm wurde für das Fichtenstammholz erzielt (Abbildung 5). Drei Viertel des gesamten Holzverkaufs war Fichtenholz (Kiefer 7%, Buche 17%, Eiche 1%).

Einnahmen und Ausgaben

Liniendiagramm mit fünf Linien; Steil steigend orange, der Rest von der Tendenz her sinkendZoombild vorhanden

Abb. 4: Heftiger Preisverfall für Fichtenholz ist. (Grafik: LWF)

Der Körperschaftswald hatte empfindliche Einbußen zu verkraften. Die Einnahmeverluste gingen einerseits zu Lasten des geringeren Einschlages, hauptsächlich aber auf das Konto der eingebrochenen Holzpreise. Das Ertragsergebnis für alle fünf Produktbereiche musste im Vergleich zum Vorjahr um 16% auf 385 €/ha (2018: 458 €/ha) nach unten korrigiert werden und fiel damit auf das Niveau der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 zurück.

Ein positiveres Bild bot sich bei den Privatwaldbetrieben. Der Gesamtertrag stieg sogar leicht um 4 €/ha auf 435 €/ha, was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass auch in dieser Besitzart die Einnahmen seit 2015 kontinuierlich rückäufig sind.
Liniendiagramm mit fünf Linien, ganz oben blau, dann grün, orange und gelb; ganz unten rot, über die zeit kam rot jedoch höher; am Ende blau, orange und rot auf eineer Ebene, grün und gelb darunterZoombild vorhanden

Abb. 5: Zeitreihe Holzerlöse der Baumarten im Privatwald (Grafik: LWF)

Die wichtigsten Ausgabepositionen im Forstbetrieb sind neben den Verwaltungskosten die Kosten für die Holzernte. Im Körperschaftswald erreichten im Berichtsjahr die Verwaltungskosten mit 191 €/ha (+9% zum Vorjahr) den bisherigen Höchststand, der Aufwand für die Holzernte verharrte mit 152 €/ha nahezu unverändert auf hohem Niveau.

Deutliche Kostensteigerung gab es auch in den Bereichen Waldschutz 26 €/ha (+37%), Gehälter 160 €/ha (+8%) und Löhne 147 €/ha (+6%). Der Gesamtaufwand für die PB 1 bis 5 bilanzierte sich bei einem Anstieg um 9% auf 518 €/ha. Steigende Tendenz bei den Ausgaben meldeten auch die Privatwaldbetriebe.

Verantwortlich hierfür waren, wie im Körperschaftswald, der wachsende Aufwand für die Verwaltung 142 €/ha (+8%), die Holzernte 90 €/ha (+10%), den Waldschutz 16 €/ha (+45%) und für Gehälter 71 €/ha (+9%). In der Summe verbuchten die Betriebe mit dem Gesamtaufwand für die PB 1 bis 5 von 332 €/ha ein Plus von 23 €/ha (7,4%).

Reinertrag

Balkendiagramm mit fünf Gruppen mit je zwei Balken. Ganz links hoher grüner Balken, halb so hoher roter Balken. Rechts beide Balken klein aber im MinusZoombild vorhanden

Abb. 6: Vergleich Reinertrag I (ohne Förderung) »Alle Betriebe« mit Fichtenbetrie­ben im Körperschaftswald (Grafik: LWF)

Der wirtschaftliche Erfolg der Forstbetriebe definiert sich über den Reinertrag. Ermittelt wird er durch die Subtraktion des Gesamtaufwandes vom Gesamtertrag. In beiden Besitzarten setzte sich der seit 2016 anhaltende Abwärtstrend zum Teil vehement fort.

Die Körperschaftswaldbetriebe waren zwar in der Vergangenheit nicht gerade erfolgsverwöhnt, konnten aber in den Jahren nach der Wirtschafts- und Finanzkrise im Kielwasser der sich rasch erholenden Konjunktur gute Ertragszahlen schreiben. Sturmschäden und Borkenkäferbefall ließen jedoch in den letzten Jahren trotz anhaltend hoher Nachfrage die Rundholzpreise sichtlich verfallen.

Ab 2016 setzte die kontinuierliche Verschlechterung der Gewinnsituation bis hin zum Abgleiten in die Verlustzone ab 2018 ein (Abbildung 6). War man über den Wert von –21 €/ha im Jahr der Wirtschaftskrise noch schockiert, nimmt das aktuelle Ergebnis mit –132 €/ha ein katastrophales Ausmaß an. Um über 700% stürzte der Reinertrag zum Vorjahr ab.

Von den 25 Teilnehmern mussten 18 Betriebe (72%) einen negativen Reinertrag verbuchen. Im Vorjahr waren es noch 52%. Waren in den Vorjahren stets die Fichtenbetriebe noch das stabilisierende Element und leisteten einen wichtigen Beitrag zum Gesamtergebnis im Körperschaftswald, so rutschten auch sie im Forstwirtschaftsjahr 2019 deutlich in die Verlustzone. Mit –123 €/ha bilanzierten sie einen Negativrekord. Besser schnitten die Laubholzbetriebe mit –93 €/ha ab.
Balkendiagramm mit fünf Gruppen mit je zwei Balken, Tendenz sinkend bei allen BalkenZoombild vorhanden

Abb. 7: Vergleich Reinertrag I (Grafik: LWF)

Über dahinschmelzende Gewinne klagten auch die Privatwaldbetriebe. Sie erwirtschafteten zwar mit 104 €/ha ein positives Gesamtergebnis, gleichwohl fiel es im Vergleich zum Vorjahr um 19 €/ha geringer aus (Abbildung 7). Von den 15 Teilnehmern konnten zwölf Betriebe ein positives Wirtschaftsergebnis ausweisen. In der Rubrik »Hauptbaumarten« belegten, wie in den Vorjahren auch, die Fichtenbetriebe mit 119 €/ha den Spitzenplatz. Die Laubholzgruppe schloss mit 52 €/ha ab. Erwirtschafteten die Privatwaldbetriebe 2015 noch Gewinne über 200 €/ha, so halbierte sich der Reinertrag 2019 auf 104 €/ha.

Zusammenfassung

Die Fakten belegen: Die Forstwirtschaft ist in schweres Fahrwasser geraten. Viele Betriebe sind längst an ihre wirtschaftlichen Grenzen gestoßen. Der Klimawandel verschärft nach wie vor die Waldschutzsituation und trägt damit einhergehend maßgeblich zum Verfall der Holzpreise und damit letztendlich zur Verschlechterung der Gewinnsituation bei.
Das Ende der Fahnenstange scheint jedoch noch nicht erreicht zu sein. Der Ausblick auf das Forstwirtschaftsjahr 2020 verdüstert weiterhin die wirtschaftlichen Prognosen und stellt die Forstwirtschaft vor weitere Herausforderungen.

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