Friedrich Wühr
Angespannte Ertragslage für Waldbesitzer - LWF aktuell 125
Testbetriebsnetz Forst 2018: Niedrige Holzpreise lasten schwer auf der Ertragssituation der Waldbesitzer
Im Jahr 2018 setzte die deutsche Wirtschaft ihren Aufschwung fort. Die Forstbetriebe konnten jedoch nur bedingt daran teilhaben. Ihr Erfolg ist einerseits eng an die Konjunktur geknüpft, andererseits in hohem Maße abhängig von abiotischen (Trockenheit, Stürme) und biotischen Einflüssen (Insektenkalamitäten), wie sie im Zusammenhang mit dem Klimawandel immer heftiger und in immer kürzeren Zeitabständen auftreten. Diesen Unwägbarkeiten sehen sich die Waldbesitzer hilflos ausgeliefert. Mit den Sturm- und Trockenschäden 2015 wurde, wie die Daten aus dem Testbetriebsnetz belegen, der jüngste wirtschaftliche Negativtrend in der Forstwirtschaft eingeleitet.
Was ist das Testbetriebsnetz?
Mit dem Testbetriebsnetz Forst (TBN Forst) wurde eine wichtige Datengrundlage für die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Forstwirtschaft geschaffen. Ziele der betriebswirtschaftlichen Dokumentation sind, die Leistungen und die Kosten des Forstsektors abzubilden. Die Datenerhebung und -auswertung erfolgt auf Grundlage des »Produktplanes Forst« des Deutschen Forstwirtschaftsrates. Er gliedert die forstliche Leistungserstellung nach den fünf Produktbereichen (PB):
- PB 1: Produktion von Holz und anderen Erzeugnissen
- PB 2: Schutz und Sanierung
- PB 3: Erholung und Umweltbildung
- PB 4: Leistungen für Dritte
- PB 5: Hoheits- und sonstige behördliche Aufgaben
In diesem Bericht werden, basierend auf den wichtigsten Parametern (Holzbodenfläche, Holzeinschlag, Holzerntekosten, Holzerlös, Gesamtertrag, Gesamtaufwand und Reinertrag I [ohne Fördermittel]), die Ergebnisse des Testbetriebsnetzes für das Forstwirtschaftsjahr 2018 nach Besitzarten Körperschafts- und Privatwald vorgestellt. Dankenswerter Weise haben 17 Privatwald- und 29 Körperschaftswaldbetriebe sowie die Bayerischen Staatsforste (BaySF) ihre Betriebsdaten dafür zur Verfügung gestellt. Nur dadurch ist es gewährleistet, diese wichtige Datenquelle fortzuschreiben.
Körperschaftswald
Im Körperschaftswald wurden im Durchschnitt aller 29 Betriebe 7,0 Fm/ha eingeschlagen. Damit blieb man leicht unter dem Vorjahresniveau (Abbildung 2). Einschlagsvolumen und Holzpreise bestimmten zu 93 % die Einnahmeseite, auf der mit dem Gesamtertrag von 458 €/ha ein Minus von 10 % gegenüber 2017 verbucht wurde. Auf der Ausgabeseite wurde mit 475 €/ha ein leichtes Aufwandsplus von 2 % registriert. Insbesondere schlug hier der um 17 % auf 153 €/ha gestiegene Aufwand im Bereich der Holzernte zu Buche.
Die verschlechterte Ertragslage bei gleichzeitigem Aufwandswachstum bewirkte den Absturz des Reinertrages I um 140 % auf –18 €/ha (2017: 45 €/ha). Im 10-jährigen Betrachtungszeitraum wurde nur im Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 ein ähnlich schlechtes Wirtschaftsergebnis erzielt (Abbildung1). Für die genauere Analyse der TBN-Auswertung werden die Daten differenziert nach Baumartengruppen vorgestellt, denn hier waren, wie in den vergangenen Jahren auch, gravierende Unterschiede festzustellen (Abbildungen 3, 4 und 5).
Baumartengruppe Fichte (9 Betriebe, mittlere Holzbodenfläche 1.025 ha): Der Holzeinschlag entsprach mit 10,1 Fm/ha nahezu dem Hiebssatz, legte jedoch gegenüber 2017 um 4 % zu. 90 % davon war Fichtenholz. Ausführung der Holzernte: 31 % Selbstwerber, 39 % Unternehmer und 30 % Eigenregie. Der durchschnittliche Holzerlös ohne Selbstwerber lag bei 69 €/Fm (2017: 67 €/Fm).
Die Holzerntekosten konnten um 3 % auf 27,3 €/Fm gesenkt werden. Der Produktbereich Holz (PB 1) als wichtigster Ertragsbringer fiel auf Jahressicht um 3,2 % auf 612 €/ha. Der Gesamtertrag für die Produktbereiche 1 bis 5 (PB 1–5) bezifferte sich auf 684 €/ha und der Gesamtaufwand stieg um 4,6 % auf 593 €/ha. Treibender Faktor waren die gestiegenen Ausgaben im PB 2 Schutz und Sanierung und im PB 23 Erholung und Umweltbildung.
Die Bilanzsumme von 91 €/ha sank um 35 % unter das Vorjahresergebnis (Abbildungen 4 und 8).
Abb. 1: Wirtschaftliche Lage im Privat- und Körperschaftswald (Grafik: LWF)
Abb. 2: Holzeinschlag im Privat- und Körperschaftswald (Grafik: LWF)
Abb. 3: Holzeinschlag im Körperschaftswald (Grafik: LWF)
Abb. 4: Reinertrag I nach Baumartengruppen (Grafik: LWF)
Baumartengruppe Kiefer (3 Betriebe, mittlere Holzbodenfläche 457 ha). Der Holzeinschlag fiel mit 6,1 Fm/ha um ein Fünftel geringer aus als 2017. Die Ausführung erfolgte zu 65 % in Eigenregie und 35 % Selbstwerbung. Überwiegend war es Kiefern- (73 %) und Fichtenstammholz (24 %). Der Gesamtertrag für die PB 1–5 büßte elf Prozentpunkte ein und lag bei 405 €/ha. Die Holzerntekosten stiegen auf 25,9 €/Fm (2017: 24,6 €/Fm) und das Aufwandsvolumen erhöhte sich auf 483 €/ha (+13,4 %). Das Endergebnis rutschte mit –78 €/ha klar ins Defizit und bedeutete ein deutliches Minus zum Vorjahr (2017: 30 €/ha) (Abbildung 4).
Laubholzgruppe (10 Betriebe, durchschnittliche Holzbodenfläche 1.250 ha). Der Einschlag von 5,0 Fm/ha bewegte sich exakt auf Vorjahresniveau. Ausführung: 10 % Selbstwerber, 49 % Unternehmer und 41 % Eigenregie. Geerntet wurden überwiegend Fichte (48 %) und Laubholz (38 %). Lediglich 61 % davon waren Stammholz. Durchschnittlich erzielten die Betriebe den Holzerlös ohne Selbstwerber von 63 €/Fm (2017: 73 €/ Fm) Der Gesamtertrag für die Produktbereiche 1 bis 5 (PB 1–5) war mit 303 €/ha rückläufig (–11 %). Der Gesamtaufwand hingegen nahm um 7 % auf 358 €/ha zu. Kostentreiber waren die Holzerntekosten, die um 31 % auf 34,7 €/Fm zulegten. Insgesamt wurde die negative Bilanz von –55 €/ha gezogen (Abbildung 4).
Übrige Betriebe (das heißt, keine der Hauptbaumarten verfügte über einen Anteil an der Holzbodenfläche von über 50 %) (7 Teilnehmer, mittlere Holzbodenfläche 1.345 ha). Die Einschlagsmenge von 6,1 Fm/ha war verglichen mit dem Vorjahr um 6 % geringer ausgefallen. Sie verteilte sich zu 63 % auf die Fichte, zu 11 % auf die Kiefer und zu 26 % auf Laubholz. Ausführung der Ernte: 22 % Selbstwerber, 34 % Unternehmer und 44 % Eigenregie.
Der Holzerlös büßte mit 73 €/ Fm drei Prozentpunkte ein. Rückläufig war mit 411 €/ha auch der Gesamtertrag (–11 %). Erhöht haben sich hingegen die Holzerntekosten um rund 8 % auf 32,5 €/Fm, was sich jedoch nicht negativ im Gesamtaufwand niederschlug. Mit 490 €/ha lag er um knapp 3 % unter dem Vorjahreswert. Das Wirtschaftsergebnis fiel schon im Vorjahr mit –40 €/ha negativ aus und verschlechterte sich im Berichtsjahr mit –78 €/ha nochmal deutlich (Abbildung 4).
Fazit für den Körperschaftswald
Aufgrund des noch guten Abschneidens der Fichtenbetriebe konnte ein weitaus schlechteres Gesamtergebnis im Körperschaftswald aufgefangen werden. Wie in Abbildung 5 deutlich wird, fiel der Reinbetrag der Fichtenbetriebe im Zeitraum 2011 bis 2018 (Die Fichtenbetriebe hatten am mittleren Gesamtergebnis aller Körperschaftswaldbetriebe den Anteil von 36 %) im Vergleich zum durchschnittlichen Gesamtergebnis um 209 % höher aus (Abbildung 5).
Abb. 5: Reinertrag I im
Körperschaftswald (Grafik: LWF)
Abb. 6: Holzeinschlag und Reinertrag I (Grafik: LWF)
Abb. 7: Entwicklung Reinertrag I (Grafik: LWF)
Abb. 8: Reinertrag I im Privatwald: Vergleich (Grafik: LWF)
Privatwald
In der Besitzart Privatwald wurden die Wirtschaftsdaten von 17 Betrieben ausgewertet. Die durchschnittliche Holzbodenfläche betrug 1.044 ha, der Einschlag lag mit 6,6 Fm/ha um 10 % niedriger als 2017 (Abbildung 2). Auf 431 €/ha belief sich der Gesamtertrag und büßte damit rund sieben Prozentpunkte ein. Ein leichtes Minus von 5 % beim Gesamtaufwand, der mit 309 €/ha abschloss, bescherte den Privatwaldbetrieben einen Reinertrag I für die Produktbereiche PB 1–5 in Höhe von 123 €/ha. Das waren 11 % weniger als 2017 und damit das schlechteste Ergebnis der letzten zehn Jahre (Abbildung 1).
Für die Baumartengruppen Kiefer und Mischbetriebe lagen nur die Daten von jeweils weniger als drei Betrieben vor. Um die Anonymität zu wahren, ist ein Vergleich innerhalb dieser Gruppen nicht möglich.
Fichtengruppe (10 Betriebe, mittlere Holzbodenfläche 1.092 ha): Der Holzeinschlag lag im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei durchschnittlich 7,5 Fm/ha (Abbildung 6). Ausführung: 49 % Selbstwerbung, 38 % Unternehmer und 13 % Eigenregie. Dreiviertel der Einschlagsmenge war Stammholz. Daran hatte die Fichte den Anteil von rund 90 %. Der Holzerlös ohne Selbstwerber legte um 3 Euro auf 75 €/Fm zu. Es konnte der Gesamtertrag von 519 €/ha (2017: 520 €/ha) erwirtschaftet werden. Obwohl die Holzerntekosten um rund 9 % auf 30,4 €/Fm zulegten, nahm der Gesamtaufwand um 2 % auf 335 €/ha ab. Am Ende des Jahres konnte mit 183 €/ha eine zum Vorjahresabschluss leicht verbesserte Bilanz gezogen werden (Abbildung 8).
Laubholzgruppe (5 Betriebe, durchschnittliche Holzbodenfläche 1.181 ha): Der Holzeinschlag fiel mit 5,4 Fm/ha um knapp ein Fünftel niedriger aus als im Vorjahr. Ausführung: 43 % Selbstwerbung, 26 % Unternehmer und 31 % Eigenregie Der Laubholzanteil lag bei 55 % (Fichtenanteil: 31 %). Knapp zwei Drittel davon waren Stammholz. Der durchschnittliche Holzerlös ohne Selbstwerber stieg auf 67 €/Fm (+5 %) Der Gesamtertrag brach jedoch um ein Fünftel auf 312 €/ha ein. Erfreulich war die Entwicklung bei den Holzerntekosten. Sie wurden um rund 5 % auf 23,4 €/Fm gesenkt, was sich auf der Ausgabenseite positiv auswirkte. Der Gesamtaufwand konnte auf 294 €/ha (–5 %) zurückgefahren werden. Die Bilanz blieb mit 18 €/ha positiv, bedeutete aber gleichwohl ein deutliches Minus von fast 70 % zum Vorjahresabschluss (Abbildung 6).
Fazit für den Privatwald
Auch im Privatwald dominierten die Fichtenbetriebe die Bilanzen. Der Anteil der Betriebe mit der Hauptbaumart Fichte lag hier bei 70 %, so dass der Unterschied zwischen dem Reinertrag der Fichtenbetriebe und dem Durchschnittsergebnis aller Teilnehmer nicht so gravierend ausfiel wie im Körperschaftswald (Abbildung 7).
Zusammenfassung
Die Testbetriebsnetzauswertung spiegelt die wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe wider. Die jüngsten Ergebnisse belegen, dass die Auswirkungen des Klimawandels (Stürme, Käfer, Trockenheit) mit voller Wucht auf Wald und Waldbesitzer treffen. Die wirtschaftlichen Schäden haben bereits immense Ausmaße angenommen.
Der Körperschaftswald musste nach einigen guten Jahren wieder rote Zahlen schreiben. Sogar die von der Fichte dominierten Betriebe verzeichneten erhebliche Ertragseinbußen. Im Privatwald zog man noch eine positive Bilanz, der Rückgang ist jedoch alarmierend.
Bedenklich stimmt vor allem die Tatsache, dass besonders die »Milchkuh« der Forstwirtschaft, die Fichte, am stärksten bedroht ist. Die erforderlichen Waldumbaumaßnahmen werden sich mittel- bis langfristig signifikant auf die Reinertragslage der Forstbetriebe in allen Besitzarten auswirken.
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