LWF aktuell 143
Aufschwung in Sicht – Ertragslage der Forstbetriebe verbessert sich
von Anika Gaggermeier
Seit mehreren Jahren belasten Dürre, Stürme und Borkenkäferkalamitäten die Forstwirtschaft. Doch wie sieht es mit der wirtschaftlichen Lage der Forstbetriebe in Bayern aus? Für Forstbetriebe ab 200 ha Waldfläche liefert das bundesweite Testbetriebsnetz Forst eine zuverlässige Datengrundlage. Dieses freiwillige Netz stellt die Leistungen des Forstsektors ebenso wie seine Kosten dar. Das auf den ersten Blick etwas überraschende Ergebnis: Die Einkommenssituation der bayerischen Forstbetriebe konnte sich im Jahr 2022 weiter stabilisieren.
Die Ergebnisse des Testbetriebsnetzes Forst fließen in den Agrarbericht des Bundes und der Länder ein, sie dienen als Grundlage für forstpolitische Entscheidungen. Die Daten für Bayern liefern Betriebe des Privat- und Körperschaftswaldes mit einer Waldfläche ab 200 ha sowie die Bayerischen Staatsforsten (als Gesamtbetrieb). Für das Forstwirtschaftsjahr 2022 konnten in Bayern die Daten von 12 Privatwald- und 22 Körperschaftswaldbetrieben ausgewertet werden. Die wirtschaftliche Situation des Kleinprivatwaldes bis 50 Hektar wird in Bayern von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) gesondert erfasst und ausgewertet (Hastreiter, 2023 in diesem Heft).
Holzerlös und Einschlag
Die Betriebe des Körperschaftswaldes ernteten 2022 im Durchschnitt 6,9 fm/ha, die teilnehmenden größeren Privatwaldbetriebe im Durchschnitt 7,3 fm/ha. Damit lag der Holzeinschlag im Privatwald etwas unter dem Vorjahresniveau, im Kommunalwald leicht darüber. Der Schadholzanteil war auch im Jahr 2022 hoch: Er betrug im Privatwald 44 % des Holzeinschlags und 37 % im Körperschaftswald.
Einnahmen und Ausgaben
Zugleich belasteten die Betriebe jedoch höhere Ausgaben. Im Privatwald entstand 2022 ein Aufwand von durchschnittlich 337 €/ha (2021: 323 €/ha), der Körperschaftswald verzeichnete Kosten in Höhe von 560 €/ha (2021: 548 €/ha).
Dabei machten die Ausgaben für Erholungs- und Umweltbildungsangebote, Naturschutzaufgaben sowie Dienstleistungen für Dritte (z. B. städtische Baumpflegekontrolle) im Kommunalwald mit 109 €/ha im Jahr 2022 rund 20 % des Gesamtaufwandes aus. Den Kosten in den genannten Geschäftsbereichen standen dagegen nur Einnahmen von 41 €/ha gegenüber. Der Großteil (39 €/ha) stammt aus Einnahmen für Leistungen für Dritte. Anders sieht es im Privatwald aus: Die Kosten in diesen Produktbereichen lagen bei 28 €/ha und verursachten damit lediglich rund 8 % der Ausgaben. Gleichzeitig konnten 6 €/ha als Einnahmen, z. B. durch die Betreuung von Waldpflegeverträgen, generiert werden.
Reinerträge
Abb. 1: Reinertrag I (ohne Förderung) und II (mit Förderung) des Körperschafts und Privatwaldes (© LWF)
Reinertrag I erstmals seit fünf Jahren mit durchschnittlich 1 €/ha knapp im positiven Bereich (2021: –72 €/ha). Auch die Privatwaldbetriebe steigerten ihren Reinertrag I auf 241 €/ha (2021: 186 €/fm).
Berücksichtigt man bei der Bilanzierung noch die staatlichen Fördermittel wie z. B. das bayerische waldbauliche Förderprogramm (WALDFÖPR), so erwirtschafteten die Körperschaftsbetriebe als Reinertrag II durchschnittlich 62 €/ha und die Privatwaldbetriebe 271 €/ha. Gegenüber 2021 ist der Einfluss staatlicher Zuschüsse und Prämien auf die Einkommensentwicklung 2022 gesunken. Dies ist insbesondere auf die 2021 ausgezahlte Bundeswaldprämie zurückzuführen, mit der das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kommunale und private Waldbesitzer mit rund 100 €/ha bei der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder unterstützte. Diese Flächenförderung wirkte sich im Jahr 2021 massiv auf den Reinertrag II aus (Abbildung 1). 2022 wurde mit dem Programm »Klimaangepasstes Waldmanagement« zwar ein weiteres Fördermodul vom BMEL ins Leben gerufen. Im Gegensatz zur Bundeswaldprämie 2021 ist die Bewilligung aber von der Einhaltung bestimmter Kriterien abhängig, die über die derzeit bestehenden Richtlinien der Waldzertifizierungssysteme hinausgehen. Im Jahr 2022 wurde diese Bundesförderung aufgrund der De-minimis Regelung auf den EU-Beihilfehöchstsatz von 200.000 € in drei Kalenderjahren angerechnet, was die Attraktivität des Förderprogramms für große Betriebe oder Kommunen stark einschränkte. Zudem konnte diese neue Bundesförderung erst Ende 2022 beantragt werden. Vier der zwölf Privatwaldbetriebe des Testbetriebsnetzes machten von der Möglichkeit dennoch Gebrauch.
Die vorgestellten betrieblichen Kennzahlen sind die Durchschnittswerte der 34 Privat- und Körperschaftswälder, die im Jahr 2022 am Testbetriebsnetz teilnahmen. Hinter den Zahlen verbergen sich Betriebe mit unterschiedlichen Waldstrukturen, betrieblichen Voraussetzungen und Managementstrategien. Um einen besseren Einblick in die Vielfalt des Testbetriebsnetzes zu geben, stellen wir in diesem Artikel beispielhaft den Forstbetrieb der Stadt Landsberg am Lech vor.
Stadtwald Landsberg am Lech
Außerdem prägten die Stürme Vivian und Wiebke in den 90er Jahren sowie der Sturm Niklas im Jahr 2015 die städtischen Wälder. Die großflächigen Windwürfe und die folgenden Kalamitätsnutzungen führten zu einer deutlichen Vorratsabsenkung des Betriebs. Der vorhandene Voranbau unter Schirm verhinderte jedoch größere Freiflächen und gewährleistete den Walderhalt sowie den langfristigen Waldumbau. In den letzten Jahren konnte der Holzvorrat durch einen reduzierten Holzeinschlag wieder aufgebaut werden, er liegt aktuell bei rund 230 Efm o.R /ha. Der Hiebsatz beträgt 7 Efm o.R /ha bei einem Zuwachs von rund 9,5 Efm o.R /ha. Die Vorratserhöhung erfolgt unter Berücksichtigung der Klimatoleranz und einer hohen Stabilität der Bestände. Des Weiteren werden auch Aspekte der Biodiversität (z. B. Totholzanreicherung, Integration von Stilllegungsflächen, Vertragsnaturschutzprogramm Wald), der Erholung und Umweltbildung sowie Belange des Klimaschutzes in die Betriebsziele integriert.
Modernes Waldmanagement und vielfältige Aufgaben
Abb. 2: Damwild im Lechpark (© A. Gaggermeier, LWF)
»Der Lechpark ist das Wohnzimmer der Landsberger. Das bedeutet: Forstliche Maßnahmen müssen gut geplant und noch viel besser kommuniziert werden,« sagt Michael Siller. »Wir als städtisches Forstamt betreiben eine gewinnorientierte Forstwirtschaft. Gleichzeitig ist es unsere Aufgabe, die Anforderungen und Interessen der Landsberger Bürgerinnen und Bürger bei unseren Entscheidungen zu berücksichtigen. Das gelingt nur mit einem modernen Waldmanagement, das die Ansprüche der Erholung, des Naturschutzes und der Forstwirtschaft im Wald steuert und umsetzt. Hierfür besitzen Försterinnen und Förster die richtigen Kompetenzen.«
Zusätzlich engagiert sich das städtische Forstamt in dem EU-Projekt »LIFE Future Forest«. Ziel des Projekts ist es, die Wälder und Böden im Landkreis Landsberg durch Waldumbau nachhaltig zu stabilisieren. Die erzielten Ökosystemleistungen sollen bilanziert und letztendlich auch in Wert gesetzt werden
Ein zukunftsfähiger Wald für 7 € pro Einwohner
Dem Ertrag aus der Forstwirtschaft stehen jedoch hohe Ausgaben gegenüber, die sich insbesondere aus den weiteren Aufgaben- und Produktionsbereichen des städtischen Forstamtes ergeben. Beispielsweise stieg der Aufwand im Produktbereich »Leistungen für Dritte« durch die städtische Baumkontrolle und -pflege in den letzten Jahren stetig. Es ist zu erwarten, dass der Klimawandel mit seinen negativen Auswirkungen auf die Baumgesundheit zukünftig diese Kosten noch weiter in die Höhe treiben wird. Zusätzlich machen sich die Ausgaben für den Produktbereich »Erholung und Waldpädagogik« bemerkbar. Jedes Jahr bringt das Forstamt den Schülerinnen und Schülern der dritten Klassen aller Landsberger Grundschulen den Wald bei Führungen näher. Ebenso ist die Pflege des Lechparks mit seinen Erholungseinrichtungen und Wildgehegen kosten- und zeitintensiv.
Abb. 3: Betriebsleiter Michael Siller im Stadtwald Landsberg am Lech (© A. Gaggermeier, LWF)
Betrachtet man das Betriebsergebnis über alle Geschäftsbereiche hinweg, schreibt der städtische Wald nun schon seit einigen Jahren rote Zahlen. Kosten, die sich die Stadt Landsberg, laut Aussage des Forstbetriebsleiters gerne leistet: »Im Jahr 2022 zahlte die Stadt Landsberg 7 € pro Einwohner für den Erhalt des Stadtwaldes und des städtischen Baumbestandes. Dieser Betrag errechnet sich aus dem Gesamtbetriebsergebnis geteilt durch die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner. Diese fiktive jährliche »Waldeintrittskarte« für 7 € ist ein Schnäppchen«, sagt Michael Siller. »Dafür erhalten die Bürgerinnen und Bürger einen naturnahen und zukunftsfähigen Wald.«
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