LWF aktuell 138
Wald kompakt
Johann Seidl
Choriner Wald ist Waldgebiet des Jahres 2023
Studierende im Lehrwald Chorin (© Bund Deutscher Forstleute)
Das 8.800 ha große Waldgebiet rund um das gleichnamige Zisterzienserkloster liegt im Nordosten Brandenburgs im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Es ist überwiegend im Besitz des Landes Brandenburg und wird durch die Landeswaldoberförsterei Chorin betreut. Vor 250 Jahren war das Gebiet aufgrund Übernutzung weitgehend entwaldet, weshalb das damalige Forstpersonal die Wiederaufforstung des Choriner Waldes mit Pionierbaumarten wie der Kiefer veranlasste. Nun werden diese Kiefernwälder unter besonderer Berücksichtigung naturschutzfachlicher Belange zu naturnahen Buchen-Mischwäldern weiterentwickelt.
Dank des Klosters Chorin, das Zisterzienser- Mönche im 13. Jahrhundert gründeten, ist der Choriner Wald auch ein touristischer und kultureller Anziehungspunkt. Die örtliche Forstverwaltung bewahrte die Klosterruine Ende des 19. Jahrhunderts auf Empfehlung von Baumeister Schinkel und auf Weisung des preußischen Königs vor dem Verfall. Heute steht die historische Klosteranlage unter Obhut des Landes Brandenburg und der Gemeinde Chorin, sie ist Sitz der Landeswaldoberförsterei Chorin.
Der BDF verleiht die Auszeichnung zum Waldgebiet des Jahres seit 2012. 2022 erhielten die Erdmannwälder in Niedersachsen diesen Titel, in Bayern wählte der BDF 2017 den Frankenwald zum Waldgebiet des Jahres.
Norbert Wimmer
Förderung von Praxisanbauversuchen – Erste Ergebnisse
Bornmüllertannen für die Anlage eines Praxisanbauversuchs (© M. Gottsche)
Im Mai 2022 startete die erste jährliche Abfrage zur Entwicklung der Praxisanbauversuche. Dazu verschickte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) Fragebögen an die geförderten Waldbesitzenden.
Für die vier Baumarten der Kategorie 2 lassen sich aus den Rückmeldungen folgende Entwicklungen ableiten:
- Baumhasel (41 PAVs, 9,6 ha): gute bis sehr gute Vitalität – zufriedenstellende Qualität (Wuchsform) – Überlebensprozent: 87 % – meist verwendete Herkunft: »Bolu Seben«/türkische Schwarzmeerregion
- Bornmüllertanne (17 PAVs, 4 ha): Vitalität und Qualität gut – Überlebensprozent: 80 % – meist verwendete Herkunft: »Boluo Kökez«/türkische Schwarzmeerregion
- Atlaszeder (41 PAVs, 5 ha): Vitalität und Qualität gut bis sehr gut – Überlebensrate: 80 % – verwendete Herkünfte: »CAT 900« (70%), »Menerbe« (25 %)/Region Provence-Alpes-Côte d’Azur
- Libanonzeder (32 PAVs, 4 ha): Vitalität und Qualität eine Stufe niedriger als bei Atlaszeder – Überlebensrate: 63 % – meist verwendete Herkunft: »Isparta« (70 %)/ Taurusgebirge, Mittelmeerregion
Bei allen Baumarten nannten die Waldbesitzer Trockenheit und Spätfrost als Hauptursachen für Ausfälle. Unterschiede bei den Ausfallraten hinsichtlich einzelner Herkünfte sind bislang nicht erkennbar.
Bei den Praxisanbauversuchen mit Baumarten der Kategorie 3 (»Bedingte Anbauempfehlung, nur unter wissenschaftlicher Begleitung«) lassen sich derzeit keine gesicherten Aussagen treffen. Grund hierfür ist, dass es sich meist nur um eine Fläche pro Baumart (12 PAVs mit insgesamt 0,65 ha) handelt. Lediglich beim Tulpenbaum existieren drei Anbauversuche mit sehr unterschiedlichen Ausfallprozenten.
Großer Dank geht an alle Beteiligten: Nur durch engagierte Beratung und zuverlässige Datenlieferung ist es der LWF möglich, Erkenntnisse aus dieser Fördermaßnahme zeitnah an die Praxis weiterzugeben.
Boris Mittermeier
Bayernweites Auerhuhn-Monitoring gestartet
Schulung der Auerhuhn-Kartierer in Pfronten (© C. Lieberth, LWF)
In allen relevanten Auerhuhn-Vorkommensgebieten Bayerns legte man über eine Raster-Inventur (analog zur Kartierung der Vogelschutzgebiete) 55 Probeflächen an – vom Fichtelgebirge über den Bayerischen Wald bis zu den Alpen zwischen Allgäu und Berchtesgaden. Ziel des Monitorings ist es, im 3-jährigen Turnus den Bestandstrend der Art zu ermitteln und Veränderungen wichtiger Habitatstrukturen aufzuzeigen, um notfalls gegensteuern zu können.
Zudem dienen die Aufnahmen dazu, gemeinsam mit externen Experten ein Netzwerk zum Schutz des Auerhuhns zu etablieren. Im Juni und Juli 2022 wurden daher bei vier bayernweiten Schulungen neben erfahrenem Forstpersonal auch Kollegen aus der Naturschutzverwaltung, Gebietsbetreuer, Mitglieder von Verbänden sowie engagierte Studenten und Privatpersonen in die Methodik des Monitorings eingewiesen. Das Interesse und die Motivation aller Beteiligten waren dabei erfreulich hoch – eine gute Voraussetzung, um die Akzeptanz des Verfahrens zu erhöhen und die Rolle der Forstverwaltung im Waldnaturschutz weiter zu stärken.
Ab Ende Juli 2022 erfassten 66 Kartiererinnen und Kartierer an insgesamt 2.371 Stichprobenpunkten sowohl wichtige Habitatstrukturen des Auerhuhns (z. B. Nadelholzanteil, Deckungsgrade oder Anteil der Beersträucher) als auch indirekte Nachweise wie Federn und Losung. Aufgrund des späten Kartierzeitraums nach Abschluss der Brutperiode ist diese Erfassungsmethode deutlich störungsärmer als die früher üblichen Balzplatzzählungen, zudem liefert sie aussagekräftigere Ergebnisse. In den nächsten Monaten erfolgt die Aufbereitung und Auswertung der Daten an der LWF – die Ergebnisse des ersten Monitoring-Durchgangs werden bereits mit Spannung erwartet und sollen in einer der kommenden LWF aktuell-Ausgaben veröffentlicht werden.
Thomas Börger
Holz aus Mischwäldern – und dann?
Klebstoffauftragsanlage (© Holzforschung München)
Wichtig ist, sich frühzeitig Gedanken über deren Nutzungspotentiale zu machen. Wie können diese Sortimente ökologisch und ökonomisch wertschöpfend verwendet werden? In den letzten Jahrzehnten war der Bausektor der Großabnehmer des primär vorhandenen Fichtenholzes. Aber: Besteht im Bausektor auch Interesse an Holz aus Mischwäldern? Kurz gesagt: ja und das mit steigender Tendenz!
Brettschichtholzträger aus Buchenholz (© Holzforschung München)
Mit dem Ziel, den Wechsel der Holzart für 1K-PUR-Anwender zu erleichtern, hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten das Forschungsprojekt »SicherHolzKleben« am Lehrstuhl für Holzwissenschaft an der TU München gefördert. Im Rahmen des Projekts untersuchte man detailliert die Funktionsweise von Primern. Dabei wurde z. B. analysiert, wie verschiedene Primer das Quellen und Schwinden von Buchen-, Birken-, Lärchen- und Douglasienholz beeinflussen und wie sie mit dem Klebstoff interagieren. Basierend auf den Ergebnissen wurden 1KPUR-Klebstoffe so modifiziert, dass kein zusätzlicher Primerauftrag erforderlich ist.