Winfried Türk
Wildbirne und Wildapfel als Bestandteil einheimischer Gehölzgesellschaften - LWF-Wissen 23
Wildbirne (Pyrus pyraster) und Wildapfel (Malus sylvestris) gehören zu den kleineren Bäumen unserer heimischen Gehölzflora. Beide Wildobstarten sind eher selten anzutreffen. Sie finden sich vorwiegend in den warmen Tieflagen in lichten Mischholzbeständen, in denen die Eichen fast immer eine größere Rolle spielen. Wildbirne und Wildapfel sind als Relikte wärmezeitlicher Eichenwälder anzusehen. Historische, heute unrentable Nutzungsformen, wie Nieder- und Mittelwaldbetrieb, hielten die Waldbestände über längere Zeiträume in einem lichten Zustand und förderten damit die heliophilen Wildobstarten.
Wildbirne und Wildapfel zeigen heute deutliche Rückgangstendenzen. Die Gründe liegen in veränderten Waldbewirtschaftungsmethoden, die geschlossene und damit zu dunkle Hochwälder anstreben. Als lokale Seltenheiten müssen die heutigen Vorkommen der beiden Wildobstarten deshalb durch geeignete Unterstützungsmaßnahmen erhalten werden.
Die Abgrenzung der einzelnen Arten der Gattungen Pyrus und Malus ist wegen der Formenmannigfaltigkeit und Bastardierungsfeudigkeit sehr schwierig ([ Hegi 1995], s.a.S. 4). Weitere Probleme ergeben sich aus der Verwilderung von Kulturformen. Unsere Kenntnis über Systematik und Verbreitung der einzelnen Sippen in Europa ist deshalb noch sehr lückenhaft.
Beide Wildobstarten besitzen ein insgesamt ähnliches Areal mit einem Verbreitungsschwerpunkt in der submediterranen bis subkontinentalen Zone. Nach der "Regel der relativen Standortskonstanz" bevorzugen deshalb beide Sippen im klimatisch schon weniger sommerwarmen Mitteleuropa die wärmeren Lagen und Standorte.
Der Wildapfel (Malus sylvestris) ist in Europa endemisch. Eine genaue Grenzziehung seines Areals ist unmöglich, da es Abgrenzungsschwierigkeiten gegenüber dem weiter verbreiteten Kulturapfel gibt. Im Norden umfasst sein Areal Großbritannien und Irland (selten in Schottland), Mittelnorwegen und Südschweden. Die Ostgrenze verläuft vom Ladogasee bis zum Oberlauf der Wolga und folgt dieser.
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