LWF aktuell 143
Aufschwung in Sicht – Ertragslage der Forstbetriebe verbessert sich
von Anika Gaggermeier

Seit mehreren Jahren belasten Dürre, Stürme und Borkenkäferkalamitäten die Forstwirtschaft. Doch wie sieht es mit der wirtschaftlichen Lage der Forstbetriebe in Bayern aus? Für Forstbetriebe ab 200 ha Waldfläche liefert das bundesweite Testbetriebsnetz Forst eine zuverlässige Datengrundlage. Dieses freiwillige Netz stellt die Leistungen des Forstsektors ebenso wie seine Kosten dar. Das auf den ersten Blick etwas überraschende Ergebnis: Die Einkommenssituation der bayerischen Forstbetriebe konnte sich im Jahr 2022 weiter stabilisieren.

Die Ergebnisse des Testbetriebsnetzes Forst fließen in den Agrarbericht des Bundes und der Länder ein, sie dienen als Grundlage für forstpolitische Entscheidungen. Die Daten für Bayern liefern Betriebe des Privat- und Körperschaftswaldes mit einer Waldfläche ab 200 ha sowie die Bayerischen Staatsforsten (als Gesamtbetrieb). Für das Forstwirtschaftsjahr 2022 konnten in Bayern die Daten von 12 Privatwald- und 22 Körperschaftswaldbetrieben ausgewertet werden. Die wirtschaftliche Situation des Kleinprivatwaldes bis 50 Hektar wird in Bayern von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) gesondert erfasst und ausgewertet (Hastreiter, 2023 in diesem Heft).

Holzerlös und Einschlag

2019 und 2020 waren aus forstwirtschaftlicher Sicht Krisenjahre. Dürre und Borkenkäferkalamitäten belasteten die Betriebe. Die Holzpreise waren im Keller – die finanziellen Folgen spüren die Betriebe bis heute. Erfreulicherweise fand der massive Preisverfall 2021 ein Ende und auch 2022 setzte sich der positive Trend fort: Die Nadelholzpreise stabilisierten sich und die Energiekrise als Folge des Ukrainekrieges führte zu einer verstärkten Nachfrage nach Brennholz und Hackschnitzeln. Der Fichtenerlös (ohne Selbstwerber) der teilnehmenden Körperschaftswaldbetriebe stieg 2022 über alle Sortimente hinweg von 67 €/fm auf 82 €/fm. Auch der Privatwald profitierte von den höheren Fichtenholzpreisen (2021: 59 €/fm; 2022: 73 €/fm). Diese positive Entwicklung ließ sich auch bei den Erlösen für alle anderen Baumartengruppen beobachten.

Die Betriebe des Körperschaftswaldes ernteten 2022 im Durchschnitt 6,9 fm/ha, die teilnehmenden größeren Privatwaldbetriebe im Durchschnitt 7,3 fm/ha. Damit lag der Holzeinschlag im Privatwald etwas unter dem Vorjahresniveau, im Kommunalwald leicht darüber. Der Schadholzanteil war auch im Jahr 2022 hoch: Er betrug im Privatwald 44 % des Holzeinschlags und 37 % im Körperschaftswald.

Einnahmen und Ausgaben

Circa 86 % der Einnahmen der Privat- und Körperschaftswaldbetriebe stammten aus dem Holzverkauf. Der Anstieg der Holzerlöse wirkte sich deshalb erheblich auf den Gesamtertrag aus. Die Einnahmen ohne Fördermittel betrugen im Jahr 2022 im Kommunalwald 561 €/ha (mit Fördermittel 622 €/ha). Damit konnten die Kommunen ihre Erträge das zweite Jahr in Folge erhöhen (Einnahmen ohne Fördermittel 2021: 475 €/ha). Ähnlich sieht es im Privatwald aus: Dort stiegen die Erträge von 509 €/ha im Jahr 2021 auf 578 €/ha (mit Fördermittel 609 €/ha).

Zugleich belasteten die Betriebe jedoch höhere Ausgaben. Im Privatwald entstand 2022 ein Aufwand von durchschnittlich 337 €/ha (2021: 323 €/ha), der Körperschaftswald verzeichnete Kosten in Höhe von 560 €/ha (2021: 548 €/ha).

Dabei machten die Ausgaben für Er­holungs- und Umweltbildungsangebote, Naturschutzaufgaben sowie Dienstleistungen für Dritte (z. B. städtische Baumpflegekontrolle) im Kommunalwald mit 109 €/ha im Jahr 2022 rund 20 % des Gesamtaufwandes aus. Den Kosten in den genannten Geschäftsbereichen standen dagegen nur Einnahmen von 41 €/ha gegenüber. Der Großteil (39 €/ha) stammt aus Einnahmen für Leistungen für Dritte. Anders sieht es im Privatwald aus: Die Kosten in diesen Produktbereichen lagen bei 28 €/ha und verursachten damit lediglich rund 8 % der Ausgaben. Gleichzeitig konnten 6 €/ha als Einnahmen, z. B. durch die Betreuung von Waldpflegeverträgen, generiert werden.

Reinerträge

Grafik die den Reinertrag von Privat - und Staatswald miteinander vergleichtZoombild vorhanden

Abb. 1: Reinertrag I (ohne Förderung) und II (mit Förderung) des Körperschafts und Privatwaldes (© LWF)

Der wirtschaftliche Erfolg der Forstbetriebe definiert sich über den Reinertrag (Reinertrag I ohne Förderung, Reinertrag II mit Förderung). Er berechnet sich durch die Subtraktion des Gesamtaufwandes vom Gesamtertrag. Die Verbesserung der Einnahmesituation im Jahr 2022 machte sich auch bei den Reinerträgen bemerkbar. Im Kommunalwald lag der
Reinertrag I erstmals seit fünf Jahren mit durchschnittlich 1 €/ha knapp im posi­tiven Bereich (2021: –72 €/ha). Auch die Privatwaldbetriebe steigerten ihren Reinertrag I auf 241 €/ha (2021: 186 €/fm).

Berücksichtigt man bei der Bilanzierung noch die staatlichen Fördermittel wie z. B. das bayerische waldbauliche Förderprogramm (WALDFÖPR), so erwirtschafteten die Körperschaftsbetriebe als Reinertrag II durchschnittlich 62 €/ha und die Privatwaldbetriebe 271 €/ha. Gegenüber 2021 ist der Einfluss staatlicher Zuschüsse und Prämien auf die Einkommensentwicklung 2022 gesunken. Dies ist insbesondere auf die 2021 ausgezahlte Bundeswaldprämie zurückzuführen, mit der das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kommunale und private Waldbesitzer mit rund 100 €/ha bei der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder unterstützte. Diese Flächenförderung wirkte sich im Jahr 2021 massiv auf den Reinertrag II aus (Abbildung 1). 2022 wurde mit dem Programm »Klimaangepasstes Waldmanagement« zwar ein weiteres Fördermodul vom BMEL ins Leben gerufen. Im Gegensatz zur Bundeswaldprämie 2021 ist die Bewilligung aber von der Einhaltung bestimmter Kriterien abhängig, die über die derzeit bestehenden Richtlinien der Waldzertifizierungssysteme hinausgehen. Im Jahr 2022 wurde diese Bundesförderung aufgrund der De-minimis Regelung auf den EU-Beihilfehöchstsatz von 200.000 € in drei Kalenderjahren angerechnet, was die Attraktivität des Förderprogramms für große Betriebe oder Kommunen stark einschränkte. Zudem konnte diese neue Bundesförderung erst Ende 2022 beantragt werden. Vier der zwölf Privatwaldbetriebe des Testbetriebsnetzes machten von der Möglichkeit dennoch Gebrauch.

Die vorgestellten betrieblichen Kennzahlen sind die Durchschnittswerte der 34 Privat- und Körperschaftswälder, die im Jahr 2022 am Testbetriebsnetz teilnahmen. Hinter den Zahlen verbergen sich Betriebe mit unterschiedlichen Waldstrukturen, betrieblichen Voraussetzungen und Managementstrategien. Um einen besseren Einblick in die Vielfalt des Testbetriebsnetzes zu geben, stellen wir in diesem Artikel beispielhaft den Forstbetrieb der Stadt Landsberg am Lech vor.

Stadtwald Landsberg am Lech

Der städtische Wald in Landsberg am Lech ist rund 2.400 ha groß. 600 ha sind im direkten Besitz der Stadt, die restlichen 1.800 ha gehören der Heilig-Geist-Spitalstiftung Landsberg. Für die Bewirtschaftung der Wälder ist das städtische Forstamt mit seinen insgesamt 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verantwortlich. In den letzten Jahrzehnten trieb man den Umbau des Stadtwaldes stetig voran. Michael Siller, Leiter des Forstamts Landsberg, führt diese Arbeit konsequent weiter. So entstanden aus Nadelholzreinbeständen artenreiche Mischwälder mit einem Laubholzanteil von über 50 %. Neben dem Waldumbau haben auch zahlreiche Erstaufforstungen mit einer Gesamtfläche von rund 160 ha zu einem höheren Mischbestandsanteil im Gesamtwald beigetragen. Sie wurden als Ausgleichsflächen für städtische Infrastrukturmaßnahmen wie z. B. Gewerbegebiete begründet.

Außerdem prägten die Stürme Vivian und Wiebke in den 90er Jahren sowie der Sturm Niklas im Jahr 2015 die städtischen Wälder. Die großflächigen Windwürfe und die folgenden Kalamitätsnutzungen führten zu einer deutlichen Vorratsabsenkung des Betriebs. Der vorhandene Voranbau unter Schirm verhinderte jedoch größere Freiflächen und gewährleistete den Walderhalt sowie den langfristigen Waldumbau. In den letzten Jahren konnte der Holzvorrat durch einen reduzierten Holzeinschlag wieder aufgebaut werden, er liegt aktuell bei rund 230 Efm o.R /ha. Der Hiebsatz beträgt 7 Efm o.R /ha bei einem Zuwachs von rund 9,5 Efm o.R /ha. Die Vorratserhöhung erfolgt unter Berücksichtigung der Klimatoleranz und einer hohen Stabilität der Bestände. Des Weiteren werden auch Aspekte der Biodiversität (z. B. Totholzanreicherung, Integration von Stilllegungsflächen, Vertragsnaturschutzprogramm Wald), der Erholung und Umweltbildung sowie Belange des Klimaschutzes in die Betriebsziele integriert.

Modernes Waldmanagement und viel­fältige Aufgaben

Foto eines Damhirsches im WildgehegeZoombild vorhanden

Abb. 2: Damwild im Lechpark (© A. Gaggermeier, LWF)

Neben den Kernaufgaben der klassischen Forstwirtschaft übernimmt das städtische Forstamt vielfältige Dienstleistungen für die Stadt und die Landsberger Bürgerinnen und Bürger. Hierzu zählen z. B. die arbeits- und zeitintensive städtische Baumkontrolle und -pflege sowie die Verkehrssicherung der Parks, Friedhöfe und des Straßennetzes der Landsberger Ortsteile. Eine weitere Besonderheit ist der Lechpark »Pössinger Au«, der südlich an die Landsberger Altstadt grenzt. Das knapp 60 ha große Areal ist das zentrale Naherholungsgebiet der Stadt Landsberg. Hier laden Naturlehrpfade, ein Kneippbecken mit Barfußweg, ein Wasserspielplatz, Gehegewild mit Wildschweinen und Damwild sowie Spiel- und Liegewiesen die Waldbesucher dazu ein, die Natur mit allen Sinnen zu erfahren. Zusätzlich haben die städtischen Wälder entlang des Lechs viele Sonderfunktionen und sind Teil des europaweit geschützten NATURA 2000-Netzwerks mit FFH- und SPA-Flächen.

»Der Lechpark ist das Wohnzimmer der Landsberger. Das bedeutet: Forstliche Maßnahmen müssen gut geplant und noch viel besser kommuniziert werden,« sagt Michael Siller. »Wir als städtisches Forstamt betreiben eine gewinnorientierte Forstwirtschaft. Gleichzeitig ist es unsere Aufgabe, die Anforderungen und Interessen der Landsberger Bürgerinnen und Bürger bei unseren Entscheidungen zu berücksichtigen. Das gelingt nur mit einem modernen Waldmanagement, das die Ansprüche der Erholung, des Naturschutzes und der Forstwirtschaft im Wald steuert und umsetzt. Hierfür besitzen Försterinnen und Förster die richtigen Kompetenzen.«

Zusätzlich engagiert sich das städtische Forstamt in dem EU-Projekt »LIFE Future Forest«. Ziel des Projekts ist es, die Wälder und Böden im Landkreis Landsberg durch Waldumbau nachhaltig zu stabilisieren. Die erzielten Ökosystemleistungen sollen bilanziert und letztendlich auch in Wert gesetzt werden

Ein zukunftsfähiger Wald für 7 € pro Einwohner

Die Aufgabenvielfalt und die damit zusammenhängenden Herausforderungen beeinflussen das Betriebsergebnis des Forstamts. Betrachtet man den klassischen Forstbetrieb mit seinem Ertrag und Aufwand aus der Produktion von Holz und forstlichen Erzeugnissen, erwirtschaftete das städtische Forstamt 2022 einen positiven Reinertrag. Dabei stammen 89 % der Einnahmen aus dem Holzverkauf.

Dem Ertrag aus der Forstwirtschaft stehen jedoch hohe Ausgaben gegenüber, die sich insbesondere aus den weiteren Aufgaben- und Produktionsbereichen des städtischen Forstamtes ergeben. Beispielsweise stieg der Aufwand im Produktbereich »Leistungen für Dritte« durch die städtische Baumkontrolle und -pflege in den letzten Jahren stetig. Es ist zu erwarten, dass der Klimawandel mit seinen negativen Auswirkungen auf die Baumgesundheit zukünftig diese Kosten noch weiter in die Höhe treiben wird. Zusätzlich machen sich die Ausgaben für den Produktbereich »Erholung und Waldpädagogik« bemerkbar. Jedes Jahr bringt das Forstamt den Schülerinnen und Schülern der dritten Klassen aller Landsberger Grundschulen den Wald bei Führungen näher. Ebenso ist die Pflege des Lechparks mit seinen Erholungseinrichtungen und Wildgehegen kosten- und zeitintensiv.

Foto eines Mannes im Wald

Abb. 3: Betriebsleiter Michael Siller im Stadtwald Landsberg am Lech (© A. Gaggermeier, LWF)

Betrachtet man das Betriebsergebnis über alle Geschäftsbereiche hinweg, schreibt der städtische Wald nun schon seit einigen Jahren rote Zahlen. Kosten, die sich die Stadt Landsberg, laut Aussage des Forstbetriebsleiters gerne leistet: »Im Jahr 2022 zahlte die Stadt Landsberg 7 € pro Einwohner für den Erhalt des Stadtwaldes und des städtischen Baumbestandes. Dieser Betrag errechnet sich aus dem Gesamtbetriebsergebnis geteilt durch die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner. Diese fiktive jährliche »Waldeintrittskarte« für 7 € ist ein Schnäppchen«, sagt Michael Siller. »Dafür erhalten die Bürgerinnen und Bürger einen naturnahen und zukunftsfähigen Wald.«

Warum lohnt sich eine Mitgliedschaft im Testbetriebsnetz?

Um die Kosten für das Management des Waldes pro Einwohner berechnen zu können, braucht es valide Zahlen. Diese dokumentiert Michael Siller über das Testbetriebsnetz. Die erfassten Daten fließen nicht nur jedes Jahr in die bundesweite Erhebung des Testbetriebsnetzes ein, sondern haben auch einen direkten Mehrwert für das städtische Forstamt. Sie bilden die Basis für den jährlichen Waldbegang mit den politischen Entscheidungsträgern der Stadt. »Natürlich ist die Erhebung der Daten ein hoher Aufwand«, sagt Michael Siller. »Gleichzeitig nutzen wir die Kennzahlen, um dem Stadtrat unsere Arbeit und die wirtschaftliche Lage des Forstbetriebs transparent zu machen und Vertrauen aufzubauen.«

Wenn auch Sie sich am Testbetriebsnetz beteiligen wollen, freuen wir uns, wenn Sie uns kontaktieren.

Zusammenfassung

Kalamitätsschäden belasten seit Jahren die Forstwirtschaft. Die Folge sind negative Betriebsergebnisse im Privat- und Körperschaftswald. Eine zuverlässige Datenquelle zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage des Forstsektors ist das bundesweite Testbetriebsnetz Forst. 2022 stabilisierte sich die Einkommenssituation der bayerischen Forstbetriebe das zweite Jahr in Folge, da die gestiegenen Holzpreise zu höheren Einnahmen führten. Trotz gleichzeitig gestiegener Kosten erwirtschafteten sie positive Reinerträge: Ohne Förderung betrugen diese im Privatwald 241 €/ha, im Kommunalwald 1 €/ha – unter Berücksichtigung staatlicher Fördermittel waren dies durchschnittlich 271 €/ha (Privatwald) und 62 €/ha (Kommunalwald).

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