Līga Abizāre und Dirk Schmechel
Brücken bauen zwischen Wald und Schule – LWF aktuell 124
17 europäische Staaten treffen sich in Lettland zum 14. EU-Waldpädagogik-Kongress
»Designing bridges between forest and schools« – so lautete das Motto des 14. Europäischen Kongresses für Waldpädagogik, der vom 1. bis 4. Juli 2019 in Riga und Tērvete (Lettland) stattfand und an dem rund 170 Pädagogen und Förster aus 17 europäischen Ländern teilnahmen. Hauptthema war, wie mit neuen Bildungsstandards Jugendliche und Studierende näher an – und noch besser – in den Wald geführt werden können.
Der European Forest Pedagogics Congress ist ein jährliches Forum zum Austausch von Ideen und Erfahrungen zu aktuellen Themen und Herausforderungen im Bereich der Waldpädagogik. Die Planung und Koordinierung des Kongresses obliegt der Subgroup Forest Pedagogics des Forest Communicators Network unter dem Dach der UN-FAO (Food and Agriculture Organisation der Vereinten Nationen).
Der 14. EU-Waldpädagogik- Kongress im Juli 2019 in Lettland wurde von der JSC »Lettlands Staatsforste« (LVM) in enger Zusammenarbeit mit der Subgroup Forest Pedagogics, dem Nationalen Zentrum für Bildung und der Technischen Universität Riga (RTU) organisiert. Etwa 170 Pädagogen, Waldpädagogen und Förster aus 17 europäischen Ländern und aus Japan nahmen an dieser Veranstaltung teil. Im Rahmen dieses internationalen Kongresses wurden 50 Lehrer aus verschiedenen Schulen Lettlands eingeladen, um voneinander sowie von Forstfachleuten und anderen Kongressteilnehmern, die an der Technischen Universität Riga (RTU) versammelt waren, zu lernen.
Über (Hoch)Schul-Brücken in den Wald
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Abb. 1: Immer wieder spannend – die Da-Vinci-Brücke. (Foto: Lettische Staatsforsten)
Guntars Catlaks, Leiter des Nationalen Bildungszentrums, betonte bei der Eröffnung des Kongresses: »Der neue nationale Bildungsstandard bietet Lehrern enorme Möglichkeiten, das Lernen mit dem wirklichen Leben in Verbindung zu bringen, und Wald ist ein perfekter Ort, um dort einen qualitativ hochwertigen Lernprozess durchzuführen. Die Studierenden erwerben nicht nur Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern auch eine Reihe verschiedener Kompetenzen, die für das 21. Jahrhundert spezifisch und von entscheidender Bedeutung sind.«
Diese Idee wurde auch in der Eröffnungsrede von Janis Eglitis, Vertreter des Landwirtschaftsministeriums der Republik Lettland, unterstützt: »Der Wald nimmt mehr als 52 Prozent des Territoriums Lettlands ein, und es liegt in unserer Verantwortung, sich darum zu kümmern. Die berufliche Entwicklung von Lehrkräften ist dabei sehr wichtig, da sie zu einem tieferen Verständnis der nachhaltigen Waldbewirtschaftung besonders beitragen können.«
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Abb. 2: Pädagogen und Förster aus 17 europäischen Ländern trafen sich in Riga. (Foto: Lettische Staatsforsten)
Während des Kongresses hörten und diskutierten die Teilnehmer drei Keynote- Vorträge von Tomass Kotovičs (Lettland), Professor Robert Vogl (Deutschland) und Dr. Jan Fronek (Tschechische Republik) über Trends und Innovationen in der Waldpädagogik (siehe www.forestpedagogics. eu). Insgesamt bot sich die Gelegenheit, herauszufinden, wie man Waldbildung in Schulprogramme integriert, Geodaten in den Lernprozess über die Umwelt einbezieht, Hand in Hand mit Experten und Lehrern der Forstindustrie arbeitet oder wie komplexe Lerninhalte mit zielgruppengerechten Methoden vermittelt werden können.
Ein Tag des Kongresses fand im lettischen staatlichen Waldnaturpark in Tervete statt, wo Vertreter des Projekts »Skola 2030« und des Vereins »Green Homes« zusammen mit Teilnehmern des Stipendienwettbewerbs »LVM Bio-Economy School« des Staatlichen Gymnasiums Jelgava Spidola vorgestellt wurden. Dabei wurde über neue Konzepte gesprochen, wie Schulen gemeinsam mit Waldpädagogen in Zukunft mehr Brücken zwischen Wald und Bildung schlagen können. Die Teilnehmer diskutierten Praktiken zur Umsetzung von Kompetenzerziehung und andere Herausforderungen, wie zum Beispiel Lehrplanplanung oder Leistungsbeurteilungen von Schülern.
Die lettischen Veranstalter waren mit dem Kongress hoch zufrieden und verdichteten die Erkenntnisse aus dem Kongress zu folgenden drei Hauptbereichen:
- Mit mehr Natur der Naturentfremdung gegensteuern
- Die Prozesse in den aktuellen Bildungsreformen für den Wald nutzen
- Bioökonomie in der Waldpädagogik verstärken
Mehr in der Natur
Junge Menschen, die sich von der Natur distanzieren, sind eine globale Herausforderung, da sie immer weniger Zeit draußen im Freien verbringen. Auch in allgemeinbildenden Schulen findet der Prozess des Waldlernens hauptsächlich in Räumen statt, die weit entfernt von der realen Waldumgebung liegen. Daher ist es erforderlich, den Lernprozess in der Natur zu fördern und Kompetenzen mit allen Sinnen zu entwickeln.
Bildungsreformen für mehr Wald nutzen
Seit Jahrzehnten bieten die lettischen Staatswälder den Schulen für jährlich rund 20.000 Teilnehmern verschiedene Waldumweltbildungsprogramme an. Dies ist Teil eines vielfältigen forstpädagogischen Unterstützungssystems für Schulen, das von vielen forstbezogenen Unternehmen und Verbänden in ganz Europa angeboten wird. Die Bildungsreform in Lettland und in anderen europäischen Ländern bietet eine einzigartige Gelegenheit, die durch den Forstsektor und die Schulpartnerschaft gesammelten Erfahrungen mit Waldpädagogen in allgemeinbildenden Schulen Europas zu verbessern und zu integrieren.
Das EU-Netzwerk Waldpädagogik für Bioökonomie
Als eines der waldreichsten Länder Europas verfügt Lettland über ein großes Potenzial, ein wissensbasiertes Land der Bioökonomie zu werden, das die Waldpädagogik in den allgemeinen Lehrplan einbezieht und die Querschnittskompetenzen der Schüler entwickelt, auch im Hinblick auf das Unternehmertum im Bereich der nachhaltigen Forst- und Holzwirtschaft oder der Holzindustrie.
Das Netzwerk für Waldpädagogik kann daher zur Entwicklung der Wald-Bioökonomie in ganz Europa beitragen und auch dafür stärkere Brücken zwischen Schulen und Wald bauen.
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