Wald kompakt - LWF aktuell 147
LWF auf der KWF-Tagung
Vom 19.-22. Juni 2024 fand in Schwarzenborn (Hessen) die diesjährige KWF-Tagung statt. Traditionell besteht diese wichtige Fachmesse für alle am Forst und an der Waldarbeit Interessierten aus drei Elementen: Expo mit Sonderschauen, Exkursionen und dem Fachkongress.
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Schälgerät mit Kettenantrieb und Streifenmessern im Einsatz. (© T. Hase, StMELF)
Den klassischen Messebereich deckt die Expo mit über 900 Ausstellern ab. Die LWF beteiligte sich hier am Stand des Zentrums Wald Forst Holz Weihenstephan auf der Sonderschau CampusForst.
Die Fachexkursion hingegen beinhaltet forsttechnische Praxisvorführungen und präsentiert dabei schwerpunktmäßig vollständige Arbeitsverfahren im Echt-Betrieb. Dort präsentierte die LWF in diesem Jahr das Thema „Rindenschlitzen – motormanuelle Entrindung mit Motorsägenanbaugeräten".
Das motormanuelle Rindenschlitzen mit Motorsägenanbaugeräten stellt eine insektizidfreie Form der waldschutzwirksamen Borkenkäferbekämpfung dar. Das Arbeitsverfahren eignet sich insbesondere bei kleineren Holzmengen, stockender Holzabfuhr in den Sommermonaten oder bei Käferbefall in schwer erreichbaren Lagen. Darüber hinaus kann durch den Einsatz des Streifenmessers bei hohem Borkenkäferbefallsdruck und ungünstigen Witterungsverhältnissen oder knappen Maschinenkapazitäten das enge Zeitfenster für die Rückung entzerrt werden.
Die Fachexkursion hingegen beinhaltet forsttechnische Praxisvorführungen und präsentiert dabei schwerpunktmäßig vollständige Arbeitsverfahren im Echt-Betrieb. Dort präsentierte die LWF in diesem Jahr das Thema „Rindenschlitzen – motormanuelle Entrindung mit Motorsägenanbaugeräten".
Das motormanuelle Rindenschlitzen mit Motorsägenanbaugeräten stellt eine insektizidfreie Form der waldschutzwirksamen Borkenkäferbekämpfung dar. Das Arbeitsverfahren eignet sich insbesondere bei kleineren Holzmengen, stockender Holzabfuhr in den Sommermonaten oder bei Käferbefall in schwer erreichbaren Lagen. Darüber hinaus kann durch den Einsatz des Streifenmessers bei hohem Borkenkäferbefallsdruck und ungünstigen Witterungsverhältnissen oder knappen Maschinenkapazitäten das enge Zeitfenster für die Rückung entzerrt werden.
Das Arbeitsverfahren setzt auf sogenannte Schälköpfe, welche anstelle der Schneidgarnitur an handelsübliche Motorsägen ab ca. 2,2 kW angebaut werden. In den vergangenen Jahren wurde die bereits seit mehreren Jahrzehnten bewährte Technik des Anbaugeräts modifiziert und überarbeitet. Durch den neuen Antrieb über Kette und die modifizierten Messer zur streifenweisen Entrindung konnte die Handhabung verbessert und die Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Veränderungen an Motorsäge, Kettenraddeckel oder Ölpumpe sind nun für den Anbau der Geräte nicht mehr nötig. Die Leistungsfähigkeit in der reinen Entrindung bewegt sich je nach Holzdimension zwischen 0,7 und 5,8 Festmetern pro Stunde. Dies entspricht je nach Stärkeklasse zwischen zwei (BHD 50cm) und sieben (BHD 20cm) Bäumen, welche pro Stunde geschlitzt werden können.
Andreas Hohenadl, Markus Riebler
Andreas Hohenadl, Markus Riebler
Verjüngungsdynamik in bayerischen Naturwaldreservaten
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Verjüngung von Bergahorn, Esche und Buche (© M. Blaschke, LWF)
Seit zehn Jahren werden auf Repräsentationsflächen bayerischer Naturwaldreservate (NWR) in einem Rasterverfahren Verjüngungsaufnahmen für Gehölze durchgeführt. Methodisch orientiert sich das Aufnahmeverfahren an der Bundeswaldinventur und erfasst alle Bäumchen über einer Höhe von 20 cm und bis zu einem BHD von 6,9 cm. Die Probekreise (PK) sind in einem Raster von 10 x 10 m über die Repräsentationsfläche verteilt. Bei einer gleichförmigen Flächenausformung werden 64 Probepunkte beprobt. Die Probekreise haben einen Radius von 2 m, wobei Pflanzen bis zu 50 cm Höhe nur auf einem Radius von 1 m erfasst werden. Inzwischen liegen Daten von 2.742 Probekreisen aus 49 Repräsentationsflächen in 44 Naturwaldreservaten vor. Die meisten dieser Aufnahmen entstammen den Untersuchungen zu den Schwerpunktreservaten der LWF-Forschung. Andere Aufnahmen kommen aus Kooperationsprojekten wie einem Eichenprojekt der TU-München und dem aktuellen DANK Projekt mit den Kooperationspartnern HSWT und TUM.
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Verhältnis von Probekreisen, in denen eine Baumart vertreten ist. (© LWF)
Insgesamt kamen über 37 Baum- und Straucharten in der Verjüngung vor, wobei die Arten einiger Gattungen (z. B. Linde, Eiche und Ulme) nicht unterschieden werden. Am weitesten verbreitet sind Buchen (in 1086 Probekreisen ≙ 39,6 %), Bergahorn (403 PK ≙ 14,7 %), Hainbuche (266 PK ≙ 9,7 %), Esche (241 PK ≙ 8,8 %) und Weißdorn (217 PK ≙ 7,9 %). Die häufigste Nadelbaumart war die Fichte (147 PK ≙ 5,4 %). Bei der Eichenverjüngung waren es noch 105 Probekreise (3,8 %). Die Repräsentationsfläche mit den meisten Gehölzarten in der Verjüngung befindet sich im NWR Fasanerie bei München mit 19 Arten. Die Eichenwälder und ein Donauauwald sind im Mittel am artenreichsten.
In eichengeprägten Beständen verjüngen sich insbesondere auch Weißdornarten. Im Kiefernwald des NWR Sauhübel bei Weiden sowie in einigen Buchenwäldern war es dahingegen jeweils nur eine Art in der Verjüngung. Obwohl die Buche sich am häufigsten verjüngt, beschränkt sich dies hauptsächlich auf Buchen- und Bergmischwälder. In Eichen-, Kiefern- und Auenwäldern ist sie in der Verjüngung weitaus weniger oft anzutreffen.
In eichengeprägten Beständen verjüngen sich insbesondere auch Weißdornarten. Im Kiefernwald des NWR Sauhübel bei Weiden sowie in einigen Buchenwäldern war es dahingegen jeweils nur eine Art in der Verjüngung. Obwohl die Buche sich am häufigsten verjüngt, beschränkt sich dies hauptsächlich auf Buchen- und Bergmischwälder. In Eichen-, Kiefern- und Auenwäldern ist sie in der Verjüngung weitaus weniger oft anzutreffen.
In den nächsten Jahren werden Daten aus Wiederholungsaufnahmen auch die Entwicklung der Verjüngung in den Naturwaldreservate abbilden.
Markus Blaschke, Maren Schümer
Markus Blaschke, Maren Schümer
Mehlbeeren – seltene Schönheiten
Mit der Echten Mehlbeere (Sorbus aria) wurde ein heimischer Laubbaum zum Baum des Jahres 2024 gewählt, den viele Menschen in Bayern (noch) gar nicht bewusst wahrgenommen haben. Die Echte Mehlbeere ist gegenwärtig eine Rarität in unseren Wäldern und eine der vier wichtigen heimischen Sorbus-Arten neben Elsbeere, Vogelbeere und Speierling. Grund dafür ist die geringe Konkurrenzkraft durch ihren sehr hohen Lichtbedarf, verbunden mit ihrer Langsamwüchsigkeit. Daher konzentriert sich die Verbreitung der Mehlbeere in Bayern insbesondere auf lichte Waldstrukturen und Waldrandlagen. Ihr Vorteil ist jedoch ihre Fähigkeit, Standorte mit extrem ungünstigen Wachstumsbedingungen (z. B.Alpen) zu besiedeln.
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Echte Mehlbeere mit ihren charakteristisch weiß behaarten Blattunterseiten und roten Früchten (© C. Josten, LWF)
Eine Beteiligung der Mehlbeere am Waldaufbau im Klimawandel ist auch im Flachland zu befürworten, da diese Baumart aufgrund ihres Verdunstungsschutzes auf den Blattunterseiten (Haarfilz) sehr gut mit Trockenheit und extremen Strahlungsverhältnissen (auf Freiflächen) zurechtkommt.
Die Einbringung der Mehlbeere kann aber auch eine ökologische Anreicherung darstellen. Die Mehlbeere ist zur Blütezeit im April/ Mai eines jeden Jahres eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten. Zudem bieten ihre rotbraunen Apfelfrüchte eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel. Darüber hinaus hat das Laub der Mehlbeere eine bodenverbessernde Wirkung. Mehlbeeren werden von Natur aus durch Vögel verbreitet, die die roten Früchte aufnehmen und die Samen, oft mehrere Kilometer vom Samenbaum entfernt, unverdaut wieder ausscheiden.
Die Einbringung der Mehlbeere kann aber auch eine ökologische Anreicherung darstellen. Die Mehlbeere ist zur Blütezeit im April/ Mai eines jeden Jahres eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten. Zudem bieten ihre rotbraunen Apfelfrüchte eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel. Darüber hinaus hat das Laub der Mehlbeere eine bodenverbessernde Wirkung. Mehlbeeren werden von Natur aus durch Vögel verbreitet, die die roten Früchte aufnehmen und die Samen, oft mehrere Kilometer vom Samenbaum entfernt, unverdaut wieder ausscheiden.
Um Mehlbeeren dauerhaft in unseren Wäldern zu erhalten bzw. um sie verstärkt aktiv in unseren Wäldern zu beteiligen, ist eine dauerhafte Begleitung seitens des Waldbesitzers notwendig! So ist es notwendig, die Mehlbeere in allen Wachstumsphasen von Konkurrenzdruck zu entlasten.
Nach erfolgreichem Anwuchs muss regelmäßig kontrolliert werden, ob Konkurrenzbaumarten das Überleben und die Vitali-tät der Mehlbeere bedrohen. Ist dies der Fall, sind Konkurrenten frühzeitig im Umgriff von ca. 2 m zu entnehmen, in späteren Wachstumsphasen ist auf eine freie Krone bzw. eine ungestörte Kronenentwicklung zu achten. In Waldrandlagen sowie auf Störungsflächen und Sonderstandorten kann sich die Mehlbeere nach Pflanzung oder Vogelsaat anfänglich erfolgreich etablieren. Aber auch dort benötigt sie Hilfe seitens des Waldbesitzers, um nicht im Konkurrenzkampf mit anderen Baumarten unterzugehen.
Zusammenfassend betrachtet sind die Mehlbeeren wertvolle Mischbaumarten im Klimawandel. Sie brauchen jedoch dauerhaft waldbauliche Unterstützung, um im Bestand oder am Waldrand erhalten zu bleiben. Die Einbringung und Förderung der Mehlbeere stellt einen wichtigen Beitrag zur Begründung klimastabiler Wälder, zur Risikostreuung und zur Förderung der Artenvielfalt dar.
Hans-Joachim Klemmt, Norbert Wimmer, Richard Heitz, Paul Dimke, Christoph Josten, Ottmar Ruppert und Thomas Fottner
Hans-Joachim Klemmt, Norbert Wimmer, Richard Heitz, Paul Dimke, Christoph Josten, Ottmar Ruppert und Thomas Fottner
Wildbiene des Jahres
Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres" hat die Schwarzblaue oder Violette Holzbiene (Xylocopa violacea) zur Wildbiene des Jahres 2024 ausgerufen.
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Die größte Wildbienenart Deutschland wird immer häufiger gefunden. (© P. Fliegl)
Die solitär lebende Violette Holzbiene ist mit einer beeindruckenden Körperlänge von 25 bis 30 mm die größte Bienenart in Deutschland. Der Körper ist nahezu schwarz, die Flügel schimmern violettblau. In Deutschland leben derzeit über 560 Wildbienenarten, von denen drei Arten zu den Holzbienen gehören: die Kleine Holzbiene (Xylocopa iris), die Südliche Holzbiene (Xylocopa valga) und die Violette Holzbiene (Xylocopa violacea).
Grund für die verstärkte Ausbreitung der wärmeliebenden, zur mediterranen Fauna zählenden Violetten Holzbiene in den letzten Jahren in Mitteleuropa ist der Klimawandel. Bereits 2007 hat Heinz Bußler in LWF-aktuell 58 über spektakuläre Funde der Violetten Holzbiene in Mittelfranken berichtet. Unterdessen liegen Fundmeldungen dieser Art aus vielen Teilen Bayerns und Deutschlands vor.
Voraussetzung für die Besiedelung von z. B. Gärten durch die Holzbiene ist ausreichend vorhandenes, v. a. senkrecht und besonnt stehendes Totholz wie z. B. noch nicht allzu morsche Pfähle, Stämme oder Balken. Nach der Paarung im Frühjahr sucht das Holzbienen-Weibchen dieses Totholz auf, um dort in Gängen bis zu 15 abgetrennte Brutzellen anzulegen. Dass sie ihre Brutzellen im Holz anlegt, ist eine Besonderheit der Holzbiene. Sie nutzt alte, größere Bohrgänge von z. B. Bockkäfer-Larven, kann aber auch, v. a. im anbrüchigen Holz, mit ihren kräftigen Mandibeln selbst aktiv Gänge nagen. Die einzelnen Kammern werden mit Pollen und jeweils einem Ei belegt. Die Larven entwickeln sich schnell und bereits im August schlüpfen die Jungbienen.
Grund für die verstärkte Ausbreitung der wärmeliebenden, zur mediterranen Fauna zählenden Violetten Holzbiene in den letzten Jahren in Mitteleuropa ist der Klimawandel. Bereits 2007 hat Heinz Bußler in LWF-aktuell 58 über spektakuläre Funde der Violetten Holzbiene in Mittelfranken berichtet. Unterdessen liegen Fundmeldungen dieser Art aus vielen Teilen Bayerns und Deutschlands vor.
Voraussetzung für die Besiedelung von z. B. Gärten durch die Holzbiene ist ausreichend vorhandenes, v. a. senkrecht und besonnt stehendes Totholz wie z. B. noch nicht allzu morsche Pfähle, Stämme oder Balken. Nach der Paarung im Frühjahr sucht das Holzbienen-Weibchen dieses Totholz auf, um dort in Gängen bis zu 15 abgetrennte Brutzellen anzulegen. Dass sie ihre Brutzellen im Holz anlegt, ist eine Besonderheit der Holzbiene. Sie nutzt alte, größere Bohrgänge von z. B. Bockkäfer-Larven, kann aber auch, v. a. im anbrüchigen Holz, mit ihren kräftigen Mandibeln selbst aktiv Gänge nagen. Die einzelnen Kammern werden mit Pollen und jeweils einem Ei belegt. Die Larven entwickeln sich schnell und bereits im August schlüpfen die Jungbienen.
Beide Geschlechter der Violetten Holzbiene leben solitär und überwintern als Imago. Bei warmer und sonniger Witterung kann man bereits im Februar Holzbienen fliegen sehen. Die großen Wildbienen können zwar stechen, sind aber vom Wesen her friedlich und nicht stechfreudig.
Alle Naturliebhaber sollten sich über den Anblick dieser beeindruckenden, aber harmlosen Holzbiene im Garten, in der Flur oder am Waldrand freuen.
Olaf Schmidt
Olaf Schmidt