Dr. Philipp Schönfeld
Zur gärtnerischen Verwendung der Stechpalme - LWF Wissen 85
Abbildung 1: Ilex aquifolium (© Dr. P. Schönfeld, LWG)
Die heimische Stechpalme ist durch die immergrüne Belaubung, ihre unterschiedlichen Erziehungsformen als Baum/Hochstamm, Strauch oder Schnitthecke, den Fruchtschmuck und die zahlreichen Sorten vielseitig in der Garten- und Landschaftsgestaltung zu verwenden. Zur guten Entwicklung benötigt sie einen sauren bis neutralen sowie frischen Boden und luftfeuchte Lagen. Luft- und sommertrockene sowie windexponierte Standorte sind ungünstig. Da die Stechpalme zweihäusig ist, sind für einen guten Fruchtansatz weibliche und männliche Exemplare zusammen zu pflanzen. Auf Grund ihrer Schattenverträglichkeit eignet sie sich gut zur Unterpflanzung älterer Bäume oder im Schatten von Gebäuden.
Abbildung 2: Ilex aquifolium-Hecke (© Dr. P. Schönfeld, LWG)
Vorkommen und Standortansprüche
Abbildung 3: Ilex aquifolium »Sharpy« (StU 30 – 35 cm, Bienenkorb auf Stamm) (© Baumschule Lorenz von Ehren)
In Deutschland ist die Stechpalme nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt.
Den Bedingungen am Naturstandort folgend trägt die Stechpalme im System der Lebensbereiche der Gehölze (Kiermeier, 1995) die Kennziffer 3.2.7.4 (s. Kasten), d. h. sie ist in der Hauptgruppe dem Lebensbereich »Artenreiche Wälder und Gehölzgruppen« zugeordnet. Die Stechpalme benötigt zum guten Gedeihen einen frischen bis feuchten Standort, sandig humose Böden mit einem sauren bis neutralen pH-Wert sowie ausreichende Luftfeuchte. Windexponierte Lagen sind zu meiden. In Bezug auf die Winterhärte ist sie in die Zone 7b eingeordnet. Das bedeutet, dass die mittleren jährlichen Minimumtemperaturen im Bereich von -12,3 bis -14,9 °C liegen. In den Karten mit der Darstellung der Winterhärtezonen können allerdings nicht alle kleinklimatischen Besonderheiten dargestellt werden (s. Abbildung 7 sowie Reif und Frühauf, 2018).
Abbildung 4: Ilex aquifolium (StU 40 – 45 cm, Bienenkorb auf Stamm) (© Baumschule Lorenz von Ehren)
Verwendung in Garten und Park
Abbildung 5: Ilex-Kübel (© Dr. P. Schönfeld, LWG )
Die mit Früchten besetzten Zweige sind nicht nur in England als Weihnachtsschmuck beliebt und haben eine längere Tradition als der Weihnachtsbaum. Die Früchte sind allerdings giftig. Bereits der Verzehr von zwei Früchten kann zu Leibschmerzen, Erbrechen und Durchfall führen. 20 – 30 der widerlich herb schmeckenden Früchte sollen für Erwachsene tödlich sein (Jagel, Höggemeier, Kasielke, 2016). In den Außenanlagen von Schulen und Kindergärten sollte die Stechpalme deshalb nicht gepflanzt werden. Drosseln und Wildtauben hingegen fressen die Beeren allerdings erst, wenn sie durch die Fröste überreif geworden sind.
Abbildung 6: Ilex aquifolium Golden Queen (© F. Angermüller, LWG)
Abbildung 7: Winter- bzw. Frosthärtezonen Quelle: Heinze, W.; Schreiber, D. (1984)
Lebensbereichkennziffer für Ilex aquifolium
Hauptgruppe (Lebensbereich):
Artenreiche Wälder und Gehölzgruppen
3. Gehölze bestandsbildend in artenreichen Mischwäldern, an Waldrändern und als Sträucher auch im Unterholz auf gut versorgten, kräftigen, nährstoffreichen Böden, meist schwach sauer bis alkalisch, mit ausreichender Luft- und Bodenfeuchtigkeit und ausgeglichenen Temperaturen.
Untergruppe (Bodenfaktoren)
2. Gehölzgruppen mit anspruchsvollen, in extremen Situationen wenig widerstandsfähigen Arten mit enger Standortamplitude; bevorzugt auf frischen bis feuchten Standorten, Trockenheit schlecht vertragend; sauer bis neutral, nur ausnahmsweise schwach alkalisch; meist gute sandig-humose oder lehmig-humose Böden.
Spezielle Gruppe (Klimafaktoren)
7. lichtschattig bis halbschattig, gelegentlich sonnig, selten vollschattig, mäßig frosthart, gelegentlich spätfrostgefährdet.
Wuchsgruppe
4. Großstrauch, > 3 m
Quelle: Kiermeier, P. (1995)
Abbildung 8: Ilex und Fagus Hecke (© Dr. P. Schönfeld, LWG)
Für kleinere Gärten sind verschiedene Ilex-Sorten besser geeignet (s. Tabelle 1). Sie bleiben auch im Alter deutlich kleiner als die Art, wachsen z. T. schneller und/oder fruchten reicher. Einige Sorten besitzen weiß oder gelb panaschierte Blätter. Sie wirken dadurch heller und »heiterer« als die Sorten mit rein grünen Blättern. Sie bieten sich für farbabgestimmte Pflanzungen an. Allerdings sollten dann weiß- und gelb panaschierte Sorten nicht miteinander vermischt werden.
Sortenname | Wuchshöhe/ -breite [m] | Wuchsform | Blätter | Früchte | Verwendung |
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Alaska | 5 - 7 2 - 3 | Schmal pyramidal bis kegelförmig, langsam wüchsig, sehr frosthart | Laub kleiner als bei der Art, Blattrand gewellt mit 6 – 8 scharfen Stacheln | Reich fruchtend, rot, Früchte haften lange, zweihäusig, teils zwittrig | Großstrauch, Kleinbaum |
Argentea Marginata (Abbildung 10) | 4 - 6 2 - 3 | Breitbuschig, aufrecht | Breitblättrig, dornig, Rand weiß/creme-farben | Rot, Früchte haften lange, zweihäusig | Großer Strauch |
Golden van Tol | 3 - 4 2 - 3 | Breit kegelförmig, langsam wachsend | Kaum bedornt, Rand goldgelb | Wenige Früchte, rot | Strauch |
J.C. van Tol (Abbildung 11) | 6 - 8 3 - 4 | Breit aufrecht, Äste später schleppen- artig durchhängend, immer mehrstämmig, wächst schnell | Elliptisch, nur wenige Randdornen | Reich fruchtend, rot bis hellrot, einhäusig | Strauch, Kleinbaum, Schnitthecke |
Myrtifolia | 2 - 3 | Spitz kegelförmig, sehr dicht verzweigt, sehr langsam wüchsig | Schmal-oval, mit 6 – 8 nach vorn gerichteten Randdornen | Blüht und fruchtet nicht | Strauch, schmale Schnitthecke |
Nellie R. Stevens | 3 - 5 2 - 4 | Breit kegelförmig mehrstämmig kompakt, langsam wüchsig | Eiförmig, meist ohne Dornen | Reich fruchtend, orangerot | Strauch, Hochstamm mit kleiner kompakter Krone |
Pyramidalis | 4 - 6 (8) 2 - 4 (5) | Straff kegelförmig, im Alter breit eiförmig | Buchtig gezähnt, keine/wenig Randdornen, dunkelgrün | Tiefrot, reich fruchtend, ein- häusig | Großstrauch, Kleinbaum, Schnitthecke |
Siberia (Abbildung 9) | 6 - 8 3 - 4 | Breit aufrecht, dicht verzweigt | Eiförmig/elliptisch, teils unbedornt, teils mit bis zu 14 Randdornen | Zahlreiche hellrote Früchte | Großstrauch, Kleinbaum |
Silver Queen | 3 - 4 1,5 - 2 | Aufrecht, schmal kegelförmig, regelmäßig | Klein, ohne oder nur wenige Randdornen, mit weißen Randsaum | Orangerot | Großstrauch, Schnitthecke |
Abbildung 9: Siberia (© F. Angermüller, LWG)
Als geschnittene Hecke wird Ilex in Deutschland bisher viel zu wenig genutzt (Abbildung 2). Dabei bieten sie nicht nur einen guten Sichtschutz, sondern durch die bedornten Blätter auch einen guten Schutz vor unerwünschten Eindringlingen. Vögel und Kleinsäuger finden in diesen Hecken das ganze Jahr einen sicheren Aufenthalts- und Rückzugsraum. Die Wuchshöhe (Zielhöhe) sollte zwischen 150 und 250 cm liegen. Günstige Schnitttermine sind Mai und August.
Summary:
Literatur
- Eiselt, Max und Schröder, Rudolf (1977): Laubgehölze. Verlag J. Neumann-Neudamm (Melsungen, Basel, Wien), 1. Auflage
- Hansen, Richard und Stahl, Friedrich (2016): Die Stauden und ihre Lebensbereiche. Verlag Eugen Ulmer (Stuttgart), 6. Auflage
- Jagel, Armin, Höggemeier, Annette, Kasielke, Till (2016): Ilex aquifolium – Gewöhnliche Stechpalme, Hülse, Ilex (Aquifoliaceae). Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins, 7, S. 226-236
- Kiermeier, Peter (1995): Die Lebensbereiche der Gehölze eingeteilt nach dem Kennziffernsystem. Verlagsgesellschaft Grün ist Leben mbH (Pinneberg), 3. überarbeitete Auflage
- Roloff, Andreas und Bärtels, Andreas (1996): Gehölze – Bestimmung, Herkunft und Lebensbereiche, Eigenschaften und Verwendung. Verlag Eugen Ulmer (Stuttgart)
- Warda, Hans-Dieter (2016): Das große Buch der Garten- und Landschaftsgehölze. Bruns Pflanzen Export GmbH, 3. Überarbeitete Auflage