Michael Mößnang
Holzwerkstatt: Der bestens mit den Riesen kann – LWF aktuell 123

Zwei Begriffe gilt es in diesem Zusammenhang zu erklären: Müll und Troll. Müll-Trolle sind Trolle, die aus Altholz, vielfach aus dem Holz alter Paletten bestehen. Dass es die Kleine Tilde überhaupt gibt, ist (selbstverständlich) ihrem Vater zu verdanken: Thomas Dambo. Thomas lebt als Künstler und Designer in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Er erinnerte sich an die Trolle aus der dänischen und schwedischen Mythologie. Da entsprang aus ihm die Idee, die Trolle wieder lebendig werden zu lassen.

Thomas ist nicht einfach ein Künstler, Thomas ist Recycling- Künstler mit einer klaren Botschaft. »Ich arbeite mit recycelten Materialien, weil es einfach Sinn macht, Dinge mehr als einmal zu benutzen. Es ist doch absolut pervers, in Indonesien, Afrika oder in Brasilien einen Regenwald zu fällen und ihn nach Dänemark zu schicken, nur um daraus einen Fernsehschrank zu machen. Und wenn man den Schrank nicht mehr braucht, wirft man ihn weg, weil man keine Geduld oder nicht genug Fantasie hat, um etwas Neues daraus zu machen. Mit den ›Vergessenen Riesen‹ zeige ich den Leuten, dass man aus Müll ganz fantastische Dinge machen kann.«

Thomas Materialien sind nicht neu, eher alt – für viele »nicht mehr zu gebrauchen«. Und tatsächlich ist so manche Holzpalette als Palette nicht mehr zu gebrauchen und das eine oder andere verwitterte Brett einer Holzhütte muss ersetzt werden. Aber zum Verheizen ist solches Material für Thomas noch viel zu schade, ist es doch für seine dänischen Riesen bestens geeignet.

Die »Kleine Tilde« ist eine von sechs Recycling-Skulpturen, die Thomas und sein Team im Jahr 2016 in der näheren Umgebung von Kopenhagen erschaffen haben. Sie heißen »Trine auf dem Hügel «, »Oscar unter der Brücke«, »Freundlicher Teddy«, »Schlafender Louis«, »Thomas auf dem Berg« und eben unsere »Kleine Tilde«.

Seit nunmehr drei Jahren blickt die Kleine Tilde – gut versteckt – aus dem Fichtenwald über den Tueholm-See. Wer sie und die anderen finden will, der muss sich schon etwas Mühe geben. Ausgerüstet mit einer Schatzsucherkarte können sich »Troll-Sucher« auf den Weg machen, die sechs vergessenen Riesen im Westen Kopenhagens zu finden. Mit seiner »Großen Geschichte der kleinen Leute und der riesigen Trolle« will Thomas Dambo die Kunst aus dem Museum holen, die schönen und oft übersehenen Naturschauplätze zeigen und gleichzeitig ein spannendes Erlebnis vermitteln.

»Anna von Grün« ist eine Recyclingskulptur, die Thomas und sein Team für das Kunstfestival MS Artville 2016 in Hamburg gebaut haben. Schon seit längerem hatte Thomas die Idee, eine Skulptur um einen Baum zu bauen, wobei er die Krone des Baumes als Haar der Skulptur benutzten wollte. Mit seiner »Anna von Grün« stellt Thomas eine Naturgöttin dar. Ihr Körper bildet Mutter Erde, nur ihr Kopf ragt aus dem Boden heraus. Ihr Haar ist ein sieben Meter hoher Baum. Thomas Botschaft: »Natur ist in uns allen und Natur ist etwas, was wir alle schützen müssen.«

Thomas Dambo hat schon für zahlreiche Kunden auf der ganzen Welt eine Vielzahl von Projekten realisiert. So schufen er und sein Team Riesen-Skulpturen wie »Hector el Protector« in Culebra (Puerto Rico), »Zach the Shaman« in Florida oder »Mamma Wok« (Südkorea). Mit Street Art-Aktionen und -Attraktionen wie »110 birdhouses« war er in Beirut (Libanon) oder mit »Happy Walls« in Rio, Peking, Hollywood oder Chile unterwegs. Thomas Dambo entwickelt und schafft die unterschiedlichsten Sachen, von Möbeln und Szenografien, von kleinen Kunstwerken bis hin zu ganz großen Skulpturen. Aber eines haben doch alle gemeinsam: sie entstehen aus recycelten Materialien.