Sicherheit im Fokus
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Abb. 1: Eine Teilnehmerin probiert die RESI Bohrwiderstandsmessung aus (Foto: C. Josten)
Auf dem Bayerischen Baumforum tauschten sich am 14. März 2019 mehr als 400 Spezialisten über Aktuelles zu Stadtbäumen aus. Wie Daten zur Bruchgefahr kranker Bäume gewonnen werden, zeigte eine Praxis-Vorführung. Diese ergänzte das Tagungsprogramm mit Vorträgen und Fachausstellung. Das Baumforum richtet sich an alle, die mit der Planung und Pflanzung, Erfassung, Pflege und Kontrolle von Bäumen befasst sind.
»Deuten Rindenverletzungen, Baumhöhlen oder die Klopfprobe auf eine Fäule im Holz hin, lässt sich diese mit einem RESI Bohrwiderstandmessgerät überprüfen«, erklärt Michael Reiß von der Firma IML GmbH bei einer Außenvorführung. Das Gerät zeigt, was von außen niemand sieht: Auf dem Display erscheint eine Messkurve, die verrät, wo das Holz fest und unversehrt ist. Aber auch wo es weich ist und nicht mehr trägt. »Hier zeigt die Messung, dass keine Bruchgefahr droht und die Weide stehen bleiben kann«, fasste Manfred Forstreuter, Leiter des Baumforums, zusammen.
Ein Vortrag der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) stellte eine neue Gefahr am Ahorn in Bayern vor – die Ahorn-Rußrindenkrankheit. Sie tritt als schwarzer Belag unter der Rinde auf und steht in Zusammenhang mit Trockenstress. »Bisher ist sie bei uns nur am Bergahorn aufgetreten, andere Ahornarten können jedoch auch befallen werden«, erläutert der Referent Ludwig Straßer. Die Erkrankung verläuft für den Baum immer tödlich. In Städten ist sie bisher nur vereinzelt aufgetreten. Befallene Bäume müssen jedoch zügig entfernt werden. Das Einatmen der Sporen kann beim Menschen Atemnot, Kopfschmerzen, Fieber sowie Lungenentzündung verursachen.
[i]Christoph Josten, ZWFH[/i]
SRM-Award 2018
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Abb. 2: Preisträgerin Julia Möbius und Preisträger Sebastian Heinz (im Vordergrund) (Foto: Rightlight Media)
Am 5. Februar 2019 verlieh die Audi Stiftung für Umwelt den Sustainable Resource Management (SRM) Award an die beiden Masterabsolventen der Technischen Universität München (TUM) Julia Möbius und Sebastian Heinz.
Julia Möbius analysierte in ihrer Masterarbeit, wie junge Menschen den Berliner Stadtwald wahrnehmen und nutzen (s.a. LWF aktuell 2/2019, S. 23 ff.). Das Ergebnis: Sie haben den Wald kaum als Erholungsgebiet für sich entdeckt. Vor Ort befragte sie deshalb 800 Berlinerinnen und Berliner im Alter zwischen 14 und 25 Jahren nach ihren Erwartungen an Wälder und schuf damit eine umfangreiche Basis für künftige Gestaltungskonzepte für Waldgebiete.
Sebastian Heinz beschäftigte sich mit den wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Klimawandels und den damit einhergehenden unsicheren Umweltbedingungen. Während eines Forschungsaufenthalts in Hangzhou, China, untersuchte er in einem ökonomischen Experiment mit Studentinnen und Bauern, wie Bewohner in Flussgegenden auf soziale Dilemmata reagieren. Er zeigte in seiner Arbeit, dass Fairness und Vertrauen dabei helfen, einen ungleich verteilten Zugang zu Wasser erfolgreich zu organisieren.
Mit dem über 1.500 Euro dotierten Preis werden jährlich Absolventinnen und Absolventen des TUM-Masterstudiengangs Sustainable Resource Management für herausragende Abschlussarbeiten ausgezeichnet.
[i]red[/i]
LWF bei Deutschen Baumpflegetagen
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Abb. 3: Olaf Schmidt, Präsident der LWF, beantwortet Fragen der Stand- Besucher bei den Baumpflegetagen. (Foto: F. Stahl)
Vom 7. bis 9. Mai 2019 fanden in Augsburg die Deutschen Baumpflegetage statt. Sie sind das bedeutendste Baumpflege-Event in Europa. Auch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) war wieder vor Ort vertreten und präsentierte zahlreiche Exponate. Am Messestand der LWF erwarteten die Baumspezialisten so viele lebende Insekten wie noch nie: Gespinstmotten, Ringelspinner und Eichenprozessionsspinner, Kiefernbuschhornblattwespe, Schwammspinner und verschiedene Borkenkäfer boten reichlich Anschauungsmaterial.
Darüber hinaus betreibt die LWF seit einiger Zeit einen Laserscanner, dessen Einsatzbereiche und Auswertungsmöglichkeiten die LWF auf der Messe vorstellte. Im Vergleich zum letzten Jahr sind weitere Möglichkeiten des Laserscanner-Einsatzes hinzugekommen, was bei den Messebesuchern auf großes Interesse stieß. Die größte Aufmerksamkeit richteten die Besucher jedoch auf die Pilzausstellung, auf die in den letzten zwei Jahren verzichtet wurde. Insbesondere die Ahorn-Rußrindenkrankheit erregte große Besorgnis bei Baumpflegern und Kommunen, sodass hier unsere Pilz- Experten sehr gefragt waren.
[i]Florian Stahl, LWF[/i]
Hanskarl-Goettling-Preis 2019
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Abb.4: Die Preisträger Dr. Hagen S. Fischer und Dr. Barbara Michler (mittig). (Foto: F. Stahl)
Dr. Barbara Michler vom Fachgebiet Geobotanik der TU München und Dr. Hagen S. Fischer von der Bayerischen Landesanstalt für Wald Forstwirtschaft (LWF) erhielten am 14. März 2019 den Forschungspreis der Hanskarl-Goettling-Stiftung. Die Stiftung vergibt den Preis für hervorragende Ergebnisse in der angewandten forstlichen Forschung im Aufgabenbereich der LWF.
Basierend auf klar definierten Algorithmen konnten Barbara Michler und Hagen S. Fischer in ihrem Projekt eine Karte der heutigen potenziell natürlichen Vegetation (pnV) Bayerns im Maßstab 1:25.000 mit einer Auflösung von 50 mal 50 Metern (über 28 Millionen Pixel) modellieren. Ferner stellten sie für 16 Szenarien die zukünftige pnV Bayerns dar. Es zeigte sich, dass bei einer Temperaturerhöhung um zwei Kelvin bereits auf rund einem Drittel der Fläche Bayerns Standortbedingungen auftreten, die es in Bayern derzeit nicht gibt. Bei +3 K erhöht sich dieser Anteil auf etwa 80 Prozent.
Die Karten ermöglichen – sowohl im Überblick als auch pixelgenau – abzuschätzen, wo in Bayern welche Änderungen der Standortfaktoren-Konstellationen in den verschiedenen Klima-Szenarien zu erwarten sind. Gerade für Forstpraktiker stellen die Karten daher ein wesentliches Handwerkszeug dar, um die Wälder in Bayern zukunftsgerichtet zu planen und nachhaltig zu bewirtschaften. Ebenso sind die Karten ein wichtiges Hilfsmittel, um mögliche Folgen des Klimawandels zu visualisieren, zu quantifizieren und somit begreifbar zu machen.
[i]Johann Seidl, LWF[/i]
Bayerisches Netzwerk für Klimaforschung
Abb. 5: Daten zur Höhengrenze einzelner Baumarten können Bergwanderer ab 2020 mit der BAYSICS- App erfassen. (Foto: K. Schreiber)
Vertrocknete Kulturen – Massenvermehrungen von Schadinsekten – Verringerter Holzzuwachs: Der Dürresommer 2018 brachte diese und viele weitere Probleme mit sich. Mit der Klimaerwärmung werden in Zukunft Extremwetterlagen häufiger – darüber ist sich die Fachwelt einig. Der Klimawandel erfordert globales Denken, für seine Begrenzung ist jedoch auch regionales Planen und lokales Handeln unabdingbar.
Um mehr über die Zusammenhänge und Folgen des Klimawandels zu erfahren, arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in verschiedenen Projekten im 2018 gegründeten »Bayerischen Netzwerk für Klimaforschung (bayklif)«, das vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst über fünf Jahre gefördert wird. »Denn über die konkrete Veränderung des regionalen Klimas in Bayern wissen wir noch lange nicht alles. Ebenso sind zu den Folgen für die Tier- und Pflanzenarten und zu den ökologischen Wechselwirkungen noch viele Forschungsfragen ungeklärt«, erläutert Professorin Annette Menzel von der TU München, eine der beiden Netzwerks- Sprecher. »bayklif möchte zum wissenschaftlichen Verständnis der Ursachen und Wechselwirkungen beitragen und konkrete gesellschaftliche und politische Maßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels und seiner Folgen erreichen.« Das Netzwerk ist bundesweit einzigartig, es umfasst fünf große Verbundprojekte und fünf unabhängige Juniorforschungsgruppen.
Mehrere der bayklif-Forschenden sind Partner im Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan. So auch Professor Jörg Ewald von der Hochschule Weihenstephan- Triesdorf, der das BAYSICS Teilprojekt 6 »Höhengrenzen von Baumarten selbst erkunden« leitet. Ihn interessiert, wie sich die klimatische Baumgrenze seit der letzten »Kleinen Eiszeit« (ca. 15.–19. Jhdt.) konkret verändert hat. »Die fehlende Datengrundlage möchten wir mit unserem Citizen Science-Projekt schließen. Mit der BAYSICS-App können Bergwanderer ihre Beobachtungen zu einzelnen Baumarten melden und auch selbst Auswertungen durchführen«, so Ewald. Die App soll ab 2020 verfügbar sein.
[i]red[/i]
Workshop des European Beech Tree-Ring Network
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Abb. 6: Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Workshop des European Beech Tree-Ring Networks (Foto: C. Leifsson)
Internationale Partnerinnen und Partner des European Beech Tree- Ring Networks (EBTRN) trafen sich vom 13. bis 15. März 2019 am Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan zu einem ersten Workshop. Das EBTRN wird von Dr. Christian Zang von der Professur für Land Surface-Atmosphere Interactions der TUM koordiniert. Das Netzwerk mit seinen knapp 70 Beitragenden aus 25 Ländern konnte in den vergangenen Jahren einen weltweit einzigartigen Datensatz zum Zuwachsverhalten der Rotbuche über ihr gesamtes Verbreitungsgebiet zusammenstellen. Beim Workshop in Freising stand neben Statusberichten zu laufenden Projekten vor allem die Vorstellung und Diskussion neuer Forschungsansätze auf dem Programm.
[i]Dr. Christian Zang, TUM[/i]
Zeichen gegen Klimawandel
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Abb. 7: 35 Schülerinnen und Schüler der Realschule Rebdorf helfen den Vertretern der Bayerischen Forstwirtschaft beim Waldumbau. (Foto: C. Josten)
Damit der Wald an höhere Temperaturen und Trockenheit angepasst wird, pflanzen Förster und Waldbesitzer Baumarten, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen. Am 11. April 2019 wurden die Vertreter der Bayerischen Forstwirtschaft (VBF) dabei von 35 Schülerinnen und Schülern der Realschule Rebdorf unterstützt. Nachdem Revierleiter Peter Wohlfahrt, AELF Ingolstadt, die Schüler in die Technik des Pflanzens eingeführt hatte, forsteten sie zusammen im Eichstätter Spitalwald eine Fläche mit jungen Tannen und Douglasien wieder auf.
Der Borkenkäfer hatte zuvor den Fichtenbestand zum Absterben gebracht. »Hier wächst nun ein klimastabiler Wald heran, der auch in Zukunft wichtige Leistungen für Gesellschaft und Klimaschutz erbringen kann«, erklärt Christian Kaul, Sprecher der VBF. MdL Tanja Schorer-Dremel, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Bayern ergänzt: »Die Schüler wollten nicht nur demonstrieren, sondern handeln und tatsächlich etwas für unser Klima tun.«
Ein herzliches Dankeschön für die Mitwirkung an der Pflanzaktion geht an alle Beteiligten, vor allem jedoch an Johann Stadler, Forstbetriebsgemeinschaft Eichstätt, Revierleiter Peter Wohlfahrt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt und Rudolf Habereder, Bayerische Staatsforsten Forstbetrieb Kipfenberg.
Die VBF sind ein bundesweit einmaliger Zusammenschluss bayerischer forstlicher Organisationen. Am nächsten Waldtag Bayern – der alle zwei Jahre stattfindenden Tagung der VBF – wird im Herbst 2020 der Klimawandel das Hauptthema sein.
[i]Christoph Josten, ZWFH[/i]
www.die-bayerische-forstwirtschaft.de