Eine Gruppe von Kindern steht in einem Laubwald.

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Christoph Josten
300 Insektenforscher aus 12 Ländern in Freising - LWF-aktuell 114

Die Drei-Länder-Entomologentagung (D, A, CH) fand vom 13. bis 16. März 2017 am Zentrum Wald-Forst-Holz auf dem Campus Weihenstephan als internationaler Kongress mit rund 300 Teilnehmern statt. Die Teilnehmer kamen bis weit über den deutschsprachigen Raum hinaus aus den USA, aus Peru oder Singapur.

In 172 Vorträgen präsentierten Referenten ihre Forschungsergebnisse. Mit dem Schwerpunkt »Insekten an Gehölzen « bot das Zentrum Wald- Forst-Holz Weihenstephan als Organisator den idealen Austragungsort. "Die Offenheit und Herzlichkeit, die mir auf dem Forstcampus wie in der Stadt Freising begegnet sind, hat sich durch die gesamte Tagung gezogen", fasst Professor Dr. Rainer Willmann, Präsident der Deutschen Entomologischen Gesellschaft, seine Eindrücke zusammen.
Viele Menschen im Foyer eines großen Gebäudes.Zoombild vorhanden

Abb. 1: So voll ist das Foyer der Forstwissenschaftler nicht jeden Tag – Entomologen aus aller Welt tagen in Freising. (Foto: C. Josten, ZWFH)

Mit jeweils 13 Vorträgen waren die Sektionen Forstentomologie und Invasive Arthropoden des ZWFH stark vertreten. Hauptakteure bei der Forstentomologie waren die LWF und die schweizerische WSL. Zahlreiche Waldschutzexperten kamen auch aus Österreich. Die Vorträge befassten sich unter anderem mit Gradationen verschiedener Prachtkäferarten, Eichenprozessionsspinner- Monitoring, angewandtem Waldschutz, Borkenkäferforschung, dem Großen Pappelbock, der Edelkastaniengallwespe, dem Lärchenwickler sowie Laufkäfern als charakteristische FFH-Arten. Eine eigene Vortragsreihe widmete sich dem Thema Waldstruktur und Insektendiversität. "Die Vielfalt der forstlichen Schadorganismen erfordert auch künftig eine aufmerksame Beobachtung vor Ort sowie eine kompetente Beratung durch Experten", resümiert Dr. Ralf Petercord (LWF) die Vorträge zur Forstentomologie.

Bei der Sektion Invasive Arthropoden gab es unter anderem Vorträge aus den USA, zum Befall des Quarantäneschädlings Asiatischer Moschusbock (Aromia bungii) in Rosenheim oder über neozoische Insektenarten an Bäumen und deren ökologische Auswirkungen.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) stellte mit Einzelvorträgen sowie einem ganztägigen Workshop ein großes Schwerpunktthema dar. Mit Kelheim und Murnau sind 2016 zwei neue Quarantänegebiete in Bayern hinzugekommen. An Fundorten des Käfers müssen nach EU-Recht zahlreiche Gehölze entfernt werden. Über die negativen Auswirkungen waren sich die Teilnehmer des Workshops durchwegs einig. Die Ausrottung dieser Art in Deutschland ist erklärtes behördliches Ziel. "Zur Verhinderung der weiteren Einschleppung invasiver Insekten sind noch intensivere Einfuhrkontrollen zwingend notwendig", betont Dr. Hannes Lemme, LWF.
Junge Frau steht neben einer Posterpräsentation.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Freut sich über den dritten Platz bei der Posterprämierung: Doris Maurer, TUM (Foto: C. Josten, ZWFH)

Einblicke in das Leben der Insekten als artenreichste und biomassereichste Gruppe der Tiere gaben Filme von Professor Urs Wyss: In Nahaufnahmen konnten die Zuschauer am öffentlichen Filmvortrag miterleben, wie sich die räuberische Larve der Florfliege – den Bauch voll verdauter Blattlausleichen – zur grazilen, sich anmutig putzenden Schönheit verwandelt. "Der Bombardierkäfer schießt Chemikalien aus einer Explosionskammer, um angreifende Ameisen abzuwehren", weiß Professor Konrad Dettner über die wohl spektakulärste Abwehrstrategie im Tierreich zu berichten.

"Wann sind Lebewesen zum ersten Mal in der Erdgeschichte geflogen?" Diese und ähnliche Fragen stellt sich Professor Bernhard Misof. Er kann an Hand neu gewonnener genomischer Daten aus Münchner Supercomputern evolutionäre Schritte wesentlich exakter einordnen als dies bisher der Fall war. So haben bereits vor 475 Millionen Jahren Insekten die Landmasse erobert.

Die Studentin Doris Maurer (TUM) gewann mit ihrem Poster über die Mikrostruktur der Kutikula wehrhafter Stabschrecken aus 77 eingereichten Postern den dritten Platz. "Mit ihrer enormen Vielfalt an Themen und den forstlich relevanten Schwerpunkten schlägt die Entomologentagung 2017 eine gelungene Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis" meint Professor Dr. Michael Weber, Leiter des ZWFH.

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