05.08.2024
Douglasie – Frostschäden im Sommer? - Blickpunkt Waldschutz Nr. 12/2024
von L. Straßer, S. Ritter, O. Ruppert und N. Burgdorf
Bild 1: Durch das Diplodia-Triebsterben geschädigte Jungdouglasie (© L. Straßer, LWF)
Üppige Regenfälle, warme Temperaturen, Schwüle - gleichzeitig findet man verbraunte Triebspitzen an Douglasien, die ähnlich eines sommerlichen Spätfrostschadens herabhängen. Diese sind aber nicht auf Forst sondern, aufgrund dieser Ausgangslage – wenig verwunderlich - auf eine Pilzinfektion mit dem Erreger des Diplodia-Triebsterben (Diplodia sapinea) zurückzuführen. Dieser weit verbreitete Pilz, der vor allem durch Schäden an Kiefernarten bekannt ist, profitiert von den hohen Niederschlagsmengen bei sommerlich warmen Temperaturen. Der Pilz befällt vor allem im Juni / Juli die jungen Jahrestriebe und bringt sie zum Absterben. Die rotbraunen, verkrümmten, abgestorbenen und herabhängenden Triebspitzen fallen als ungewöhnliches Schadbild ins Auge (Bild 1). Die Nadelverluste senken die Vitalität der befallenen Bäume und machen diese anfällig gegenüber anderen Schadorganismen, wie Borkenkäfer oder Hallimasch. Der Verlust des Leitriebes führt außerdem zu Höhenzuwachsverlusten (Bild 2) und könnte bei mehrmaliger Infektion zur Zwieselbildung oder Verbuschung des Baumes führen. Umfassende Langzeitbeobachtungen fehlen derzeit aber noch.
Bild 2: Leittriebschaden durch Diplodia-Triebsterben an Douglasien (© H. Lemme, LWF)
Diplodia sapinea ist als Endophyt in unseren Wäldern weit verbreitet. In Bayern ist er aus forstwirtschaftlicher Sicht vor allem an der Kiefer nach Stressereignissen, wie Trockenheit und Wassermangel, Hagelschlag oder Borkenkäferbefall seit Jahren bekannt.
Bild 3: Verkahlte Stellen am Zweig und verbraune Nadelspitzen, ein Hinweis auf die Rußige Douglasienschütte (© L. Straßer, LWF)
Ein weiterer Nadelpilz, der von den oben beschriebenen Wetterbedingungen profitiert, ist die Rußige Douglasienschütte (Nothophaeocryptopus gaeumannii) (Bild 3). Ein Befall führt zu einem schütteren Nadelbild mit anfangs vom Kroneninneren her verbraunenden Nadeln. In Lagen mit hoher Luftfeuchte und bei starker Überschirmung kann es bis zum Verlust fast der gesamten Nadelmasse kommen. Bäume mit einem solch starken Befallsbild werden aufgrund ihrer Schwächung anfällig für beispielsweise verschiedene Borkenkäferarten.
Waldschutzempfehlungen
Anbau der Douglasie:
- klimaangepasste Herkünfte verwenden (siehe Link zu Herkunfts- und Verwendungsempfehlungen)
- langfristig gut wasserversorgte Standorte für den Anbau auswählen
- weite Pflanzverbände (mind. 3m*3m) bei der Begründung verwenden
- Pflanzen auf Freiflächen, in ausreichend große Lücken (mind. 1.000 m2), am Saum oder sehr lichten Altholzschirm einbringen
- kein Anbau in luftfeuchten Lagen (Mulden, Senken, schmale Tälchen...) bzw. dort Bestockung zuvor auflockern
- kein Anbau an südexponierten Freiflächen (Frosttrocknis)
Pflege und Bewirtschaftung der Douglasie:
- Regelmäßige Pflege in den Beständen durchführen, damit die Nadeln schnell abtrocknen können
- Frühes und schnelles Nachlichten bei Verjüngung unter Schirm (Vitalität und Stabilität fördern)
- Einzelbaumvitalität stärken
- Bäume sollten immer locker erzogen werden, Dichtstand vermeiden
- Leitspruch: „Von Kopf bis Fuß muss eine Douglasie frei sein!“