27.09.2021
Manche Pilze mögen`s feucht und warm! - Blickpunkt Waldschutz 8/2021
von Ludwig Straßer, Alexandra Nannig und Nicole Burgdorf
In den letzten Jahren führten die fehlenden Niederschläge vor allem zu hitze- und trockenheitsinduzierten Insekten- und Pilzschäden, allen voran zu Borkenkäferschäden in Nordbayern und zur weiteren Verbreitung der Ahorn-Rußrindenkrankheit auf der Fränkischen Platte. Dagegen führten heuer die zumindest im bayerischen Süden üppigen Niederschlagsmengen zu einem starken Auftreten von Blatt- und Schüttepilzen.
Einerseits profitierten die Waldbäume von der guten Wasserversorgung und zeigten dies in kräftig grünen Kronenbildern, andererseits begünstigte das feucht-warme Wetter das Pilzwachstum und sorgte bei vielen Pilzarten für hervorragende Infektionsbedingungen.
Pilze an Laubholz
In Eschenbeständen bildeten sich vor allem im Juli und August verstärkt Fruchtkörper des Pilzes Hymenoscyphus fraxineus (Abb. 2), dem Verursacher des Eschentriebsterbens. Im Nachgang schicken diese Fruchtkörper Unmengen neuer Sporen auf den Weg, sodass es im Jahresverlauf zu teils massiven Neubefall der Esche gekommen ist (Abt. 1). Die gesundheitliche Situation der Baumart Esche dürfte sich dadurch in vielen Landesteilen weiter verschlechtern. Wir erwarten bis zum kommenden Frühjahr ein vermehrtes Absterben von Bäumen und einen erhöhten Verkehrssicherungsaufwand für die betroffenen Waldbesitzer.
Beim Ahorn ist es durch die starken Niederschläge besonders in jungen, dichten Beständen zu sehr auffälligen Blattverfärbungen bis hin zu kompletten Blattwelken in den bodennahen Bestandsschichten durch Blattpilze gekommen. Neben der Teerfleckenkrankheit (Rhytisma acerinum) konnte allen voran die Weißfleckigkeit des Ahorns (Cristulariella depraedans, Abb. 3) beobachtet werden. Erfreulicherweise sind dadurch bislang keine forstwirtschaftlich spürbaren Ausfälle verursacht worden.
Auch an vielen weiteren Laubbaumarten wie Linden, Kirschen oder Grauerlen konnten heuer wegen den ungewöhnlich hohen Niederschlägen auffällige, aber in der Regel unproblematische Blattpilze beobachtet werden.
Pilze an Nadelholz
In dichten Fichten- und Douglasienbeständen im Flachland traten vor allem die pilzlichen Erreger der Fichtennadelröte (Lophodermium piceae und Rhizosphaera kalkhoffii) und der Rußigen Douglasienschütte (Phaeocryptopus gaeumannii) mit auffälligen Befallsbildern in Erscheinung. Ein massiver Befall mit diesen Pilzen kann die Bäume in ihrer Vitalität herabsetzen.
Im Bergwald war der Fichtennadelblasenrost Chrysomyxa ledi var. rhododendri (Abb. 4) auffällig. Die sich nach Befall leuchtend gelb verfärbenden, später mit unregelmäßig aufgerissenen weißen Häutchen bedeckten Nadeln sind bereits von weitem gut zu erkennen. Größere Ausfälle nach Befall wurden in den letzten Jahren noch nicht beobachtet.
Handlungsempfehlungen
Die allermeisten Nadel- und Blattpilze treten zwar auffällig in Erscheinung, verursachen aber in der Regel keine allzu großen Schäden an ihren Wirtspflanzen. Stark betroffene Bestände sollten dennoch nach den vergangenen Trockenjahren und den damit veränderten Rahmenbedingungen, welche unsere Wälder teils stark schwächen, aufmerksam beobachtet werden.
So kann auf seltenen, aber dennoch möglichen Sekundärbefall mit Insekten oder Wurzelpilzen frühzeitig und kleinräumig reagiert werden. Vor allem in Luft-feuchten Lagen sollte daher bei Pflegeeingriffen in dichten Beständen, vor allem in Nadelholzbeständen, die Luftbewegung durch die Reduktion der Baumzahlen erhöht werden. Bei Pflanzungen in solchen feuchten Lagen sollte bereits bei der Baumartenwahl auf diesen Aspekt geachtet werden.