Eutypella parasitica
Eutypella-Stammkrebs
Der aus Nordamerika eingeschleppte Erreger Eutypella parasitica ist seit mehr als 10 Jahren in Mitteleuropa etabliert und wurde 2013 erstmals in Deutschland im Münchner Stadtgebiet nachgewiesen. Das Risiko der weiteren Ausbreitung des Eutypella-Stammkrebses (Abbildung 1) wird aufgrund der Verbreitung der europäischen Ahornarten für Mitteleuropa als sehr hoch eingeschätzt.
Im Rahmen eines Monitorings konnte der Erreger des Stammkrebses an Ahornen in Wäldern um München nachgewiesen werden, wobei vornehmlich der weit verbreitete Bergahorn betroffen war. Mit dem Befall geht die Ausbildung von Krebswucherungen am Stamm, eine Holzentwertung sowie eine erhöhte Bruchanfälligkeit einher, die es im Zusammenhang mit der Verkehrssicherungspflicht zu berücksichtigen gilt.
Krankheitsverlauf
Eutypella parasitica (R.W. DAVIDSON & R.C. LORENZ 1938) verbreitet sich über Ascosporen in der Luft. Das Pathogen kann über Astabbrüche oder Wunden in den Holzkörper eindringen und sich etwa ein bis zwei Zentimeter pro Jahr im Gewebe ausbreiten. Die Entwicklung der konzentrischen Krebswucherungen um die Eintrittspforte schreitet sehr langsam voran.
Die Fruchtkörper des Pilzes werden erst nach fünf bis acht Jahren gebildet. Da diese Fruchtkörper über Jahre hinweg auf der Rinde ausgebildet werden, stellen erkrankte Bäume eine dauerhafte Infektionsquelle dar. Nach Niederschlägen und vermutlich auch bei hoher Luftfeuchtigkeit werden die Sporen ausgeschleudert.
Abb. 1: Fruchtkörper (Perithezien)
(Foto: Veronika Schlenker, LWF)
Abb. 2: Infektion mit Kallusbildung
(Foto: Nicole Burgdorf, LWF)
Abb. 3: Stammbruch
(Foto: Nicole Burgdorf, LWF)
Abb. 4: Ascosporen (Foto: Nicole Burgdorf, LWF)
Symptome
Die Diagnose von Eutypella-Stammkrebs ist im frühen Stadium der Infektion problematisch, da die ersten Kallusbildungen des Baumes (Abbildung 2) kaum wahrgenommen werden und die Fruchtkörper erst spät ausgebildet werden. Somit ist der Pilz bei der Erkennung von Stammkrebs häufig schon langjährig im Holz etabliert. Häufig wird bei voranschreitender Entwicklung des Stammkrebses mit konzentrischer Wundholzbildung um die Eintrittspforte eine starke Deformation des Stammes beobachtet. In den Stammquerschnitten von gefällten Bäume wurden stark nekrotische Bereiche sowie Verfärbungen durch die Ausbildung von Kompartimentierungszonen beobachtet.
Bei der voranschreitenden Entwicklung der Krebswucherung ergibt sich mit abnehmender Höhe der Infektion ein höheres Risiko für eine Bruchanfälligkeit (Abbildung 3) des Stammes. Dies kann insbesondere in urbanen Bereichen und in Waldbeständen entlang von Wegen und Straßen dazu führen, dass im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht eine Fällung der Bäume notwendig wird.
Nachweis
Der Befall mit E. parasitica kann bei Verdachtsfällen durch die mikroskopische Bestimmung der Ascosporen (Abbildung 4), die aus den Fruchtkörpern bzw. Perithezien im Rindenbereich isoliert werden können, erfolgen. Der Erreger kann zudem molekularbiologisch mittels DNA-Extraktion und anschließende Polymerase-kettenreaktion (PCR) mit artspezifischen Primern nachgewiesen werden. Häufig werden neben E. parasitica weitere Sekundärerreger im Bereich des Stammkrebses festgestellt.
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