27.03.2023
Bastkäfer nutzen Eschenschwächung - Blickpunkt Waldschutz Nr. 3/2023
von Ludwig Straßer, Hannes Lemme und Gabi Lobinger

dicker Eschenstamm mit kahlen Stellen ohne RindeZoombild vorhanden

Abb. 1: Altesche mit großflächigen Spechtabschlägen (© H. Lemme, LWF)

In letzter Zeit fallen vielen Waldbesuchern immer wieder Eschenaltbäume auf, bei denen der Specht auf der Suche nach Nahrung großflächig die Rinde abgeschlagen hat (Abb. 1). Unter der Rinde dieser Eschen sitzen große Mengen von Käferlarven. Unsere heimischen Spechte nutzen diese als willkommene Winter- und Frühjahrsnahrung. Zumeist handelt es sich um die Larven des „Großen Schwarzen Eschenbastkäfers“ (Hylesinus crenatus, Abb. 2)

Der „Große Schwarze Eschenbastkäfer“ besiedelt u.a. vom Eschentriebsterben geschädigte Alteschen. Zu Beginn des Eschentriebsterbens stand der „Bunte Eschenbastkäfer“ (Hylesinus fraxini) bei vielen Waldbesitzern im Fokus. Dieser kommt vor allem in Stangenholzbeständen vor. Dem Käfer wurde damals ein hohes Schadpotenzial nachgesagt. Diese Befürchtungen konnten durch Untersuchungen der LWF widerlegt werden:

Nach 15 Jahren Eschentriebsterben in Bayern (Erstnachweis der Erkrankung 2008) steht nun der „Große“ Bruder des „Bunten“ Eschenbastkäfers im Mittelpunkt. Auch diesem Käfer wird ein mögliches waldschutzrelevantes Potential zugesprochen. Aber auch dieses Mal ist es wieder so, dass die Bastkäfer eben nicht auf vitale, sondern (teils stark) vorgeschädigte Eschen treffen.
Permanente Infektionen mit dem Eschentriebsterbenspilz (Hymenoscypus fraxineus) in den vergangenen Jahren und auch die Trockenheit im Sommer 2022 haben den vermeintlich vitalen Alteschen stark zusetzt. Eigentlich haben Altbäume gegenüber jungen Eschen einige Vorteile: Ihre Blätter sind von den am Boden liegenden Blattspindeln - dem Ort der Sporenfreisetzung – weiter entfernt. Zudem haben sie eine größere Blattmasse. Und ihre Kronen sind höheren Windgeschwindigkeiten ausgesetzt, was eine Blattinfektion durch den Pilz erschwert. Trotzdem schwächen die jährlichen Blattverluste die Altbäume, die so von Folgepathogenen wie dem Hallimasch und sekundären Käferarten wie dem Bastkäfer besiedelt werden (vgl. auch Blickpunkt Waldschutz Nr. 4/2014).

Starke Zunahme von Hallimasch in vom Eschentriebsterben geschwächten Beständen - Blickpunkt Waldschutz 4/2014

Käferbrutbild unter der Rinde auf einem Eschenstamm

Abb. 2: Typisches Brutbild des Großen Schwarzen Eschenbastkäfers (© L. Straßer, LWF)

Eschenkrone unbelaubt mit Spechthöhlen in Astlöchern

Abb. 3: Alte Eschen haben auch einen hohen naturschutzfachlichen Wert (© A. Hahn, LWF)

Umgefallene alte Esche mit abgefaulten Wurzeln

Abb. 4: Vom Wind geworfene Esche mit zerstörtem Wurzelwerk nach Pilzbefall (© L. Straßer, LWF).

Empfehlungen

  • Durch die Entnahme von Bastkäferbäumen kann die lokale Populationsdichte der Käfer reduziert und das Absterben von wichtigen Alt- und Samenbäumen in deren Umfeld zeitlich verzögert, allerdings nicht aufgehalten werden
  • Alteschen mit abplatzender Rinde sollten, wo die Verkehrssicherung eine Rolle spielt, auf ihre Stabilität überprüft werden. Gibt es ggf. Anzeichen von Wurzelfäule?
  • In der Bestandestiefe oder an anderen geeigneten Stellen Nutzung solcher Alteschen als Biotopbäume in Erwägung ziehen (ggf. VNP-Wald; Abb. 4)
  • Entlang von Straßen sollten nur Eschen mit genügendem Abstand als Hochstumpf-Biotopbäume verbleiben. Durch Eschentriebsterben geschwächte Bäume sind in der Regel von Wurzelpilzen befallen und haben daher nur eine eingeschränkte Standsicherheit (Abb. 4).
  • Weitere Empfehlungen zum Umgang mit dem Eschentriebsterben finden Sie im Merkblatt 28.