Heinz Bußler
Ein Zwerg in Kiefernnadeln – LWF aktuell 123
Der Kiefernnadel-Scheidenrüssler entdeckt die Schwarzkiefer
Bislang war ein Auftreten des Kiefernnadel-Scheidenrüsslers nur an Waldkiefer und Bergkiefer bekannt. 2017 wurde dieser winzige Rüsselkäfer mit seiner bemerkenswerten Lebensweise erstmals auch an einer Schwarzkiefer in Bayern nachgewiesen. Eine Gefahr für unsere Kiefern stellt dieser Zwerg jedoch nicht dar.
Zoombild vorhanden
Abb. 1: Der Kiefernnadel- Scheidenrüssler wird nur bis zu 2,5 mm groß. (Foto: H. Bußler)
Mit 2,0 bis 2,5 mm Größe ist der Kiefernnadel- Scheidenrüssler (Brachonyx pineti) ein Zwerg unter unseren heimischen Käferarten (Abbildung 1). Seine geringe Körpergröße ermöglicht ihm aber eine bemerkenswerte Biologie. Nach der Überwinterung in der Bodenstreu legt das Weibchen Eier in die schwellenden Knospen von Kiefern: pro zukünftiger Nadel ein Ei.
Die Käferlarven minieren bis in den Frühsommer im Inneren der jungen Nadeln. Die minierten Nadeln wachsen nicht mehr ganz aus, verfärben sich und fallen häufig auch ab. Die Larven verpuppen sich in der Nadelscheide. Ab dem Sommer fressen die Jungkäfer winzige Löcher in die Nadeln, in deren Umfeld sich die Nadeln braun verfärben und teilweise ganz absterben (Forster 2010). Die kleinen runden Löcher sind keine Einbohrlöcher der Jungkäfer, wie im »Farbatlas der Waldschäden« angegeben (Hartmann & Butin 2017), dazu wären sie auch zu klein.
Während Forster (2010) Waldkiefer (Pinus sylvestris) und Bergkiefer (P. mugo) als Wirtsbäume nennt, geben Rheinheimer & Hassler (2010) an, dass die Art monophag auf Waldkiefer leben soll. Die Bindung an nur eine Baumart ist in Europa selten, viel häufiger besiedeln Arten verschiedene Vertreter innerhalb einer Gattung. Deshalb war es auch nicht überraschend, dass man den Käfer 2017 östlich von Bad Windsheim erstmals an einer Schwarzkiefer (Pinus nigra) nachweisen konnte. Der Käfer ist in ganz Deutschland verbreitet, ist aber kein Primärschädling, sondern er besiedelt lediglich in irgendeiner Form geschwächte Bäume. So auch die 80jährige Schwarzkiefer, welche vom Diplodia-Triebsterben (Sphaeropsis sapinea) stark vorgeschädigt war.
Abb. 2: Lochfraß der adulten Käfer (Foto: B. Wermelinger)
Abb. 3: Schadensbild (Foto: B. Wermelinger)
Literatur
- Forster, B. (2010): Föhrennadelscheidenrüssler: www.wsl.ch/de.html
- Hartmann, G.; Butin, H. (2017): Farbatlas der Waldschäden – Diagnose von Baumkrankheiten. 4. aktualisierte Auflage. Ulmer Verlag Stuttgart, S. 58
- Rheinheimer, J.; Hassler, M. (2010): Die Rüsselkäfer Baden-Württembergs. Verlag Regionalkultur Karlsruhe, S. 582–583
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