Dr. Heinz Bußler
Maikäfer flieg ... Das Jahr 2008 bei Alzenau - LWF-aktuell 72
Bereits in einer Waldschutz-Karte aus dem Jahr 1957 ist ein Waldmaikäferstamm südwestlich der bayerisch-hessischen Grenze bei Hanau dokumentiert. Inzwischen ist diese Maikäferpopulation mit hohen Bestandsdichten auch in die östlich gelegene bayerische Mainebene bei Alzenau vorgedrungen - Ein Phänomen des Klimawandels? Waldschutz-Experten der LWF gewinnen neue, überraschende Erkenntnisse.
Zoombild vorhanden
Abbildung: Obwohl genügend Laubbäume in der nächsten Umgebung zu finden waren, haben sich diese Maikäfer auf einer Fichte niedergelassen, eine ganz neue Erfahrung für Maikäferspezialisten. Foto: H. Bußler
Seit circa 30 Jahren steigt in Deutschland sukzessiv die Population des Waldmaikäfers (Melolontha hippocastani). Dieser Anstieg ist verbunden mit Arealerweiterungen, Ausbildung von Nebenflugstämmen und verkürzten Flugzyklen. Verbreitungsschwerpunkte sind die nordbadische und südpfälzische Rheinebene sowie die hessische Rhein-Main-Ebene. Grundwasserabsenkungen begünstigten und ermöglichten vielleicht erst die »Wiederkehr der Maikäfer«. Das Auftreten des Waldmaikäfers bei Hanau-Alzenau ist auf eine Arealerweiterung zurückzuführen. In einer 1957 zusammengestellten Karte des Auftretens, der Flugjahre und der Verbreitung der Maikäferarten in Deutschland ist der Waldmaikäferstamm im Westen der bayerisch-hessischen Grenze bereits dokumentiert, jedoch ohne eine Überlappung nach Bayern und in die nördlich gelegenen hessischen Staatsforsten.
Nach Meldungen über ein Auftreten des Waldmaikäfers im bayerisch-hessischen Grenzgebiet im Jahr 2004 führte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) im Jahr 2007 erste Probegrabungen durch, um die Belagsdichte der Engerlinge zu ermitteln. Daraufhin wurden im April 2008 in dem betroffenen Waldgebiet mehrere Probeflächen angelegt. Ziel dieser Arbeiten zur Hauptflugzeit der Waldmaikäferpopulation (Mai bis Juni) waren Erkenntnisse über Schlüpfquoten, Schlüpfverlauf, Geschlechterverhältnis, Totfall, Flug- und Schwärmverhalten, Nahrungspräferenzen und Blattverluste auf Grund von Imaginalfraß.
weiterlesen ... Waldmaikäfer - erstmalig auch an Fichte dokumentiert 1,1 MB