10.03.2023
Astung von Waldbäumen - Chancen und Risiken - Blickpunkt Waldschutz Nr. 2/2023
von Ludwig Straßer, Michael Muser, Nicole Burgdorf, Wolfram Rothkegel und Ottmar Ruppert
Querschnitt eines geasteten Buchenstammes mit starken Verfärbungen und beginnender Fäule nach Pilzbefall (© N. Burgdorf, LWF)
Die Astung von Bäumen kann sowohl im Nadel-, als auch Laubholz zu einer deutlichen qualitativen Aufwertung von Einzelbäumen und Waldbeständen führen. Außerdem kann mit Hilfe dieser Qualifizierungsmaßnahme früher mit der Dimensionierungsphase von Bäumen begonnen werden. Anderseits kann eine unsachgerecht durchgeführte Astung, z.B. durch die Wahl des falschen Astungszeitpunktes oder Werkzeuges, zu erheblichen und nachhaltig wirkenden Schäden führen.
Bei vielen Waldbesitzern und Förstern ist die Astung der Douglasie beliebt. Durch den Erreger der Rindenschildkrankheit - auch Phomopsis-Krankheit der Douglasie (Phomopsis pseudotsugae) genannt - kam es bereits zu teils massiven Schäden in Douglasienstangenhölzern. Das trifft besonders nach der Winterastung zu, da Phomopsis dann zu einem Problem werden kann. Durch Verlegung des Astungszeitpunktes vom Winter in die Vegetationszeit (sobald der Baum Harzfluss bildet) lässt sich dies aber vermeiden.
Regelmäßiges Desinfizieren von Astungswerkzeug mit hochprozentigem Alkohol ist wichtig, (© L. Straßer, LWF)
Zur Übertragung des Pilzes kam es durch nicht desinfiziertes Schnittwerkzeug, welches vorab zum Obstbaumschnitt verwendet wurde. Zusätzlich trugen ungünstige Umweltbedingungen zu einem geringen Abwehrverhalten der Buchen bei. Die Vielzahl von Schnittflächen förderte die schnelle Ausbreitung des Erregers in den Bäumen.
Empfehlungen:
- Für eine sachgerechte Astung sollte – unabhängig von der Baumart – scharfes und sauberes Schnittwerkzeug verwendet werden.
- Pilze und andere Pathogene können beim Wechsel zwischen Bäumen und Beständen über die Klingen übertragen werden. Daher sollte das Werkzeug regelmäßig mit hochprozentigem (70%-igem) Alkohol oder z.B. Spiritus desinfiziert werden (Bild 3).
- Es wird empfohlen, für Arbeiten im Wald andere Werkzeuge als für den Obstbaumschnitt und Gartenarbeiten zu verwenden.
- Schnittflächen sollten so klein wie möglich ausfallen, da die Entfernung von großen Ästen große und lange bestehende Wunden schafft, über welche Schaderreger in die Pflanze eindringen und diese besiedeln können.
- Astkrägen müssen bestehen bleiben, damit die Schnittflächen schnell und sauber überwallt werden können.
- Zwischen Oktober und Januar sollte weder Laubholz noch Nadelholz geastet werden.
- Als Astungszeitraum sollten grundsätzlich die Monate März bis September gewählt werden.
- Beim Laubholz kann nach wie vor die alte Regel - zwischen Josefi (19. März) und Michaeli (29. September) wird geastet - herangezogen werden, wobei durch die steigenden Temperaturen im Frühjahr aktuell sicherlich 14 Tage früher mit der Astung begonnen werden kann.
- Beim Nadelholz, insbesonders bei der Douglasie, sollte ebenfalls der gleiche Zeitraum gewählt werden. Wichtig ist zu Beginn der Astung zu prüfen, ob bereits ausreichend Harzfluss eingesetzt hat, da nur so Schnittwunden schnell verschlossen werden und keine offenen Wunden für Pilzinfektionen entstehen.
- Beobachtungen bei der Fichte zeigen, dass nach Sommerastung Astungsschnitte i.d.R. besser und gesund überwallt werden, ganz im Gegensatz zur Winterastung.
- Aber: Unerwünschte Verletzungen (z. B. Risse am Stamm) können bei der Sommerastung (Grünastung) im Nadelholz nur durch eine sehr sorgfältige und umsichtige Arbeitsweise vermieden werden.
Weiterführende Informationen zur Astung finden Sie im LWF Merkblatt Nr. 43 „Laubholzastung“.