LWF aktuell 149
Forstbetriebe konnten Aufschwung 2023 nicht fortsetzen
von Holger Hastreiter
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Abb. 1: Die Körperschaftswald-betriebe ernteten 2023 im Mittel 7,5 fm je Hektar, die größeren Privatwaldbetriebe im Schnitt 8,3 fm/ha. (© LWF)
Seit mehreren Jahren belasten Kalamitäten die forstwirtschaftlichen Betriebe. Die Aussichten im Baugewerbe werden pessimistisch eingeschätzt und die allgemeinen Teuerungsraten haben sich festgesetzt. Wie sieht in dieser Situation die wirtschaftliche Lage der größeren Forstbetriebe in Bayern aus? Für Forstbetriebe ab 200 ha Waldfläche liefert das bundesweite Testbetriebsnetz Forst eine zuverlässige Datengrundlage. Dieses freiwillige Netz stellt die Leistungen des Forstsektors ebenso wie seine Kosten dar. Für das Kalenderjahr 2023 ergab die Erhebung nun wieder rückläufige Reinerträge.
Das Testbetriebsnetz Forst ist die wichtigste Datengrundlage für die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation der Forstbetriebe in Deutschland. Ziel der betriebswirtschaftlichen Dokumentation ist es, die Leistungen und die Kosten des Forstsektors insgesamt abzubilden. Die Ergebnisse des Testbetriebsnetzes Forst fließen in den Agrarbericht des Bundes und der Länder ein und dienen als Grundlage für forstpolitische Entscheidungen. Die Daten für Bayern liefern Betriebe des Privat- und Körperschaftswaldes mit einer Waldfläche ab 200 ha sowie die Bayerischen Staatsforsten (als Gesamtbetrieb). Für das Forstwirtschaftsjahr 2023 konnten durch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft die Daten von 15 Privatwald- und 22 Körperschaftswaldbetrieben ausgewertet werden. Die im Beitrag dargestellten Kennzahlen sind die Durchschnittswerte dieser 37 Forstbetriebe.
Holzerlös und Einschlag
In den Jahren 2019 und 2020 belasteten Dürre und Borkenkäferkalamitäten die Betriebe sowohl in personeller und logistischer Hinsicht als auch durch den erheblichen Holzpreisverfall. Im Jahr 2021 besserte sich die Holzmarktlage und 2022 wurden bereits wieder gute Erlöse erzielt. Im Beobachtungsjahr 2023 gingen die durchschnittlichen Holzerlöse im Körperschaftswald über alle Baumartengruppen und Sortimente von 81 Euro je Festmeter (fm) im Jahr 2022 auf 76 €/fm zurück. Im Privatwald stieg dagegen der erzielte mittlere Erlös von 72 €/fm im Vorjahr auf 78 €/fm. Die Körperschaftswaldbetriebe ernteten 2023 im Mittel 7,5 fm je Hektar (ha), die teilnehmenden größeren Privatwaldbetriebe im Schnitt 8,3 fm/ha. Damit lag der Holzeinschlag im Privatwald um einen Festmeter und im Kommunalwald um 0,6 Festmeter über dem jeweiligen Vorjahreswert. Der Schadholzanteil am Holzeinschlag nahm erneut zu und lag über alle teilnehmenden Betriebe gesehen im Privatwald bei 53 % und im Körperschaftswald bei 48 %.
Gesamtertrag ohne Förderung und Gesamtaufwand
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Abb. 2: Erträge ohne Förderung in den Jahren 2019 bis 2023 im Privat- und Körperschaftswald. (© LWF)
Der Gesamtertrag ohne Fördermittel betrug im Jahr 2023 im Kommunalwald 596 €/ha. Damit konnten die Kommunen ihre Erträge das dritte Jahr in Folge erhöhen (2022: 561 €/ha). Ähnlich sah es im Privatwald aus. Dort stieg der Gesamtertrag von 578 €/ha im Jahr 2022 auf 595 €/ha. Zugleich belasteten jedoch deutlich gestiegene Gesamtausgaben die Betriebe. Der Körperschaftswald verzeichnete Kosten in Höhe von 638 €/ha (2022: 560 €/ha). Im Privatwald entstand 2023 ein Aufwand von durchschnittlich 359 €/ha (2022: 337 €/ha).
Die Leistungsberechnung der Betriebe erfolgt im Testbetriebsnetz auf Grundlage des „Produktplanes Forst" des Deutschen Forstwirtschaftsrates. Dieser unterscheidet fünf Produktbereiche: Produktion von Holz und anderen Erzeugnissen (PB1); Schutz und Sanierung (PB2); Erholung und Umweltbildung (PB3); Leistungen für Dritte (PB4); Hoheitliche und sonstige behördliche Aufgaben (PB5). In welchem Bereich die Forstbetriebe Erträge generiert haben und wo welche Ausgaben angefallen sind, wird im Folgenden genauer vorgestellt.
Ertrag und Aufwand im Produktbereich Holz und andere Erzeugnisse
Im PB1 Holz und andere Erzeugnisse wurde im Privatwald ein Ertrag (ohne Förderung) von 588 €/ha und im Körperschaftswald von 559 €/ha erzielt. Davon entfallen auf das reine Holzgeschäft im Privatwald 535 €/ha und im Körperschaftswald 517 €/ha. Der Gesamtertrag der Betriebe generiert sich damit in beiden Eigentumsarten zu fast 90 % aus dem Holzverkauf. Die übrigen Einnahmen im PB1 stammen aus dem Verkauf von forstlichen Nebenerzeugnissen, aus Liegenschaften, aus der Jagd und aus sonstigen Einnahmen (z. B. Zinserträge, Veräußerung von Anlagegütern).
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Abb. 3: Aufwand in den Jahren 2019 bis 2023 im Privat- und Körperschaftswald. (© LWF)
Der Betriebsaufwand im PB1 stieg im Körperschaftswald von 325 €/ha auf 388 €/ha und im Privatwald von 198 €/ha auf 229 €/ha. Insbesondere die Kosten für Holzeinschlag, -rückung und -transport haben sich mit einem Anstieg von 184 €/ha auf 225 €/ha im Körperschaftswald und von 113 €/ha auf 125 €/ha im Privatwald gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht. Für die sonstigen Betriebsarbeiten (Walderneuerung, Waldpflege, Waldschutz und Walderschließung) sowie die übrigen Kostenstellen (Nebenerzeugnisse, Liegenschaften, Jagd) wurden im Körperschaftswald mit insgesamt 164 €/ha 21 €/ha mehr und im Privatwald mit 104 €/ha 23 €/ha mehr investiert als im Vorjahr. Der deutliche Unterschied zwischen den Eigentumsarten in der Höhe des Betriebsaufwands im Produktbereich 1 ergibt sich dadurch, dass in den Körperschaftswaldbetrieben deutlich häufiger eigene Waldarbeiter tätig sind, während im Privatwald die Waldarbeiten vermehrt durch Unternehmer und Selbstwerber erledigt werden. Dadurch reduzieren sich im Privatwald die hohen Ausgaben für die Lohnnebenkosten.
Die Verwaltungskosten im PB1 blieben mit 111 €/ha im Privatwald auf Vorjahresniveau und erhöhten sich im Körperschaftswald um 5 €/ha auf 114 €/ha.
Ertrag und Aufwand in den anderen Produktbereichen
Die Körperschaftswaldbetriebe erzielten in den übrigen Produktbereichen insgesamt Einnahmen (ohne Förderung) von 37 €/ha. Der überwiegende Teil davon, nämlich 34 €/ha, kamen aus dem PB4 Leistungen für Dritte (z. B. städtische Baumpflegekontrolle). Im Privatwald wurden Erträge von 7 €/ha verzeichnet. Diese stammen jedoch ausschließlich aus dem PB4, z. B. aus Waldpflegeverträgen. Einnahmen aus dem PB5 Hoheitliche Aufgaben wurden weder aus dem Privat- noch aus dem Körperschaftswald gemeldet.
Die Höhe der getätigten Ausgaben für die zusätzlichen Geschäftsbereiche überstiegen die Einnahmen in beiden Eigentumsarten deutlich. Im Kommunalwald verursachten die Ausgaben für Erholungs- und Umweltbildungsangebote, Naturschutzaufgaben sowie Dienstleistungen für Dritte (z. B. städtische Baumpflegekontrolle) mit 136 €/ha im Jahr 2023 (2022: 109 €/ha) rund 21 % des Gesamtaufwandes. Im Detail wurden hier 61 €/ha für den PB4 Leistungen für Dritte, 46 €/ha für den PB3 Erholung und Umweltbildung, 24 €/ha für den PB2 Schutz und Sanierung und 5 €/ha für den PB5 Hoheitliche Aufgaben ausgegeben. Im Privatwald lagen die Ausgaben in diesen Produktbereichen bei insgesamt 19 €/ha (2022: 28 €/ha) und betrugen damit lediglich 5 % des Gesamtaufwandes.
Die Verwaltungskosten sind in den vorgenannten Werten enthalten. In Summe betrugen diese in den anderen Produktbereichen im Körperschaftswald 76 €/ha (2022: 78 €/ha) und im Privatwald 11 €/ha (2022: 16 €/ha).
Forstliche Förderung
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Abb. 4: Trotz gestiegener Einnahmen führten die erheblich gestiegenen Ausgaben im Jahr 2023 zu geringeren Reinerträgen. (© lsantilli, PantherMedia)
Berücksichtigt man bei den Erträgen der Betriebe zusätzlich die staatlichen Fördermittel, dann erhöht sich der Gesamtertrag im Körperschaftswald auf 666 €/ha und im Privatwald auf 651 €/ha. An Fördermitteln wurden im PB1 im Privatwald 30 €/ha und im Körperschaftswald 31 €/ha ausgezahlt. Diese Gelder stammen hauptsächlich aus dem bayerischen waldbaulichen Förderprogramm und wurden z. B. zur Borkenkäferbekämpfung und für den Waldumbau eingesetzt. In den übrigen Produktbereichen wurden durch die Kommunen 39 €/ha und von den Privat- waldbetrieben 26 €/ha an Zuschüssen abgerufen. Diese flossen zum größten Teil in den PB2 „Schutz und Sanierung" und kamen aus dem bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm und dem Bundesförderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement", das 2022 ins Leben gerufen wurde. Dass es sich beim Klimaförderprogramm des Bundes um ein attraktives Angebot für große Privatwaldbetriebe und kommunale Waldbesitzer handelt, zeigt sich dadurch, dass 2023 insgesamt fünf Privatwaldbetriebe und sechs Körperschaftswaldbetriebe des Testbetriebsnetes Gelder aus diesem Fördertopf beantragt haben.
Reinerträge mit und ohne Förderung
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Abb. 5: Reinerträge mit und ohne Förderung in den Jahren 2019 bis 2023 im Privat- und Körperschaftswald. (© LWF)
Der wirtschaftliche Erfolg der Forstbetriebe definiert sich über den Reinertrag (Reinertrag I ohne Förderung, Reinertrag II mit Förderung). Obwohl sich die Einnahmesituation für die Betriebe weiter gebessert hat, haben die erheblich gestiegenen Ausgaben im Jahr 2023 zu geringeren Reinerträgen geführt. Im Kommunalwald lag der Reinertrag I, nachdem er 2022 erstmals seit fünf Jahren mit durchschnittlich 1 €/ha knapp wieder im positiven Bereich war, mit –42 €/ha wieder deutlich im Minus. Auch die Privatwaldbetriebe erzielten mit 236 €/ha einen etwas geringeren Reinertrag I. 2022 lag dieser noch bei 241 €/ha. Summiert man die Fördergelder zum Reinertrag I hinzu, ergibt sich im Körperschaftswald ein positiver Reinertrag II von 29 €/ha und im Privatwald von 292 €/ha. Im Privatwald lag der Reinertrag II damit um 21 €/ha über dem Vorjahreswert. Ursächlich dafür war die Auszahlung der bereits im Jahr 2022 beantragten, aber im selben Jahr noch nicht erhaltenen Fördermittel aus dem „Klimaangepassten Waldmanagement".
Ermittelt man den Reinertrag I nur für den PB1, also für die originären forstbetrieblichen Tätigkeiten, dann wäre das Betriebsergebnis 2023 auch im Körperschaftswald mit 57 €/ha im positiven Bereich gelegen. Erst die defizitären übrigen Produktbereiche führen hier vermehrt zu negativen Reineträgen bei den Betrieben. Die Kommunen sind folglich auf die Bereitstellung von Fördergeldern angewiesen, um ihren steigenden Aufwand zu decken und ihre Betriebe auch weiterhin zum Wohle der Bürger und der Allgemeinheit vorbildlich bewirtschaften zu können.
Warum lohnt sich eine Teilnahme am Testbetriebsnetz?
Das Testbetriebsnetz Forst dient übergeordnet als wichtigste Datengrundlage für verschiedene Berichtspflichten und zur Beantwortung waldpolitischer Fragestellungen des Bundes. Den Teilnehmenden selbst ermöglicht es einen Kennzahlenvergleich mit anderen Betrieben, die Dokumentation der eigenen Betriebsergebnisse im Zeitverlauf und die Darstellung der Betriebsentwicklung gegenüber Dritten (z. B. Bürgermeister, Stadtrat etc.). Durch eine jährlich an der LWF stattfindende Informationstagung bietet sich zudem die Möglichkeit zu einem persönlichen Austausch mit anderen Teilnehmern. Für die Datenerfassung und Übermittlung erhalten alle Teilnehmer eine Ausfüllprämie. Wenn auch Sie sich am Testbetriebsnetz beteiligen wollen, freuen wir uns, wenn Sie uns kontaktieren.
Zusammenfassung
Das Holzgeschäft ist für die teilnehmenden Forstbetriebe die bedeutendste Einkommensquelle. Im Kalenderjahr 2023 konnten für verkauftes Holz weiterhin gute Preise erzielt werden. Dies führte zu gestiegenen Erträgen. Gleichzeitig haben sich aber die Betriebsausgaben deutlich erhöht. Deshalb ergaben sich sowohl im Privat- als auch im Körperschaftswald geringere Betriebsergebnisse als im Vorjahr. Der Reinertrag I ohne Förderung lag im Privatwald bei 236 €/ha und im Kommunalwald bei -42 €/ha. Im Körperschaftswald führten insbesondere die hohen zusätzlichen Ausgaben in den PB2 bis 4 wieder zu einem defizitären Gesamtergebnis. Bezieht man die staatlichen Fördermittel in die Berechnung ein, dann ergaben sich als Reinertrag II 292 €/ha im Privatwald und 29 €/ha im Körperschaftswald.
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