Fichtenaltholz mit Buchenvoranbau

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Jürgen Kircher
Die Fichte im Wald der Stadt Augsburg – LWF Wissen 80

Die Fichte ist derzeit die dominierende Baumart der Forstverwaltung der Stadt Augsburg. Sie prägt das forstliche Handeln des Betriebs. Ein Blick zurück in die Geschichte der Stadt erklärt die heutigen Verhältnisse. Mit 7.700 ha ist Augsburg größter kommunaler Waldbesitzer in Bayern. Die Landwälder sind zu fast 2/3 mit Fichten bedeckt.

Aufgrund des zunehmenden Risikos der Baumart Fichte ist das heutige waldbauliche Ziel strukturierte, nadelholzdominierte Mischbestände zu entwickeln. Die Fichte wird dabei zu gewissen Teilen, je nach Standort, durch andere Baumarten ersetzt. Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung soll sie im Stadtwald Augsburg weiterhin Verwendung finden.

Die Fichte ist derzeit die – flächen- und massenbezogen – wichtigste Baumart der Forstverwaltung der Stadt Augsburg. Sie prägt die Umgebung der sieben städtischen Reviere und das forstliche Handeln des Betriebs. Ein Blick zurück in die lange Geschichte der Stadt ist dienlich, um die heutigen Verhältnisse zu erklären. Augsburg ist nicht nur zweitgrößter, kommunaler Waldbesitzer Deutschlands sondern auch die zweitälteste Stadt Deutschlands.

Hervorgegangen ist sie aus dem römischen Heerlager »Augusta Vindelicorum«. Römer kamen entlang des Lechs über die Alpen und errichteten einen großen Versorgungsstützpunkt am Zufluss der Wertach in den Lech. Noch heute ziert der Pinienzapfen des römischen Heeres das Stadtwappen.

Die Fichte in der Geschichte Augsburgs

Zur Zeit der Renaissance war Augsburg die Stadt der europäischen Hochkultur. Nach dem Ende der Zunftherrschaft (1547) entwickelte sie sich von Beginn der Neuzeit bis zum Ende der Renaissance zu einem der bedeutendsten Handels- und Wirtschaftszentren der Welt, was vor allem auf den Einfluss der Kaufmannsfamilien Fugger und Welser zurückging. Zugleich war Augsburg Bischofssitz und freie Reichsstadt.

Nach Prag und Köln war sie um 1550 drittgrößte Stadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit damals rund 30.000 Einwohnern. Die zahlreichen Menschen benötigten viel Holz. Holz war der einzig vorhandene Rohstoff zur Nutzung als Brennholz und Baumaterial. Später wurde das schwäbische Zentrum berühmt für die Textilindustrie, vor allem für Spinnerei und Weberei mit dazugehöriger Färberei. Die große Ansammlung wohlhabender und gläubiger Bürger führte zur Gründung vieler Stiftungen, die sich um arme und kranke Mitmenschen kümmerten. Diese Stiftungen investierten in Güter und Ländereien und damit auch in Wald im Augsburger Umland. Der erste Waldbesitz, damals eine Schenkung, stammt aus dem Jahr 1249.

Der ursprüngliche Wald setzte sich überwiegend aus Buchengesellschaften zusammen. Noch Ende des 14. Jahrhunderts war die Gegend, zumindest entfernt der Flüsse Wertach und Lech, geprägt durch großen, ursprünglichen Holzreichtum. Ab dem 16. Jahrhundert entstand durch die zunehmende Handelstätigkeit und Kapitalwirtschaft in diesen holzreichen Gebieten im Augsburger Umland eine Hochkonjunktur. Die Nachfrager nach Holz nutzten die vorhandene Ressource rücksichtslos. Diese zunächst ungeregelte Landnutzung führte zu einer »Unordnung« im Wald. Die Bauern holzten nach »ihrem Gefallen und ohne Ordnung«. Waren zwei Bäume erlaubt, wurden drei gefällt. Das Kohlen und die Anlage von Kohlhütten im Wald führten zu einem Raubbau an den Laubholzbeständen.
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Die Fichte im heutigen Kommunalwald der Stadt Augsburg

Der Stadtwald Augsburg ist über drei bayerische Regierungsbezirke und zehn Landkreise verteilt. Insgesamt ist der Augsburger Wald laut Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) Kommunalwald und als solcher vorbildlich zu bewirtschaften. Die Gesamtfläche gliedert sich in verschiedene Betriebsklassen. Unterschieden wird im Wesentlichen der Auwald vom Landwald. Der überwiegende Teil der fünf Landwaldreviere stammt aus ehemaligen Besitztümern der waldbesitzenden Stiftungen.

Die Landwaldreviere Diedorf und Mittelneufnach liegen im Wuchsgebiet Tertiäres Hügelland, Wuchsbezirk Mittelschwäbisches Schotterriedel- und Hügelland. Die Forstreviere liegen südwestlich von Augsburg. Die mittlere Jahrestemperatur wird mit 7 – 8 °C und einem Niederschlag von 750 – 850 mm (Sommermaximum) angegeben. Bei gleichen Klimaverhältnissen liegen die Reviere Brugger und Unterbaar nordöstlich von Augsburg im Wuchsgebiet Tertiäres Hügelland, Wuchsbezirk Oberbayerisches Tertiärhügelland.

Das nördlichste Revier ist Fuchsmühl. Es liegt 300 km nordöstlich von Augsburg nahe der tschechischen Grenze im Landkreis Tirschenreuth. Das 900 ha große Revier befindet sich in zwei Wuchsbezirken Oberpfälzer Wald und Frankenwald/Fichtelgebirge/Steinwald. Es stockt auf Basalt bzw. Granit und damit auf zwei geologisch unterschiedlichen Formen. Das Klima im »harten« Nordosten Bayerns ist geprägt von 5 – 6 °C Jahresdurchschnittstemperatur bei einem Niederschlag von 900 – 1.100 mm. Es zeigt deutlich kontinentale Prägung.

Die beiden Auwaldreviere Siebenbrunn und Haunstetten begleiten die Flüsse Lech und Wertach. Der Lechauwald versorgt rund 300.000 Menschen mit reinstem, oberflächennah gewonnenem Trinkwasser, welches keiner Aufbereitung bedarf. Dieser Wald bildet zusätzlich das Naherholungsgebiet Stadtwald Augsburg mit jährlich ca. 4 Mio. Besuchern und ist erholungszertifiziert nach PEFC. Darüber hinaus handelt es sich bei dem Gebiet um eines der ältesten und artenreichsten Naturschutzgebiete Bayerns.

Die Standorte entstanden durch die erodierende und akkumulierende Kraft des fließenden Wassers. Die flachgründigen Bereiche lassen kein optimales forstwirtschaftliches Baumwachstum erwarten. Sie bilden jedoch hochinteressante Voraussetzungen für den Waldnaturschutz. Darüber hinaus bewirtschaftet die Forstverwaltung der Stadt Augsburg mehrere andere Wälder mit. Es handelt sich vor allem um kommunale Wälder, angrenzend an die städtischen Reviere. Insgesamt beträgt die Bewirtschaftungsfläche derzeit 7.700 ha, Tendenz steigend.

Der heutige Waldflächenanteil der Fichte

Der Anteil an Fichte ist im Stadtwald Augsburg hoch. Zur Zeit der letzten Forstinventur in den Bereichen des Landwaldes im Jahre 2005 war die Fichte mit 62 % Flächenanteil die dominierende Baumart. Bei den Laubhölzern ist die Buche mit 15 % führend. Mit zunehmendem Alter sinkt die Bonität der Fichten. Sie liegt für Schwaben/Oberbayern bei 38,7 in der Altersklasse II (20 bis 40-jährig) und bei 33,5 in der Altersklasse VI (101 bis 120-jährig).

Zu erklären ist dieses Phänomen durch Umwelteffekte. Nach der langen Devastierungsphase, also nach dem Aussetzen der Niederwaldbewirtschaftung sowie dem Belassen von Restmaterial aufgrund zurückgegangener Brennholznutzung verbunden mit einem ubiquitären Stickstoffeintrag aus der Luft, verbessert sich die Standortgüte sukzessive. Tatsache ist, dass der Forstbetrieb der Stadt Augsburg heute von der Fichte lebt. Jedoch ist allen Verantwortlichen bewusst, dass das Betriebsrisiko der Fichtenwirtschaft zunehmend steigt. Hier gilt es in der Zukunft gegenzusteuern.

Außerplanmäßige Nutzung

Die Gefahren, die der Baumart Fichte drohen sind bekannt. Sie sind auch im schwäbisch, oberbayerisch geprägten Stadtwald Augsburg bekannt und belegbar. Der Anteil an außerplanmäßigem Holzeinschlag (= Zufällige Ergebnisse = ZE) der Baumart Fichte betrug in den 80er Jahren 8 % vom Gesamteinschlag. Zwischen 1999 und 2016 hat er sich auf durchschnittlich 35 % erhöht. In den Endnutzungsbeständen lag er gar bei 47 %.

Für dieses ZE-Holz fallen höhere Holzerntekosten, Folgekosten durch Waldschutz- und Kulturmaßnahmen, Pflege usw. an. Gleichzeitig ist der Verkaufserlös aufgrund von Qualitätsverlusten geringer. Mehraufwand und entgangener Erlös summieren sich auf mindestens 30 Euro pro Erntefestmeter (Efm). Damit entgeht der Forstverwaltung der Stadt Augsburg ein jährlicher Gewinn von rund einer halben Millionen Euro. Der ZE-Anteil der Fichtenhiebe wird sich aber vermutlich weiter erhöhen. Die Fichte ist die Baumart, die im Augsburger Stadtwald am stärksten vom Klimawandel betroffen sein wird. Es ist mit verstärktem Borkenkäferbefall und weiteren Verlusten durch Windwürfe zu rechnen.

Die Waldzusammensetzung in Augsburg

Seit Jahrzehnten werden die Auwaldreviere von Nadelholz auf Laubholzbestände umgebaut. So stocken dort in über 80-jährigen Beständen noch knapp 60 % Nadelholz. Je älter die Bestände werden, desto höher sind die Nadelholzanteile, dominant durch Kiefer und Fichte vertreten. Die über 120-jährigen Bestände bestehen fast zu einem Drittel aus Fichten und zu weiteren zwei Dritteln aus Kiefern. Lediglich marginale Anteile, nämlich nur 5 % der alten Bäume, bilden Laubhölzer, vor allem Eschen und Buchen. In den jungen, bis zu 20-jährigen Beständen ist das Verhältnis nahezu umgekehrt. 6 % Fichten und 3 % Kiefern bilden die Nadelholzanteile.

Alles andere ist Laubholz, allen voran die Edellaubholzarten. Erfreulich ist, dass die Eiche mit 10 % vertreten ist. Eichen hatten – zumindest bisher – vermutlich Probleme mit der Wasserversorgung auf den karbonatreichen, flachgründigen Lechschottern. Mittlerweile kommt sie aus Naturverjüngung. Entlang von Lech und Wertach vollzog sich in den letzten Jahren ein Wandel hin zu einem edellaubholzdominierten Bestandsaufbau mit deutlichen Anteilen an sonstigen Laubhölzern.

Das Bestreben, den Auwald mit hohen Anteilen von Laubbäumen zu bestocken hat verschiedene Gründe: Nadelholz (Fichte und Kiefer) wurde nach Übernutzungen verstärkt eingebracht – über alle Standorte hinweg. Dies ist vor allem im südlichen Lechauwald sichtbar, der 1924 von einem Privatmann erworben wurde. Dieser schlug nachweislich große Teile vor dem Verkauf an die Stadt im Jahr 1927 kahl. Vergrasung und Auftreten von Frost waren die Folge. Die Flächen wurden mit Fichten und Kiefern aufgeforstet. Zu jener Zeit wurde der Lech »korrigiert«, das heißt begradigt, eingetieft und mit Kraftwerken und Stauseen gezügelt.
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Ökonomische, ökologische und soziale Bedeutung der Wälder Augsburgs

Fichtenwald, mit üppiger NatürverjüngungZoombild vorhanden

Abb. 1: Fichtenbestände werden seit Jahren zusätzlich mit anderen Baumarten, vor allem Weißtannen und Rotbuchen, vorausverjüngt. (Foto: W. Rothkegel, LWF)

Alleine in Augsburgs Wäldern – zusammengenommen etwa eine Fläche in der Größe des Chiemsees – stocken rund 1 Mio. Vorratsfestmeter (Vfm) Fichte. Jährlich wurden im Schnitt der letzten 11 Jahre 35.500 fm davon als Stammholz (Lang- und Kurzholzsortimente) verkauft. Unter den gegebenen Standortverhältnissen und klimatischen Bedingungen sowie auch der waldbaulichen Behandlung wachsen die Fichten dort nicht nur in beachtlicher Quantität, sondern auch in hervorragender Qualität. Der schwäbisch-oberbayerische Fichtengürtel ist dafür bekannt. Dies wissen nicht nur wir Förster, sondern auch unsere Kunden, die Säger.

Durch den herrschenden Fichtenreichtum in Schwaben und Oberbayern haben sich traditionell Sägewerke angesiedelt, die auf den Einschnitt von Fichtenhölzern spezialisiert sind. Es gibt eine ordentliche Anzahl kleiner Sägewerke, die nach wie vor Bauholz in Form von Langholz beziehen. In den letzten Jahren hat sich zusätzlich eine immense Einschnittkapazität von Spanerwerken etabliert. Angelockt von Zahlen der Bundeswaldinventur, die den Fichtenreichtum der Gegend offen legten, wurden vorhandene, größere Sägewerke erweitert und zusätzlich neue Linien »auf der grünen Wiese« errichtet. Hohe Kapazitäten müssen versorgt werden. Es entstand eine große Nachfrage nach Nadelrundholz, die bis heute anhält – sehr zur Freude des Augsburger Forstbetriebs.

Die Stadt Augsburg vermarktet ihr Stammholz über die Waldbesitzervereinigung Region Augsburg e.V. Im Jahr 2006 fiel der strategische Entschluss diese Vermarktungsschiene zu wählen. Selbst wenn die Augsburger große Kommunalwaldbesitzer sind, sind sie gemessen am Bedarf der heutigen Sägeindustrie, einer von vielen Lieferanten. Um hier eine Bündelung in der Holzvermarktung und -bereitstellung zu erreichen, war der gemeinsame Verkauf sinnvoll. So können nahezu ganzjährig die gewünschten Sortimente in großen Mengen offeriert werden. Auch die logistische Abwicklung wird sinnvoller und professioneller.
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Waldbauliche Zielsetzungen der Stadt Augsburg

Die Fichte stockt, wie beschrieben, im Landwald sehr vorratsreich – meist in Mischung mit mehr oder weniger Laubholzanteilen. Die Standorte sind wüchsig und meist verjüngungsfreudig. Das waldbauliche Konzept sieht vor, die Fichte auch in den kommenden Bestandsgenerationen mit zu beteiligen. Dies soll jedoch mit geringeren Anteilen als bisher geschehen. Langfristiges Ziel für die Betriebsklasse Landwald ist ein führender Nadelholzanteil mit 60 %. Aus Risikogründen soll die Fichte zukünftig stark mit Tanne, daneben auch mit Douglasie angereichert werden.

Die Verjüngung der Fichte erfolgt in der Regel durch Naturverjüngung. Sie wird stets gemischt mit Laubholz oder Tanne (oft im Voranbau) und Douglasie (diese im Weitverband zwischen die Fichten). Die nötige Erhöhung des Baumartenportfolios geschieht auch über Pflanzung. Es entstehen immer wieder Lücken und Öffnungen im Kronendach, die für Lichtbaumarten geeignet sind. Der Anbau von sogenannten »Exoten« hat im Augsburger Wald eine lange Tradition.

So sind Exemplare von Douglasie, Küstentanne oder Thuja mit einem Alter von über 125 Jahre vorhanden, die das Potential, auch was die Stabilität anbelangt, dieser Baumarten veranschaulichen. Zusätzlich sollen zukünftig sogenannte »heimische Exoten« (Elsbeere, Nüsse, Speierling) Verwendung finden. Diese wurden bislang wenig beteiligt, sind aber im Hinblick auf Klimaveränderungen erfolgversprechend.
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  • Jürgen Kircher