Ludwig Albrecht
Waldbauliche Erfahrungen mit der Vogelkirsche - LWF-Wissen 65
Die vorgestellten waldbaulichen Erfahrungen und Empfehlungen wurden auf der Fränkischen Platte und im Südlichen Steigerwald in der Praxis erprobt. Die Vogelkirsche bevorzugt tiefgründige, frische Standorte, kommt bei guter Basenversorgung aber auch mit Trockenheit zurecht. Das eher flache Wurzelsystem neigt frühzeitig zu Fäulen und bedingt ein relativ hohes Windwurfrisiko.
Als Licht- bis Halbschattbaumart hat sie ein sehr rasches Jugendwachstum. Vogelkirschen leiden unter Spätfrost, Bakterien- und Pilzkrankheiten, Wildverbiss und Mäusefraß. Bei einer Produktionsdauer von 60 bis 80 Jahren soll ein sechs bis acht Meter langer, wertholzhaltiger Erdstamm entstehen zur Verwendung als hochwertiges Möbel- und Furnierholz mit milder honiggelber bis rötlicher Färbung und gleichmäßigem, spannungsfreiem Aufbau.
Daneben bereichert die Vogelkirsche die Landschaft sowohl ästhetisch als auch ökologisch. Trupp- bis gruppenweise Zeitmischung ist bei der Vogelkirsche gegenüber Reinbeständen zu bevorzugen. Bei Naturverjüngung aus Wurzelbrut oder Kernwüchsen und bei der Pflanzung muss die genetische Qualität der Vogelkirsche zwingend beachtet werden. In der Jugend benötigen die Vogelkirsche Dichtstand und Seitendruck zur Qualitätsentwicklung. Der Grundsatz „Dickung bleibt Dickung“ gilt bis zum Alter 15 ganz besonders. Die angestrebte grünastfreie Stammlänge von 25 Prozent der erwarteten Endhöhe wird in einem engen Zeitfenster von 17 bis 22 Jahren erreicht.
In dieser Entwicklungsphase werden im Mischbestand 15 bis 20 Vogelkirsche-Elitebäume je Hektar nach festen Kriterien ausgewählt, geastet und permanent umlichtet. Bei dem beschriebenen Lichtwuchsbetrieb mit nahezu solitärem Kronenaufbau erreichen Vogelkirschen einen Zieldurchmesser von 50 bis 60 Zentimetern in 60 bis 80 Jahren. Bereits ab Alter 60 kann eine zielstärken- und qualitätsorientierte einzelstammweise Nutzung der Vogelkirsche beginnen.
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