Schutzwaldmanagement

Diese Schutzfunktionen zu erhalten, ist Aufgabe der Schutzwaldpflege, ihre Wiederherstellung Aufgabe der Schutzwaldsanierung. In Bayern werden diese zwei Aufgabenfelder unter dem Begriff Schutzwaldmanagement zusammengefasst.

Er umfasst ökologische Aspekte wie zum Beispiel die Verjüngung des Gebirgswaldes und Gebirgswaldpflege in Abhängigkeit der Umweltfaktoren genauso wie technische Aspekte z. B temporäre technische Verbauung gegen Schneegleiten, um das Anwachsen und die Etablierung der Verjüngungspflanzen sicherzustellen.

Erfassung

Schutzwald an einem Berghang mit Anwesen auf einer Bergwiese am Unterhang.

Objektschutzwald (Foto: F. Binder)

Nur intakte, nicht verlichtete Gebietswälder können ihre Schutzaufgaben befriedigend erfüllen. Deren Befähigung zu schützen muss durch gezieltes Schutzwaldmanagement erhalten bzw. ausgebaut werden. Dazu ist es dringend notwendig, die Schutzwälder im bayerischen Alpenraum ganz gezielt hinsichtlich ihrer Schutzfähigkeit bezogen auf Schutzobjekte einzuwerten. Hierzu haben wir ein Verfahren – Integrales Management alpiner Schutzwälder- entwickelt.

Erstmals in Bayern wurden dabei Gefahrenhinweiskarten anderer Behörden in einem Geoinformationssystem für den Schutzwald zusammengefasst, mit Informationen zum standörtlichen Potential verschnitten und für die Planung von Maßnahmen im Schutzwald ausgewertet. Auf Grundlage moderner Geoinformationstechniken und Modellierungen sind wir dabei Schutzwald unabhängig von terrestrischen Begängen zu detektieren. Als Ergebnis entsteht eine Schutzwaldhinweiskarte.

Verjüngungsökologie

In den letzten Jahren sind in Mitteleuropa vermehrt Stürme (Kyrill 2007, Emma 2008, Paula 2008) aufgetreten. Sie führten im Alpenraum stellenweise zu einem sprunghaften Anstieg von Freiflächen und aufgelichteten Beständen, einhergehend mit dem Verlust ihrer Schutzfähigkeit. Um die Schutzfunktion wiederherzustellen, müssen die Bestände bei fehlender Naturverjüngung künstlich in Bestockung gebracht werden. Dabei wird im Regelfall auf mehrjährige Containerpflanzen zurückgegriffen.

Bei großen Schadereignissen reicht die „Bevorratung“ an herkunftsgerechten Containerpflanzen nicht aus und Schadflächen können nicht sofort wieder aufgeforstet werden. Um einer Verunkrautung der Schadflächen entgegenzuwirken, bieten sich Saaten, Sämlingspflanzen (wurzelnackt, Quelltopf) und Kleinballenpflanzen an. In einem Versuch wird der Frage nachgegangen, ob sich Sämlinge für eine Wiederaufforstung eignen. Die Sämlinge der Baumarten Fichte, Lärche, Tanne, Bergahorn und Buche wurden hierbei auf Quelltöpfen und in Quickpots herangezogen und anschließend auf einer Windwurffläche verbracht. Die Entwicklung der Verjüngung wird in den nächsten Jahren wissenschaftlich begleitet.

Die Ungunst des Klimas und der Topographie erschwert die Verjüngung unserer Gebirgs- und Schutzwälder. Wir gehen der Frage nach, welche Faktoren für die Entwicklung unserer Baumarten von Bedeutung sind. Wie lange es dauert bis der "neue" Gebirgswald Schutzfunktionen übernehmen kann und welche Baumarten am bestem mit diesem rauhen Klima zurechtkommen. Die Ergebnisse fließen in die Schutzwaldsanierung und Schutzwaldpflege ein.

Pflege

Basierend auf dem Waldinformationssystem Nordalpen erarbeiten wir Vorschläge für die waldbauliche Behandlung von Bergwäldern im Alpenraum mit Baumartenempfehlungen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Funktionen und den Auswirkungen durch den Klimawandel. In Fortbildungen wird dieses Wissen an Forstleute vermittelt. Grundvoraussetzung für die Umsetzung der Schutzwaldpflege ist eine integrale Walderschließung, die den Ansprüchen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes aber auch den Interessen der Erholungssuchenden gerecht wird. Im Rahmen von internationalen Projekten gehen wir diesem Themenkomplex nach.

Sanierung

Schutzwälder, die in ihrer Funktionstauglichkeit deutlich gestört sind, müssen saniert werden. Die Störung der Funktionstauglichkeit muss eine erhebliche Beeinträchtigung der Schutzwirkung zur Folge haben. Ein Beispiel sind überalterte Schutzwälder mit ungenügender Verjüngung bzw. ungenügendem Zwischen- und Unterstand. Hier müssen in der Regel Verjüngungspflanzen künstlich eingebracht werden. Um die Wirksamkeit und Effizienz von Sanierungsmaßnahmen langfristig einschätzen zu können und Aufschluss über die Entwicklung der Aufforstungen zu bekommen, finden auf den Flächen permanente Erfolgskontrollen statt. Wir unterstützen die zuständigen Fachstellen bei der Auswertung dieser Daten.

Auf steilen Hängen im Hochgebirge verhindert Schneegleiten das Ankommen und die Entwicklung der Verjüngung. Technische Schutzmaßnahmen können das Schneegleiten verhindern und die Verjüngung im Schutzwald oder auf Freiflächen erfolgreich unterstützen. Wir kennen die Möglichkeiten einer technischen Verbauung, können Sie beraten und denken über Neuentwicklungen nach.

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