Prof. Dr. Dr. Axel Göttlein, Dr. Roland Baier, Tabea Bockstahler und Karl-Heinz Mellert
Schutzwirkungen zuverlässig beurteilen - LWF-aktuell 71
Das Fachgebiet Waldernährung der TU München entwickelte ein risikobasiertes Klassifikationsmodell zur Beurteilung der Schutzwirkungen von Gebirgswäldern, das den heutigen Kenntnisstand zu Waldstrukturen und Standortseigenschaften in ein praxistaugliches Bewertungsschema umsetzt. Dabei werden die Objektschutzfunktion, das aktuelle Schutzerfüllungspotential und Entwicklungstendenzen integrativ beurteilt.
Zoombild vorhanden
Schutzwirkungen von Gebirgswäldern und Verteilung der Prioritäten im Bereich des Ettaler Berges
Das Verfahren bewertet mit einfachen Mitteln und einem angemessenen Zeitbedarf die Pflegedringlichkeit von Waldbeständen mit Schutzfunktion. Die zukünftige Integration fernerkundungsgestützter Risikomodelle wird das operationale Schutzwaldmanagement entscheidend beeinflussen und die jeweiligen Stärken terrestrischer und fernerkundungsgestützter Datenerhebung synergistisch verknüpfen.
Für eine Pilotstudie wurde der »Ettaler Berg« als Testgebiet ausgewählt, ein 300 Hektar großes Waldgebiet im Distrikt »Kienbergeck« des Forstbetriebes Oberammergau. Eine hohe Objektschutzfunktion zeichnet dieses Gebiet aus. Zusätzlich besteht in vielen Beständen des Sanierungsgebietes »Ettaler Berg« dringender Pflegebedarf, um die aktuelle Schutzfunktion des Bergwaldes zu erhalten.
Das auf der Grundlage der Diplomarbeit von Bockstahler (2006) weiterentwickelte Klassifikationsverfahren gliedert sich in vier Arbeitsschritte. In einem ersten Bewertungsschritt ist ausschließlich die Lage der Waldfläche zu einem potentiell zu schützenden Gut entscheidend und nicht der Zustand des aufstockenden Bestandes. Jedem Bestand wird eine Priorität (1 bis 4) zugeordnet, die sich aus den potentiell von seiner Fläche ausgehenden Naturgefahren für schützenswerte Güter erklärt.
Die Prioritäten der Bestände sind dauerhaft, so lange nicht neue, schützenswerte Güter unterhalb der Bestände errichtet werden. Grundlage für die Einwertung sind im Wesentlichen folgende Unterlagen: frühere Planungskarten für die Schutzwaldsanierung, Hanglabilitätskarte, Informationssystem Alpiner Naturgefahren, Forstbetriebskarte, digitale Orthophotos und Luftbildaufnahmen.
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