Pressemitteilung
Trotz Borkenkäfer: Oberfrankens Wälder werden vielfältiger
Regierungspräsident Florian Luderschmid und Dr. Ruth Dirsch, Vizepräsidentin der LWF, präsentieren die regionalisierten Ergebnisse der 4. Bundeswaldinventur für Oberfranken im Wald bei Hummeltal. (© B. Böhm)
Trotz Borkenkäfer, Hitze und Trockenheit halten sich in vielen Regionen Oberfrankens die negativen Entwicklungen in Grenzen. Über den gesamten Regierungsbezirk gesehen werden die Wälder vielfältiger, naturnäher und weisen mehr Laubbäume auf. Das zeigen die regionalisierten Auswertungen der Bundeswaldinventur (BWI), die heute die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) gemeinsam mit Herrn Regierungspräsident Florian Luderschmid in einem Waldstück bei Hummeltal vorgestellt hat.
(Hummeltal/Freising, 7. August 2025)
Der Anteil der Laubbäume im Kronendach ist in den letzten zehn Jahren von 31 % auf 33 % angestiegen. Was sich zunächst nach nicht viel anhört, ist aber in absoluten Zahlen sehr viel: 5.400 Hektar Laubholz kamen in Oberfranken hinzu. Der Anstieg des Laubholzes ging insbesondere zu Lasten der Fichtenfläche. Zugenommen haben hingegen Buchen und Eichen. Damit entwickeln sich die oberfränkischen Wälder weiter in Richtung mehr Naturnähe und Klimatoleranz. „Diese Zahlen belegen die erfolgreichen Bemühungen der oberfränkischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, ihre oft nadelholzbetonten Wälder in stabilere Mischwälder umzubauen“ unterstrich Regierungspräsident Florian Luderschmid. „Das ist wichtig, denn unsere Wälder sind unverzichtbar für den Trinkwasserschutz, die Erholung und die Biodiversität. Zudem liefern sie den nachwachsenden und klimafreundlichen Rohstoff Holz.“
Oberfranken hat weiterhin die zweithöchsten Nadelholzanteile aller bayerischen Regierungsbezirke. In der zurückliegenden Inventurperiode wuchsen in Oberfranken jährlich rund 3 Millionen Festmeter Holz nach. Dies ist der Grund dafür, dass im gesamten Regierungsbezirk - trotz der dramatischen Wald- und Holzverluste im Frankenwald - die Holzvorräte leicht gestiegen sind. Aber in Zeiten des Klimawandels löst diese Nachricht bei Experten gemischte Gefühle aus: „Der rasante Klimawandel zwingt uns, den laufenden Waldumbau noch zu verstärken. Wir müssen in Oberfranken dringend unsere Baumartenvielfalt weiter erhöhen. Die dramatische Borkenkäferentwicklung im Frankenwald sollte für Oberfranken und darüber hinaus für ganz Bayern eine deutliche Warnung sein.“, warnt LWF-Vizepräsidentin Dr. Ruth Dirsch.
Insbesondere in den Landkreisen Kronach, Hof und Kulmbach hat der Klimawandel deutliche Spuren in der Landschaft hinterlassen. Beginnend mit dem Trockenjahr 2018 sind bis heute mehr als 10.000 Hektar Fichtenwald abgestorben. Dort mussten die Waldbesitzenden erhebliche ökonomische Einbußen hinnehmen, da die hohen Vorräte eingeschlagen wurden als die Holzpreise sehr niedrig waren.
Sehr erfreulich ist hingegen, dass die nächste Waldgeneration oftmals schon in den Startlöchern steht: Auf gut einem Drittel der Waldfläche wachsen unter dem Schutz des Altbestandes bereits junge Bäume. Diese Verjüngung besteht zu 56 % aus Laubbäumen. Allerdings sind auch die Fichtenanteile in der Verjüngung mit 38 % sehr hoch. Um die Mischung vieler Baumarten zu erhalten, ist daher eine gezielte Pflege durch die Waldbesitzer notwendig. Genauso wichtig ist, dass die Jäger mithelfen. „Auch die Jagd spielt eine entscheidende Rolle“, so Dirsch. „Waldangepasste Wildbestände sind die entscheidende Voraussetzung, damit sich die Verjüngung auch gut entwickeln kann.“
Auch in Sachen Biodiversität haben die oberfränkischen Wälder in den letzten 10 Jahren erheblich zugelegt: Die Vorräte an Totholz sind deutlich angestiegen, auch wenn sie mit rund 25 Festmetern pro Hektar noch immer unter dem bayerischen Durchschnitt liegen. Anders als der Name vermuten lässt, ist Totholz alles andere als tot. Es besitzt vielfältige Strukturen, die die Lebensbedürfnisse zahlreicher Arten erfüllen.
Die Bundeswaldinventur liefert im zehnjährigen Turnus fundierte Daten zur Entwicklung und zum Zustand der Wälder in ganz Deutschland. Für die aktuelle Erhebung haben Försterinnen und Förster in Bayern an rund 8 000 Aufnahmepunkten rund 100 000 Bäume vermessen und Informationen zur Waldentwicklung erhoben.