Pressemitteilung
Waldboden ist der Boden des Jahres 2024 - Monitoring und Erhalt der Bodenfunktionen im Zentrum der forstlichen Forschung
Zoombild vorhanden
Bodenuntersuchungen im Rahmen der dritten Bodenzustandserfassung (BZE III) (© T. Hase, StMELF)
Freising/Berlin, 05.12.2024: Passend zum heutigen Weltbodentag wurde im Rahmen einer Festveranstaltung im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, der „Waldboden“ zum Boden des Jahres 2024 erklärt. Der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), Dr. Peter Pröbstle, würdigte in seinem Grußwort die hohe Bedeutung der Waldböden und deren Schutz. Schon seit 2002 gibt es den Weltbodentag der International Union of Soil Sciences IUSS, die damit weltweit auf Bedeutung und Schutz der Ressource Boden aufmerksam machen will. In Deutschland wählt darüber hinaus das Kuratorium „Boden des Jahres“ seit 2004 einen bestimmten Boden aus, der besondere Wertschätzung und Aufmerksamkeit verdient.
Klimawandel und Trockenheit setzen unsere Wälder zunehmend unter Druck. Sowohl im Kampf gegen den Klimawandel als auch für das Wachstum und die Gesundheit der Waldbäume und des gesamten Waldökosystems kommt den Waldböden eine entscheidende Rolle zu. Der Waldboden ist Kohlenstoffspeicher, Hotspot der biologischen Vielfalt und Lebensgrundlage für die Waldbäume. Daher komme die Wahl des „Waldbodens“ zum Boden des Jahres 2024 genau zur richtigen Zeit, um auf diesen häufig weniger beachteten und so wichtigen Teil des Lebensraums Wald hinzuweisen, so LWF-Präsident Dr. Pröbstle in Berlin. Denn: „Der Waldboden ist ein echtes Multitalent und erbringt noch viele weitere wertvolle Ökosystemleistungen, wie z.B. ihre Schwammwirkung und das Abmildern von Hochwasserspitzen und die ausgleichende Wirkung auf den Landschaftswasserhaushalt insgesamt. Gar nicht hoch genug bewertet werden kann auch die enorme Wirkung der Waldböden auf die Trinkwasserqualität oder die Biodiversität.“
Zentrale Aufgabe von Monitoring und Forschung an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft LWF ist es daher, die Entwicklungen des Waldbodens in Bayern und Deutschland im Blick zu behalten „Hierfür haben wir im Wald bereits in den 1980er Jahren, in den Zeiten des sogenannten „Waldsterbens“, mit Bodeninventuren begonnen und Bodendauerbeobachtungsflächen und Intensivmessflächen des forstlichen Umweltmonitorings (sog. Waldklimastationen) eingerichtet“, erläutert Dr. Klaas Wellhausen, Leiter der Abteilung Boden und Klima der LWF. Auf Grundlage dieser Messflächen wissen die Experten der Landesanstalt, dass sich die Waldböden in Bayern langsam von den hohen Stoffeinträgen des letzten Jahrhunderts - wie z. B. durch Schwefel aus Verbrennungsprozesses - erholen und insgesamt in einem vergleichsweise guten, naturnahen Zustand sind.
Ob sich der positive Trend bei den Waldböden fortsetzt und welche weiteren Veränderungen im Boden stattfinden, wird sich nach Abschluss der derzeit laufenden dritten Bodenzustandserhebung zeigen: Im Rahmen der dritten Bodenzustandserhebung im Wald (BZE) erhebt die LWF an rund 380 Inventurpunkten Humus- und Mineralbodenzustand, Totholzvorrat, Bodenvegetation und Waldzustand. Diese Erhebungen erfolgen alle 10-15 Jahre. An den Waldklimastationen werden die Stoffflüsse im Boden sogar alle vier Wochen analysiert. Dies alles erfolgt in enger fachlicher Abstimmung mit anderen Bundesländern und Netzwerkpartnern in Europa und in Zusammenarbeit mit dem Bund.
„In Bayern gibt es eine große Bandbreite an Waldböden, von nährstoffarmen, sauren Böden der Mittelgebirge bis hin zu nährstoffreichen Böden der tieferen Lagen oder von trockenen Standorten in Nordbayern bis hin zu feuchteren Standorten im Alpenvorland. Diese Vielfalt intakter Waldböden gilt es zu erhalten“, so Dr. Wellhausen. Dabei komme der Vorsorge bei der forstlichen Bewirtschaftung eine besondere Rolle zu: Zum Beispiel soll die Befahrung von Waldflächen nur auf dauerhaft festgelegten Erschließungslinien erfolgen. Dies vermeidet flächige Befahrung und Bodenverdichtung, auch sollte die Baumartenwahl und Holzernteintensität an den Standort angepasst sein. Hierzu entwickeln Wissenschaftler der LWF derzeit entsprechende standortkundliche Grundlagen für die Praxis.
Im selben Maße braucht es aber auch gesamtgesellschaftliche Anstrengungen zur weiteren Reduzierung der Stoffeinträge. So werden Wald und Waldboden nach wie vor durch zu hohe Stickstoffkonzentrationen von außerhalb des Waldes belastet. Technische Maßnahmen zur Veränderung des Bodenzustands, wie z. B. die Waldkalkung oder Bodenbearbeitung sollten hingegen eher gut abgewogene Einzelentscheidungen als die Regel sein.
Bodeninventur und Bodendauerbeobachtung