Meldungen - LWF aktuell 144

Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.

Die Mehlbeere ist Baum des Jahres 2024

rote Frucht der Mehlbeere am Baum vor unscharfem orangenen HintergrundZoombild vorhanden

Die Mehlbeere im Herbst: Früchte und Blätter. (© B. Mittermeier)

Mit der Echten Mehlbeere (Sorbus aria) wurde ein heimischer Laubbaum zum Baum des Jahres 2024 gewählt, den viele Menschen vermutlich noch gar nicht kennen.

Für die Holzverwertung spielt diese Baumart gegenüber anderen Laubbäumen wie Eiche, Buche, Ahorn, Esche oder Linde eine Nebenrolle. Und mit Baumhöhen von maximal 15–20 Metern ist die Mehlbeere vergleichsweise eher ein Zwerg – waldökologisch hingegen ist sie ein wahrer Riese! Denn insbesondere für den Waldnaturschutz und für strukturreiche Bergwälder ist die Mehlbeere in Bayern extrem wertvoll. So hat die Mehlbeere für den Vogelschutz im Wald eine herausragende Bedeutung: Bei Untersuchungen in England wurden 18 Vogelarten beim Verzehr der rötlichen Mehlbeeren beobachtet. Und an unseren heimischen Arten der Gattung Sorbus – Mehlbeeren, Elsbeeren, Vogelbeeren und Speierling – konnten Forscher bislang 157 pflanzenfressende Insekten- und Milbenarten nachweisen. Damit liegen die Sorbus-Arten im Vergleich zu den anderen heimischen Gehölzen zwar im letzten Drittel, das kann aber durchaus auch daran liegen, dass bislang an der Gattung Sorbus vergleichsweise weniger geforscht wurde.

Die Hauptvorkommen der Mehlbeere in Bayern liegen in den Alpen mit Vorbergen, wo sie bis in 1.500 m Höhe gute Wuchsbedingungen findet. Für den alpinen Bergwald ist die Mehlbeere – mit einem Baumartenanteil von ca. 4 % – nach Buche, Bergahorn und Vogelbeere sogar die viert-häufigste Laubbaumart in der Waldverjüngung. Insgesamt wurden auf den ca. 200 Inventurflächen der Schutzwaldsanierung bei den jeweils letzten Aufnahmen der LWF ca. 10.000 Mehlbeeren in der Verjüngung erfasst. Doch auch im Frankenjura und auf der Fränkischen Platte finden wir die Mehlbeere. In den ostbayerischen Mittelgebirgen fehlt sie hingegen fast gänzlich. In letzter Zeit häufen sich Meldungen aus der Forstpraxis, vor allem aus sehr trockenen unterfränkischen Wäldern, dass die Mehlbeeren – dort wo Buche, Eiche und Kiefern besonders an Trockenstress leiden – noch vital und grün aussehen. Auch wenn der LWF dazu momentan noch keine wissenschaftlichen Daten und Fakten vorliegen, deuten die Aussagen doch darauf hin, dass die Mehlbeere auf Grund ihrer hohen Trockenheitstoleranz eine wichtige Rolle im Zukunftswald spielen könnte.

Ihren Namen bekam die Mehlbeere übrigens daher, weil ihre gemahlenen Samen in früheren Zeiten gelegentlich dem Mehl beigemischt wurden, um es zu strecken oder Backwaren süßer zu machen.

Dirk Schmechel, LWF

LWF-Wildbiologie international unterwegs

Experten im GesprächZoombild vorhanden

LWF-Experte Egbert Gleich im Gespräch mit italienischen Experten (© E. Gleich)

Vom 19.-21. Oktober 2023 fand im Maiella Nationalpark in den Abruzzen (Italien) ein internationales Symposium zum Wildtierfang und zur chemischen Immobilisation (Narkose) statt. Bei dem »International Symposium on Wildlife Capture and Chemical Immobilization« trafen sich eine Vielzahl von namenhaften und weltweit auf diesem Gebiet arbeitenden Spezialisten. Die LWF wurde von Dr. Egbert Gleich vertreten, welcher sich im Rahmen einer Posterpräsentation über spezielle Typen von Schwarzwildfanganlagen dem wissenschaftlichen Diskurs mit anderen Experten stellte. Die vorgestellten Erkenntnisse waren das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen US-amerikanischen, italienischen und deutschen Wissenschaftlern. Ein weiteres wichtiges Themengebiet des Austauschs bildete der Fang von Gämsen im Rahmen laufender LWF-Projekte im Karwendel. Der Fang und die Immobilisa­tion von Wildtieren sind häufig die ersten Herausforderungen, welche bei Unter­suchungen zur Wildtiergesundheit, zum Raum-Zeitverhalten oder zur Ermittlung von Schadensursachen bewältigt werden müssen. Somit bilden sie für die Bearbeitung von diversen Themen der Wildtier­forschung ein notwendiges und sehr wich­tiges Arbeitsgebiet. Durch die Optimierung der Fang- und Immobilisations­me-thoden werden Projektzeiträume kalkulierbarer und dem Tier- und Arbeitsschutz wird fortlaufend Rechnung getragen.

Egbert Gleich, LWF

»LWF regional« zu Gast bei den Bayerischen Staatsforsten

Ein Blick in den Saal von der Empore ausZoombild vorhanden

(© J. Wild, LWF)

»LWF regional« ist eine Veranstaltungsreihe der LWF für Forstleute und Waldbesitzende. Unsere Experten bringen aktuelle Erkenntnisse und praktische Erfahrungen »auf die Fläche« und helfen, den Kontakt zwischen den Förstern der verschiedenen Organisationen und den Waldbesitzern zu stärken.

Unserer Einladung in die BaySF-Zentrale nach Regensburg sind über 150 Interessierte gefolgt – so viele wie noch nie. So konnten wir bei unserer »LWF regional Oberpfalz« Vertreter der Forstämter, der BaySF, von forstlichen Zusammenschlüssen sowie der Bundesforsten begrüßen. Ebenfalls zu Gast: Vertreter der NW-FVA, Forstunternehmen und verschiedene Verbände, wie der Verein für forstliche Standortserkundung oder der LBV. »Besonders freue ich mich über die Teilnahme von Studierenden« so LWF-Präsident Dr. Peter Pröbstle, »denn sie werden den Wald von morgen mitgestalten«.

In 7 Vorträgen wurden aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt. Brandaktuell dabei: Das Spannungsfeld zwischen Holzenergie und Klimaschutz. Dr. Herbert Borchert verglich eindrucksvoll, was ein bewirtschafteter oder ein unbewirtschafteter Wald im Klimawandel leisten kann – und wo er an seine Grenzen stößt.

Weitere Vortragsthemen waren:

  • die Bedeutung der Fernerkundung bei der Erfassung von Schäden (Kristine Mayerhofer)
  • die Folgen von Trockenheit für den Wasserhaushalt in den Wäldern der Oberpfalz (Dr. Klaas Wellhausen)
  • die Möglichkeiten zur Erweiterung der Oberpfälzer Baumartenpalette im Waldbau (Norbert Wimmer)
  • die positive Auswirkung regionaler Holzflüsse auf den Kohlenstoffhaushalt (Christoph Schulz) und
  • Biodiversität und Kohlenstoff in nicht bewirtschafteten Wäldern der Oberpfalz (Markus Blaschke).

Auch der Waldschutz kam nicht zu kurz: Verschiedene Schadinsekten und Pathogene an der in der Oberpfalz weit verbreiteten Kiefer stellte die Expertin Julia Landgrebe anschaulich vor. Das Fazit der Vorträge:

  • Neue Bäume braucht das Land, aber die alten nach wie vor!
  • Waldbau- und Waldschutzmaßnahmen müssen dem Klima und der Situation vor Ort angepasst werden.

Mit der LWF regional wurde auch dem Erfahrungsaustausch viel Raum gegeben, den die Teilnehmenden intensiv für Diskussion und Gespräche nutzten.

Florian Stahl, LWF

Stadtwald Augsburg ist »Waldgebiet 2024«

Luftbild auf den Augsburger StadtwaldZoombild vorhanden

Siebentischwald mit Kuhsee und Hochablass (Luftbild © U. Wagner)

Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat den Augsburger Stadtwald als Waldgebiet des Jahres 2024 ausgewählt. Ausgezeichnet wird aufgrund seiner Vielfalt der Ökosystemleistungen der Wald innerhalb des Stadtgebietes. Es handelt sich dabei um den ehemaligen Auwald entlang des Lech.

Die Forstleute im Stadtwald Augsburg berücksichtigen in ihrer täglichen Arbeit bis zu dreizehn unterschiedliche Ökosystemleistungen in der Waldfläche. Dies ergab ein Forschungsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).

Der ausgezeichnete Lechauwald umfasst gut 22 Quadratkilometer und und erfüllt höchste Ansprüche an die Gemeinwohlfunktionen.

Die Stadt Augsburg ist die zweit­größte kommunale Waldbesitzerin in Deutschland.

Stadt Augsburg

Neue forstliche Forschungsprojekte

Drohne die über den Wald fliegtZoombild vorhanden

Drohnen für den Schutzwald (© T. Hase, StMELF)

Fünf neue Forschungsprojekte werden durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Anpassung an den Klimawandel und dem Erhalt der Biodiversität. Ein Projekt beschäftigt sich mit der Trockenstress-Resistenz von Rein- und Mischbeständen unter Berücksichtigung von Mikroorganismen im Boden. Ein weiteres mit Wachstum und Konkurrenzverhalten von seltenen, klimatoleranten Baumarten. Die Entwicklung von neuen Planungsinstrumenten für die Forsteinrichtung sowie der Einsatz von Drohnen für das Monitoring der Schutzwälder in den Alpen sind die Inhalte zweier weiterer Projekte. In dem fünften Projekt geht es schließlich um den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur automatisierten Erfassung von Wildtieraktivitäten.

Die Projekte wurden auf Basis der Empfehlung des Kuratoriums für Forstliche Forschung gefördert. Antragsteller der Projekte waren die TUM sowie die LWF. Mehrere weitere TUM-Lehrstühle sowie u.a. die Universität Bayreuth und das Helmholtz Zentrum München sind als Kooperationspartner in den Projekten beteiligt.

Daneben wurden im vergangenen Jahr durch das Staatsministerium acht Kurzprojekte mit einer Laufzeit von unter einem Jahr und einem begrenzten Finanzvolumen gefördert (sogenannte ST-Projekte). Themen waren hier unter anderem die Analyse von Einstellungen und Werthaltungen von Waldeigentümern im urbanen Raum, die Analyse der Mortalität von Buchen- und Eichensämlingen bei Hitze und Trockenheit, die Anlage von Vergleichsflächen für Naturwaldreservate und die Erfassung epigenetischer Muster im Zusammenhang mit dem Eschentriebsterben.

Stefan Tretter, LWF

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