LWF aktuell 141
Meldungen - LWF aktuell 141

Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.

Waldbrand reloaded – was steht uns bevor?

Gruppe bei WaldführungZoombild vorhanden

Exkursionsteilnehmende auf einer der ehe­maligen Waldbrandflächen bei Gartow (© Lothar Zimmermann, LWF)

Am 9. Mai 2023 hatte die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) zu einer Waldklimafonds-Fachtagung »Waldbrand« in Dömitz an der Elbe eingeladen. 145 Teilnehmende aus Forstwirtschaft, Naturschutz sowie der Feuerwehr beschäftigten sich mit der Frage, ob uns gerade im Hinblick auf den Klimawandel künftig größere Brände bevorstehen und ob die bisherigen Strategien zum Waldbrandmanagement ausreichen. In seinem Keynote-Vortrag stellte Professor Johann Goldammer, Leiter der Arbeitsgruppe Feuerökologie an der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg, die Waldbrandforschung in Deutschland seit den Großbränden Mitte der 1970er Jahre dar. Weitere Referentinnen und Referenten zeigten unter anderem auf, wie mit künstlicher Intelligenz brandgefährdete Streuauflagen bzw. Vegetationsstrukturen identifiziert werden und welche Möglichkeiten es auf Instagram gibt, um auch die jüngere Generation zum Thema Waldbrand aufzuklären. Eine Exkursion am zweiten Tag der Veranstaltung führte zu Waldbrand- und Wiederbewaldungsflächen bei Gartow (Wendland/Niedersachsen), wo der große Heidebrand 1975 mehrere Hundert Hektar vernichtet hatte. Seitdem kommt der Brandschutzprävention durch Waldumbau sowie Anlage von Waldbrandriegeln dort große Bedeutung zu. Die Tagungsteilnehmer kamen unter anderem zu dem Schluss: Gemeinsame Fortbildungen von Feuerwehr und Forstwirtschaft sind für ein effektives Waldbrandmanagement unerlässlich.

Dr. Lothar Zimmermann, LWF

Ölkäfer sorgen für Schlagzeilen

Nahaufnahme eines länglichen schwarzen KäfersZoombild vorhanden

© Gero Brehm, AELF Fürstenfeldbruck

Seit Wochen hört und liest man viel von einem tödlich-giftigen Käfer, der sich bei uns ausbreiten soll. Gemeint ist der Ölkäfer, auch Maiwurm, Pflaster- oder Schmalkäfer genannt. Unter den insgesamt 20 Ölkäfern in Mitteleuropa handelt es sich in Deutschland meist um den Violetten (Meloe violaceus) oder den Schwarzblauen Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) – letzterer war Insekt des Jahres 2020. Beide sind heimische Arten, die auch in Wäldern leben. Sie sind nach dem Artenschutzrecht besonders geschützt und werden in den Roten Listen Deutschland und Bayern als »gefährdet« geführt. Zwar sind sie zwischen April und Juni regional zahlreich anzutreffen, insgesamt ist ihr Bestand aber rückläufig. Dies liegt unter anderem an dem höchst komplizierten Lebenszyklus der Käfer, der stark an spezielle, ebenfalls bedrohte Sandbienen gebunden ist. Ihren Namen und ihren tödlichen Ruf verdanken die Tiere den ölähnlichen Tropfen, die sie zur Abwehr von Fressfeinden an den Kniegelenken absondern. Diese Tropfen enthalten das Gift Cantharidin – man müsste jedoch mehrere Käfer verzehren, damit die Dosis des Gifts zum Tod führt. Am besten beobachtet man die Tiere mit etwas Abstand, berührt sie nicht mit bloßen Händen oder wäscht diese im Anschluss sorgfältig ab. Kinder sollte man entsprechend aufklären und ihnen keine Angst machen. Denn: Aus Deutschland sind weder bei Menschen noch bei Haustieren tödliche Vergiftungen bekannt.

Anna Kanold, LWF

Buchentagung in Würzburg

Gruppenbild der Vortragenden auf der Bühne bei der EröffnungZoombild vorhanden

Eröffnung der WiBuTa durch die Leiter der initiierenden Einrichtungen (© Hans-Joachim Klemmt, LWF)

Unter dem Akronym »WiBuTa« fand am 10. und 11. Mai 2023 in Würzburg auf Initiative der Leiter der Forstlichen Ressortforschungseinrichtungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz eine wissenschaftliche Tagung zur Zukunft der Rotbuche (Fagus sylvatica) im Klimawandel statt. 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener forstlicher Fachbereiche kamen zusammen, um sich über den aktuellen Wissensstand auszutauschen. In sechs Themenblöcken berichteten sie zum Vitalitätszustand, zur Physiologie, zur Epidemiologie, zu Entwicklungen in bewirtschafteten und unbewirtschafteten Buchenwäldern sowie zu Modellentwicklungen. In einem abschließenden Themenblock versuchten renommierte Waldbauprofessoren, aus den Erkenntnissen der Vorträge erste Empfehlungen für den praktischen Umgang mit der Buche in Rein- und Mischbeständen abzuleiten. In der Gesamtschau zeigte sich, dass auch die Rotbuche im Klimawandel als vulnerable Baumart anzusehen ist. Die Buche ist und bleibt aber weiterhin ein wichtiger Bestandteil aktueller und zukünftiger Waldgesellschaften. Gegebenenfalls sind geänderte Behandlungskonzepte für den Umgang mit der Buche erforderlich. Eine ausführlichere Darstellung der Tagungsergebnisse in der LWF aktuell folgt.

Dr. Hans-Joachim Klemmt, LWF

Zwischenbilanz des bayerischen Auerhuhn-Monitorings

Am 22. Mai 2023 stellte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft über 50 geladenen Gästen die Zwischen­bilanz des Auerhuhn-Monitorings auf der Schwarzentenn-Alm bei Kreuth vor. Bereits der erste Durchgang des Monitorings lieferte wichtige Erkenntnisse über die Auerhühner und ihre Lebensräume (Mittermeier et al. in dieser Ausgabe). Aussagen zur Entwicklung der Populationen lassen sich aber erst in den nächsten Jahren treffen. Gemäß dem Monitoringkonzept werden die Aufnahmen alle drei Jahre wiederholt und künftig lokal mit weiteren genetischen Untersuchungen ergänzt, die der Bestimmung der Individuenzahlen dienen. Die Auerhuhn-Expertinnen und Experten der LWF bewerten es positiv, dass Naturschutzverbände, die Bayerische Forstverwaltung und die Bayerischen Staatsforsten seit langem viel für den Waldnaturschutz tun: Es werden umfassende Managementpläne und Schutzkonzepte für das Auerhuhn erstellt und Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume umgesetzt. Ob diese Maßnahmen greifen, werden die zukünftigen Erfassungen zeigen. Ein großer Erfolg des Monitorings ist schon jetzt die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichen Verbandsvertretern, Naturschutzfachkräften, Forstleuten und privaten Auerhuhn-Freunden.

red

Nutzungsmöglichkeiten für KUP-Pappelholz

Kurzumtriebsplantagen (KUP) dienen vor­rangig der Produktion von Energiehackschnitzeln. Bei längeren Umtriebszeiten – das Bundeswaldgesetz erlaubt bis zu 20 Jahre – erreichen Pappeln aber auch Baumdimensionen, die eine stoffliche Nutzung ermöglichen. Derzeit werden die großen Potenziale für den Einsatz von Laubholz z. B. in der Holzwerkstoffindustrie wegen des ausreichend verfügbaren Nadelholzes noch nicht ausgeschöpft. Ein kleines Projekt der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zeigte anhand von Literatur- und Internetrecherche sowie Experteninterviews jedoch auf: Die stofflichen Verwertungsmöglichkeiten für Pappelholz sind vielfältig. Pappelfurniere z. B. lassen sich zu Sperrholzplatten für den Innenausbau von Wohnungen, Camper Vans und Booten weiterverarbeiten. Weitere Verwendungsoptionen sind Dinge des täglichen Bedarfs wie Obst- und Gemüsesteigen, Streichhölzer und Kochlöffel. Wegen der geringen Wärmeleitfähigkeit ist das Holz perfekt für Bänke und Liegen im Saunabereich geeignet. Sein geringes Gewicht ermöglicht zudem die Herstellung von Skiern und Snowboards. Darüber hinaus wird es zur Produk­ti-on von Särgen, Prothesen, Ter­rassendielen, Torfersatzstoffen, Substrat für Speisepilze und Papier verwendet. Eine bekannte (schwedische) Einrichtungskette initiierte vor ein paar Jahren in der Slowakei ebenfalls ein Projekt zu KUP-Pappeln: Die dort angepflanzten Pappeln werden zu sehr flachen Spänen zerkleinert und anschließend zu extrem leichten Platten für den Möbelbau gepresst.

Frank Burger, Veronika Schlenker, LWF

Wald-Klima-Paket: Fördermittel für 2023 werden wieder bewilligt

Fördermittel aus dem Programm »Klimaangepasstes Waldmanagement« des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) werden seit Mitte Mai 2023 ohne beihilferechtliche Auflagen bewilligt. Für 2023 stehen aus dem Förderprogramm 200 Millionen Euro zur Verfügung, insgesamt stellt das BMEL 900 Millionen Euro für die Jahre 2022 bis 2026 bereit. Finanziert werden damit zusätzliche Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen in Kommunal- und Privatwäldern. Die Förderung war 2022 unter de-minimis Bedingungen gestartet, diese fallen nun weg. Seit dem Programmstart am 12. November 2022 haben mehr als 8.000 Bewirtschaftende privater und kommunaler Wälder Fördermittel für eine Gesamtfläche von etwa 1,18 Millionen Hektar Wald beantragt – das entspricht rund 13 % der Fläche des Privat- und Kommunalwaldes in Deutschland. Förderanträge können ausschließlich online bei der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe gestellt werden.

red

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