LWF aktuell 137
Meldungen
Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.
Waldklimafonds-Kongress 2022 in Göttingen
Zoombild vorhanden
Vor der Alten Mensa in Göttingen – fünf Bayern im Ausland? V.l.n.r.: Dr. Klaas Wellhausen, Dr. Stephan Raspe, Dr. Tobias Mette, Stephan Rimmele (alle LWF) sowie Benjamin Bußmann von der FBG Heideck-Schwabach (© Martin Maier)
Am 11. und 12. Oktober 2022 fand in Göttingen der zweite Kongress des Waldklimafonds (WKF) statt. Seit seinem Start im Jahr 2013 ist der WKF eines der größten Förderinstrumente für Projekte rund um die Themen Wald und Klimawandel. Im Auftrag des Bundesumwelt- (BMUV) und Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) betreut die Fachagentur für nachhaltige Rohstoffe (FNR) 280 Projekte des WKF mit einem Fördervolumen von 113 Mio. Euro (Stand Juli 2022). Auch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) beteiligt sich an zahlreichen WKF-Projekten – nicht selten federführend. Dazu gehören beispielsweise Projekte zum Wasserhaushalt im Klimawandel (WHHKW, bis Juni 2022), zu den Auswirkungen natürlicher Waldentwicklung auf Kohlenstoffspeicherung und Biodiversität (bis Oktober 2022) oder das durch seinen »Klimazug« bekannte Projekt ANALOG (bis Dezember 2022). Aktuell forscht die LWF mit KWF-Finanzierung unter anderem in Projekten zu Herkünften (EVA, seit 2021), zur Totholzdynamik (lebendiges Totholz, seit 2021) oder zum Vergleich von Baumartenempfehlungen der einzelnen Bundesländer (MultiRiskSuit, ab 1. November 2022). Da es sich oft um Verbundprojekte mehrerer Partner handelt, hat der Waldklimafonds wesentlich zu einer Vernetzung der Waldakteure in Deutschland beigetragen.
»Vernetzung« war auch das Motto des Göttinger Waldklimafonds-Kongresses: Knapp 200 Teilnehmende aus ganz Deutschland kamen in der historischen Alten Mensa in Göttingen zusammen. Nach der Begrüßung durch FNR-Geschäftsführer Dr. Andreas Schütte und Video-Grußbotschaften von Bundesagrarminister Cem Özdemir und Bundesumweltministerin Steffi Lemke stellten Projektnehmer ihre Arbeiten dem Plenum vor. Zu den drei dafür ausgewählten Projekten zählte auch das Projekt ANALOG, das Dr. Tobias Mette (LWF) präsentierte. Die weiteren WKF-Projekte wurden im Anschluss – aufgeteilt in fünf Arbeitsgruppen – in Kurzbeiträgen oder in der gemeinsamen Posterausstellung dargestellt.
In den Arbeitsgruppen zeigte sich schnell, dass der diesjährige Waldklimafonds-Kongress nicht nur dem Austausch fachlicher und wissenschaftlicher Ergebnisse diente: Sowohl in den Arbeitsgruppen des ersten Kongresstages als auch in der Podiumsdiskussion am zweiten Tag diskutierten Vertreter aus Wissenschaft und Praxis sowie
aus den zuständigen Bundesministerien BMUV und BMEL intensiv, wie die Förderbedingungen, die Themenauswahl und die Zielsetzungen im Waldklimafonds künftig weiterentwickelt und erforderlichenfalls noch verbessert werden können. Die geltende WKF-Förderrichtlinie läuft zum 31. Dezember 2022 aus, weshalb die beteiligten Bundesministerien derzeit in Zusammenarbeit mit der FNR eine Neuauflage vorbereiten. Mit der »neuen« Richtlinie wird voraussichtlich zeitnah im Jahr 2023 zu rechnen sein. Wesentlicher Eckpunkt ist und bleibt, dass der Waldklimafonds als Bestandteil des Sondervermögens Energie- und Klimafonds Maßnahmen zur Erhaltung und zum Ausbau des CO2-Minderungspotenzials von Wald und Holz sowie zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel fördern soll. Besonderer Fokus liegt hierbei auf der Wirksamkeit, also insbesondere auf dem Praxistransfer der gewonnenen fachlichen Erkenntnisse und Ergebnisse. Wie wichtig der Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis ist, verdeutlichte auch der Plenarvortrag von Marie-Luise Beck, Geschäftsführerin des Deutschen Klima Konsortiums: »Herausforderung Klimawandel. Vom Wissen zum Handeln«. Ihr Appell: Es mangelt nicht an Lösungen, wir müssen sie nur umsetzen.
Dr. Tobias Mette, Dr. Klaas Wellhausen
30 Jahre forstliche Forschung in Freising
Anfang November 2022 blickte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft auf 30 Jahre am Standort Freising zurück. 1992 verließ die forstliche Forschung nach 111 Jahren den Gründungsstandort München, um in Freising/Weihenstephan größere Räume und modern ausgestattete Labore zu beziehen. Am 5. November 1992 fand die offizielle Einweihungsfeier der neuen Gebäude statt. Mit dem Umzug änderte sich auch der Name: Aus der »Bayerischen Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt« (FVA) wurde die »Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft« (LWF). Die Wurzeln der LWF reichen bis ins Jahr 1881 zurück, als König Ludwig II auf Initiative von August von Ganghofer die »Königlich Bayerische Forstliche Versuchsanstalt« gründete.
Vor 1881 war das »Forstliche Versuchsbüro im Bayerischen Finanzministerium« zuständig für die Forschung in Bayerns Wäldern. Bereits die Forschung der Königlichen Versuchsanstalt war eng mit der universitären Lehre und Forschung verknüpft, die forstlichen Lehrstuhlinhaber führten die Institute der Forschungsanstalt in Personalunion. 1941 erfolgte eine erste Umbenennung der Versuchsanstalt in »Forstliche Forschungsanstalt München«. Eine weitere Umfirmierung ging 1979 mit der organisatorischen Trennung von Universität und forstlicher Forschungsanstalt einher – Ergebnis war die Ressortforschungseinrichtung FVA der Bayerischen Forstverwaltung, der Vorgänger der heutigen LWF.
Dirk Schmechel
RED III – Restriktivere EU-Regelungen für die energetische Holzverwendung
In Zeiten eines Nachfragebooms bei Holzbrennstoffen und gleichzeitig zunehmender Kritik an der energetischen Holzverwendung stimmte das EU-Parlament am 14. September 2022 über die Neuauflage der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (kurz: »RED III«) ab. Die RED III sieht eine Förderung erneuerbarer Energien sowie die Energiesouveränität der Mitgliedstaaten vor. Zu diesem Zweck formuliert sie ein höheres Ausbauziel für erneuerbare Energien: Bis 2030 sollen damit 45 % des Energiebedarfs in der EU gedeckt werden. Die aktuelle Fassung der RED III führt jedoch für Holz, den in Bayern mit knapp 40 % Anteil wichtigsten erneuerbaren Energieträger, neue Restriktionen ein. Sogenannte »primäre« Holzbiomasse – in der RED III definiert als Biomasse, die durch Entnahme aus der Natur gewonnen wurde – wäre nach jetzigem Stand der Richtlinie nur noch begrenzt förderfähig. Für Bestandsanlagen ist geplant, den Anteil solcher Brennstoffe am Gesamtenergieverbrauch auf dem Niveau des Zeitraums 2017–2022 zu deckeln sowie Energie aus primärer Holzbiomasse von der Förderung auszuschließen. Gesetzeskraft hat die RED III nach der Abstimmung im EU-Parlament noch nicht. Die Verhandlungen mit dem Rat und der Kommission stehen noch aus, so dass sich noch Änderungen ergeben können. Der EU-Beschluss der Richtlinie sowie die Umsetzung in nationales Recht stehen noch aus.
Markus Riebler, Johannes Metsch
Deutsche Waldtage 2022
Vom 16. bis 18. September 2022 fanden die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft initiierten Deutschen Wald-
tage (DWT) zum dritten Mal statt. Partner der DWT waren 2022 der Deutsche Forstwirtschaftsrat und der Deutsche Naturschutzring. Forstleute, Waldbesitzende sowie Vereine und Organisationen, die sich mit dem Wald befassen, waren bundesweit aufgerufen, in den Wald einzuladen und Veranstaltungen zum diesjährigen Motto »Biologische Vielfalt erleben!« anzubieten. Zahlreiche private, kommunale und staatliche Waldakteure folgten diesem Aufruf und führten über 300 Aktionen durch.
Die Deutschen Waldtage bieten einen geeigneten Rahmen, um den Dialog zwischen Experten und der Gesellschaft herzustellen und um Menschen ins Gespräch über den Wald zu bringen. Die Angebote sind vielfältig: Waldführungen, Spaziergänge, Familienwanderungen, Müllsammelaktionen, Wald-Klima-Exkursionen bis hin zu Waldläufen, Waldbaden, Nachtwanderungen oder Basteln mit Naturmaterialien – den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Die nächsten Waldtage werden vom 15.–17. September 2023 stattfinden.
Dirk Schmechel
www.deutsche-waldtage.de
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