Hansjörg Küster
Die Stellung der Hainbuche in der Vegetationsgeschichte - LWF-Wissen 12
Die Hainbuche (Carpinus betulus) ist heute ein Standorts-Konkurrent der Rotbuche (Fagus sylvatica). Die Konkurrenz zwischen beiden Gehölzen läßt sich durch vegetationsgeschichtliche Untersuchungen auch für vergangene Epochen belegen. Die Hainbuche gehört zu den wenigen Gehölzen, die sich sowohl für die erdgeschichtliche Epoche des Tertiär als auch für jede Warmzeit im Quartär in Mitteleuropa nachweisen läßt [STRAKA 1975; LANG 1994].
Zoombild vorhanden
Abb. 11: Anzahl der Pollendiagramme aus Bayern, in denen die Hainbuche festgestellt wurde.
Die Hainbuche wurde immer dann zu einem besonders wichtigen Florenelement, wenn die Rotbuche keine große Bedeutung hatte. Dies war zum Beispiel im letzten Interglazial, im Eem, der Fall. Auch die Eibe, ein weiterer Standorts-Konkurrent der Rotbuche, hatte im Eem größere Bedeutung als heute [KÜSTER 1996]. Die Pollendiagramme zeigen, daß die Eibe ihre größte Verbreitung vor der für das Eem besonders charakteristischen Hainbuchen-Phase erreicht hatte [LANG 1994]. Offenbar waren zumindest damals auch Eibe und Hainbuche direkte Standortskonkurrenten, wobei sich die Hainbuche durchsetzte und die Eibe verdrängte.
Im Holozän, in der Nacheiszeit, lief die Vegetationsgeschichte grundsätzlich anders ab. Die Buche breitete sich in der Nacheiszeit in weiten Teilen Mitteleuropas aus. Die Buchenausbreitung erfolgte aber nicht von Anfang an und auch nicht überall in Mitteleuropa, sondern vor allem im Westen. Im westlichen Teil Mitteleuropas erschien die Hainbuche noch später als die Buche und wurde daher zunächst kein häufiger Waldbaum. Aus dem Pollendiagramm das in Abb. 8 dargestellt wurde, ist zu erkennen, daß die Hainbuche (Carpinus betulus) sich erst relativ spät ausbreitete. Eine massenhafte Ausbreitung der Hainbuche ist nicht festzustellen. Möglicherweise ist die Hainbuche in den Pollenspektren jedoch unterrepräsentiert.
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