Norbert Lagoni
Wacholder - ein arzneilich interessanter Baum - LWF-Wissen 41
Wacholderbeeren gehörten bereits in der Antike zum Arzneischatz der Heiler des mediterranen Lebensraumes. Sie waren ein beliebtes Antiseptikum und harntreibendes Mittel. In den Schriften des Corpus Hippocraticum um 300 v. Chr. finden sich Hinweise zur äusserlichen und innerlichen Anwendung von Beerenzubereitungen.
Der römische Heilkundige PADANIOS DIOSKURIDES empfiehlt in seiner Arzneimittellehre ‚De Materia Medica‘ die Arkeuthos-Arten zur vielseitigen Anwendung. Die Germanen begegneten alten Heil hölzern wie Holunder und Wacholder mit Ehrfurcht und kannten die Heilwirkungen der Beeren.
Die schreibkundigen Ordensleute prägten und überlieferten die mittelalterliche Volksheilkunde. Sie beruhte auf der Signaturenlehre, die am Wuchs- und Erscheinungsbild des Wacholderbaumes ausgerichtet war. HIERONYMUS BOCK dokumentierte in seinem Kräuterbuch von 1565 die vielseitige Verwendung des ‚Weckholterbaumes‘.
In die Suche nach Arzneien gegen die grassiere nden Seuchen des Mittelalters war auch der Wacholder einbezogen. So schrieb P. A. MATTHIOLUS in seinem ‚New Kreuterbuch‘ der innerlichen Anwendung von Wacholderbeeren Schutzwirkung gegen die hoch ansteckende Beulenpest zu: „... ist ein sonderlich Preservativum zur Zeit der Pestilenz in Germania“. Große Wacholder-Holzstösse wurden in den von der Pest betroffenen Landstrichen und Städten aufgestapelt und angezündet. Kranken- und Sterbezimmer wurden mit ausgelegten Zweigen ausgeräuchert. Der typische Wacholderrauch sollte die Luft reinigen sowie die Ansteckung und Seuchenausbreitung verhindern. Die volkstümlichen Bezeichnungen „Rack- oder Reckholder“ (mittelhochdeutsch reckalter, rekolte) und „Räuckholder“ sowie Feuerbaum geben Zeugnis von diesen kultischen Räucherungen.
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