Gerhard Robert Richter
Kunst- und kulturgeschichtliche Aspekte zum Apfel - LWF-Wissen 73
Der Apfel gehört ohne Zweifel zu den ältesten Kulturobstarten, zumindest in Europa. Er stellt im Vergleich zu den meisten anderen Obstarten relativ geringe Ansprüche an Boden und Höhenlagen. Obwohl graduelle Unterschiede von den frühen Wildformen bis zu den qualitativ hochwertigen Züchtungen bestehen, der Apfel ist ein menschheitsbegleitendes Kulturgut, ist vitaminreich, kalorienarm, rundum gesund. Heute sind von dem in Deutschland geernteten Obst rund 80% Äpfel.
Zoombild vorhanden
Abbildung 1: Frühe Darstellung eines umhegten Gartens, zitiert bei Näf und Gabathuler, Nürnberg 1942
Im Altertum und im christlichen Kulturkreis galten Äpfel als Symbol der Liebe und der Fruchtbarkeit, als sinnliche Reizung, als verführerische Begierde, als Frucht der Erkenntnis. Die »goldenen Äpfel der Hesperiden waren die Früchte der Unsterblichkeit« (Mohr 1984), und somit von großer Begehrlichkeit. Herakles wollte nach Prometheus’ Weisung, so die griechische Sagenwelt, in den von vier Hesperiden bewachten Garten gelangen, um die goldenen Äpfel zu stehlen, ließ sie aber dann mit einer List durch Atlas stehlen. Und die nordische Göttin Iduna besaß Äpfel, »deren Genuss verjüngte« (Engler 1999). In der vorchristlichen Zeit glaubte man, auf den Apfelbäumen hausten Drachen, denen sieben Köpfe wuchsen, daher nannte man die Apfelbäume, auf denen sieben Äste wuchsen, auch Drachenbäume.
In Mitteleuropa gab es wild den »Holzapfel« (Malus sylvestris), der jedoch nicht der Vorfahr unserer heutigen Kultursorten ist. Als Vorfahre unseres Kulturapfels gilt eine Gen-Wildart (Malus sieversii), heute noch vorkommend in Kasachstan, in der Gegend um Alma Ata. Die Verbreitung der für die Menschen nutzbaren Wildform erfolgte wohl über die damaligen Handelswege.
weiterlesen ... Kunst- und kulturgeschichtliche Aspekte zum Apfel 334 KB