03.07.2019
Erste Jungkäfergeneration fliegt – Heiße Temperaturen begünstigen Befall im Bestandsinneren - Blickpunkt Waldschutz 08/2019
von Cornelia Triebenbacher, Karin Bork und Hannes Lemme
Die Fangzahlen von Buchdrucker stiegen seit Mitte Juni explosionsartig an. An vielen Monitoringstandorten sind die Fänge dauerhaft hoch und liegen über der Buchdrucker-Gefährdungsschwelle von 3.000 Käfern je Falle und Woche (siehe Abb. 1). Ab diesen Fangwerten muss mit einer schnellen Ausbreitung bestehender Befallsherde gerechnet werden. Die Fangzahlen sind teilweise höher als im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt (vgl. Abb.2).
Die Fänge müssen zweigeteilt betrachtet werden. Größtenteils sind dies noch Altkäfer aus 2018, die noch Geschwisterbruten anlegen. Zum anderen handelt es sich um den Ausflug der Jungkäfer der 1. Generation aus der Schwärmwelle Ende April.
In den Fangergebnissen steigt der Anteil der hellbraunen Jungkäfer seit vergangenem Wochenende rapide an (vgl. Abb. 3). Zeitlich betrachtet ist die Entwicklung der 1. Generation damit später als 2018 und 2017 vollzogen, jedoch früher als 2015 und 2016. Die kühle Witterung im Mai 2019 scheint sich hier auszuwirken. Doch auch in den Jahren 2015 und 2016 kam es zur Anlage einer 3. Generation.
Vom Ausflug der ersten Jungkäfer gehen wir in den unteren Lagen v.a.in Niederbayern, im nördlichen Oberbayern und Schwaben (Tertiäres Hügelland) sowie in Teilen Oberfrankens aus. In diesen Bereichen wird in den kommenden Wochen die 2. Generation angelegt. Die infolge der derzeit herrschenden hohen Temperaturen auftretende Trockenheit schwächt die ohnehin schon vom letzten Jahr gezeichneten Fichten zusätzlich. Es muss erneut mit erheblichem Stehendbefall gerechnet werden. Sobald es wieder heißer wird, ist die Stehendbefallsuche auch auf das Bestandesinnere auszuweiten!
Die Bohrmehlsuche bei frischem Befall kann derzeit nach Gewittern, Regenschauern und Wind erschwert sein. Harztrichter, Einbohrlöcher und v.a. Spechtabschläge sind oft gute Hinweise auf frischen Befall. Befallene Fichten aus dem Frühjahr zeichnen vermehrt mit sich rotfärbender Krone.
Abb. 2: Schwärmverlauf des Buchdruckers im Vergleich 2018 zu 2019 (Grafik: LWF)
Handlungsempfehlungen
1. Befallskontrolle
Auffinden befallener Fichten aus dem Frühjahr:
- An aufgerissenen, süd- und südwestlichen Waldrändern, um befallenes, liegendes Holz (aus Wind- und Schneebruch) bzw. um ältere Holzpolter.
- Sofortiger Holzeinschlag und Aufarbeitung, da der Brutfortschritt schon sehr weit bis abgeschlossen ist. Besondere Vorsicht bei der Rückung, um Rindenabfall zu verhindern!
- Im Umkreis befallener Fichten nach weiteren Stehendbefall suchen (Anlage Geschwisterbrut).
Neubefall zur Anlage der 2. Generation:
- Mit zunehmender Hitze Bohrmehlsuche und Befallskontrolle auch im Bestandesinneren sowie an Nordrändern von diesjährigen und letztjährigen Käferlöchern;
- Markieren, Dokumentieren und im Umkreis nach weiterem Stehendbefall suchen;
- möglichst sofortiger Einschlag und Aufarbeitung.
Abb. 3: Darstellung der Entwicklungsstadien in den Bruthölzern 2015, 2018, 2019; Erste Puppen wurden 2015 in der KW 24 und 2019 in der KW 23 gesichtet. 2018 war die Entwicklung rund 3 Wochen schneller (KW 20). (Grafik: LWF)
2. Weitere Behandlung
- Holzabfuhr: bei der Abfuhr älterer Polter auf herabfallende Rindenstücke achten. Je nach Größe und Entwicklung der Brut kann auch von diesen eine Befallsgefahr ausgehen!
- Entrindung älterer befallener Fichten nur im weißen Larvenstadium wirksam!
- Bei stockendem Holzabfluss:
- Transport auf entsprechende Zwischenlagerplätze mindestens 500 m zum nächsten Nadelholzbestand
- Wenn dies nicht möglich ist, dann zeitnahe Behandlung befallener Holzpolter mit zugelassenen Insektiziden! Zugelassene Mittel finden Sie in der Online-Datenbank unter www.bvl.bund.de in der Rubrik Pflanzenschutzmittel.
Weitergehende Informationen zur Förderung von Borkenkäferbekämpfungsmaßnahmen erhalten Waldbesitzer bei ihrem zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – bei der Suche hilft der „Försterfinder“ unter:
http://www.waldbesitzer-portal.bayern.de
Trockenschäden
Es kommen immer wieder Anfragen zur Unterscheidung von Trockenschäden an Fichte und Befall mit Kupferstecher oder furchenflügeliger Fichtenborkenkäfer. Da die Kronen der von Borkenkäfer befallenen Fichten erst sehr spät durch Verfärbung von oben herab zeichnen, ist eine Unterscheidung aus der Ferne unmöglich. Wir empfehlen daher eine Probefällung von 2-3 Fichten und eine intensive Kontrolle der Kronen auf Befall. Sollte sich herausstellen, dass kein Borkenkäferbefall vorliegt, ist kein unmittelbares Handeln nötig.
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