03.09.2020
Warme Spätsommertage lassen Ausflug der 2. Buchdrucker-Generation in Lagen bis 600 m üNN erwarten - Blickpunkt Waldschutz 11/2020
von Karin Bork und Cornelia Triebenbacher
In den tiefen und mittleren Lagen, vor allem nördlich der Donau, befinden sich in den Bruthölzern vermehrt fertige Jungkäfer der 2. Generation (Stand: Ende August 2020). Mit den warmen Spätsommertagen Anfang September werden diese Jungkäfer ausschwärmen. Derzeit ist somit noch mit neuem Stehendbefall zu rechnen. Sollte es trocken und sehr warm bleiben, sind sie in der Lage, eine 3. Generation anzulegen (siehe Abb.1).
Aktuell zeichnen Fichten mit Befall vom Juli und August mit Nadelverfärbungen und Nadelverlust, hinzu kommt es verstärkt zu Rindenabfall bei grüner und roter Krone. Die Bohrmehlsuche im Umfeld älterer befallener Fichten ist unerlässlich und ergibt meist ein Vielfaches an befallenen Bäumen.
Abb. 1: Schwärmverlauf des Buchdruckers im Jahresvergleich 2020 zu 2019; rote Linie stellt die Gefährdungsschwelle (3.000 Käfer je Falle und Woche) dar, ab der mit Stehendbefall und Befallsausbreitung zu rechnen ist; roter Kasten: Ausflug der 1. Generation; gelber Kasten: Ausflug der 2. Generation
Die Anflugzahlen des Buchdruckers in den Fallen gehen erfahrungsgemäß im August stark zurück. Bei entsprechender Witterung ist wie 2019 Ende August/ Anfang September mit einem Ausflug der 2. Generation zu rechnen.
Priorisierung der Aufarbeitung
Die Aufarbeitungsdringlichkeit hängt entscheidend vom Entwicklungsstadium der Käfer unter der Rinde ab (Kontrolle durch Blick unter die Rinde). Das bedeutet:
- Stehendbefall mit Puppen und Jungkäfern muss vorrangig und umgehend aufgearbeitet werden, um einen Ausflug und Neubefall in den kommenden Tagen zu verhindern.
- Bei ausschließlich weißen Stadien (Larven) besteht noch ein Zeitpuffer. Aufgrund voranschreitender Brutentwicklung bei Temperaturen über 8 °C werden diese in spätestens zwei Wochen das Jungkäferstadium erreichen. Es besteht ein hohes Risiko, dass die Rinde mit den dann fertigen Käfern abfällt. Diese Käfer verbleiben über Winter in der abgefallenen Rinde bzw. ziehen sich in die Bodenstreu zurück.
Abb. 2: Die Abteilung Waldschutz des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfahlen untersuchte 2018 Rindenstücke auf überwinternde Käfer. An dem unscheinbaren Rindenstück (links Vorderseite, rechts Rückseite) waren oberflächlich keine Käfer zu sehen. Beim Zerpflücken der Rinde waren in drei Stockwerken 18 hellbraune und drei schwarze Käfer – alle lebendig - zu finden. (Foto: Sven Glück, Waldschutz - Infomeldung Nr. 7 / 2018 vom 11.11.2018 Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen)
Handlungsempfehlungen
- Bohrmehlsuche und Befallskontrolle im Umgriff von Befallsherden und Käferholzpoltern, an Randbäumen und bis in das Bestandesinnere (1-2 Baumlängen).
- Einschlag und Abfuhr von befallenen Fichten in Rinde.
- Lagerung befallener Fichten in Rinde in einem Abstand von mindestens 500 m zum nächsten Nadelholzbestand.
- Entrindung älterer befallener Fichten nicht mehr wirksam. Bei der Abfuhr auf herabfallende Rinde achten. Je nach Menge und Besatzdichte kann auch von dieser eine Befallsgefahr ausgehen (siehe auch Abb.2+3!).
- Behandlung von befallenen Poltern mit Pflanzenschutzmitteln als Vorausflugbehandlung ist im September noch wirksam, wenn Jungkäfer unter der Rinde gefunden werden, eine zügige Abfuhr nicht sichergestellt und die Rinde offensichtlich noch nicht locker ist.
Aktuelle Gefährdungseinschätzung der ÄELF finden Sie im Borkenkäferinfoportal unter:
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