Douglasienschadinsekten

Innerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes in den USA und Kanada weist die Douglasie das höchste Schädlingsspektrum aller Baumarten auf. Insgesamt sind hier mehr als 140 Insektenarten als Schädlinge bekannt.

Seit die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in größerem Umfang in Deutschland angebaut wird, steigt auch die Zahl der Phytophagen und Pilze, welche die Douglasie als Wirtsbaum nutzen. In der Anfangsphase handelte es sich vorrangig um Arten, die als »Trittbrettfahrer« aus ihrer nordamerikanischen Heimat mitgekommen waren: beispielsweise die Douglasien-Wolllaus (Gilletteella cooleyi), die Douglasien-Samenwespe (Megastigmus spermotrophus), die Rußige Douglasienschütte (Phaeocryptopus gaeumannii) und die Rostige Douglasienschütte (Rhabdocline pseudotsugae).

Daneben entdecken aber auch heimische Insekten in zunehmendem Maße die Douglasie, darunter hauptsächlich rindenbrütende Borkenkäfer von Fichte, Kiefer und Lärche.

Meldungen über Bruten an Douglasie liegen von vielen rinden- und holzbrütenden Borkenkäferarten vor. Bäume wurden meist dann befallen, wenn längere Trockenphasen oder Sturmereignisse sie geschwächt haben. Stehend befall vitaler Bäume oder Kalamitäten wurden bisher (noch) nicht on größerer Zahl gemeldet. Vor allem rindenbrütende Borkenkäferarten von Fichte, Kiefer und Lärche werden an der Douglasie angetroffen.

Furchenflügeliger Fichtenborkenkäfer

Fraßbild eines Käfers unter der Rinde eines liegenden, teils abgeschälten Baumes.Zoombild vorhanden

Foto: Mirza Dautbasic, University of Sarajevo, Bugwood.org

Von den einheimischen Borkenkäfern tritt der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer (Pityophthorus pityographus) häufig an Douglasien auf. Gerne nistet sich diese Art in vorgeschwächten Jungdouglasien ein und bringt sie so zum Absterben. Gelegentlich ist der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer auch mit dem Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) vergesellschaftet und es kommen beide Arten auf der gleichen Douglasie vor.

Der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer ist mit einer Körpergröße von 1 – 1,5 mm deutlich kleiner als der Kupferstecher. Im Gegensatz zu diesem ist der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer nicht plurivoltin (mehrere Generationen im Jahr), sondern durchläuft meist ein bis max. zwei Generationen pro Jahr mit Flugzeiten im Mai und Juli/August. Geschwisterbruten sind möglich.
Biologie des Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfers

Das Brutbild des Furchenflüglers ist sternförmig mit drei bis sechs Muttergängen, die von einer Rammelkammer ausgehen. Die Rammelkammer ist deutlich und tief den Splint schürfend angelegt. Dies ist auch ein Hauptunterscheidungsmerkmal zum Kupferstecher. Bei der Anlage der Muttergänge stoßen die Käfer braunes Bohrmehl aus, das als kleine Häufchen deutlich auf der Rinde zu sehen ist. Entlang der ca. zwei bis fünf cm langen Muttergänge legen die Borkenkäfer ihre Eier ab.
Die Larven fressen in unregelmäßig geschlängelten Larvengängen im Bereich des Kambiums, sodass durch die Unterbrechung des Saftstroms befallene Bäume oder Kronenteile absterben. Die Verpuppung erfolgt am Ende der Larvengänge. Nach dem Reifungsfraß der Jungkäfer, der oft das ganze Brutbild zerstört, fliegen die Käfer durch kleine, runde Ausbohrlöcher aus. Die Überwinterung erfolgt überwiegend als Jungkäfer im Brutbild.

Gekörnter Fichtenborkenkäfer

Fraßbild eines Käfers unter der Rinde eines liegenden, teils abgeschälten Baumes.Zoombild vorhanden

Foto: Milan Zubrik, Forest Research Institute Slovakia, Bugwood.org

Der gekörnten Fichtenborkenkäfer (Cryphalus abietis) (1 – 2 mm) befällt vorzugsweise die dünnrindigen Partieen von Fichte, oder aber auch Douglasie, und hier vor allem Äste und Astquirle. Ebenso ist er in Stangenhölzern anzutreffen.
Biologie des Gekörnten Fichtenborkenkäfer s

Der ca. 2 mm große Borkenkäfer legt einen platzförmigen Muttergang an, von dem eng aneinander liegende, geschlängelte Larvengänge abgehen (2-4 cm lang). Häufig 2 Generationen mit Flugzeiten im Mai und Juli.

Kupferstecher

Sternförmiges Fraßbild auf Fichtenstamm.Zoombild vorhanden

Foto: C. Triebenbacher, LWF

Die Befähigung zum primären Befall macht den Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) zu einen gefährlichen Schadinsekt, nicht nur an Fichte sondern auch an Douglasie. Die Nische des Kupferstechers ist über die Rindendicke definiert. Der 1,8 – 2 mm große Kupferstecher verursacht Stehendbefall an Jungdouglasien und befällt den dünnrindigen Kronenraum von Altdouglasien. Die Larvenentwicklung erfolgt unter der Rinde im Kambialbereich je nach Witterung in 6 – 10 Wochen in einem charakteristischen Brutbild aus Mutter- und Larvengängen.
Biologie des Kupferstechers

Der Käferflug im Frühjahr startet meist Ende April, Anfang Mai, wenn die überwinternden Käfer ihre Brutbäume verlassen. Dann suchen die Kupferstecher-Männchen attraktive Wirtsbäume, bohren sich in die Rinde ein und legen eine Rammelkammer an, die im Vergleich zum Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer den Splint nicht oder nur kaum schürft. Von dieser Kammer aus fressen die Weibchen drei- bis siebenarmige, sternförmige Muttergänge (3-6 cm lang), wobei sie feines braunes Bohrmehl durch das nur 1 mm große Einbohrloch ausstoßen. Sie sind als kleine braune Häufchen auf der Rinde sichtbar. In den Muttergängen werden die Eier abgelegt.

Die Larven fressen in unregelmäßigen, geschlängelten Gängen im Bereich des Kambiums, sodass der Saftstrom des Baumes unterbrochen wird und der befallene Teil des Baumes abstirbt. Die Verpuppung findet am Gangende statt. Die Jungkäfer vollziehen im Brutbild einen Reifungsfraß, der dieses meist zerstört. Durch winzige Ausbohrlöcher fliegen die Jungkäfer aus. Die Überwinterung erfolgt in allen Entwicklungsstadien im Brutbild. Jährlich entwickeln sich mindestens zwei Generationen inklusive Geschwisterbruten.

Grüner Nadelholzzweig mit weißem Läusebefall.Zoombild vorhanden

Foto: Whitney Cranshaw, Colorado State University, Bugwood.org

Die aus Nordamerika eingeschleppte, seit Mitte der 1930er in Deutschland bekannte Douglasienwolllaus (Gilleteella (Adelges) cooleyi) saugt vor allem an den Nadeln junger Bäume bis zum Dickungsstadium. Besaugte Nadeln krümmen und verfärben sich und fallen ab. Im Frühjahr ist ein Befall durch die starke Wachswollausscheidung auffällig.

Bei gleichzeitigem Befall mit der Rußigen Douglasienschütte (Phaeocryptopus gäumannii) kann es zu beträchtlichem Nadelverlust kommen, sodass die Douglasien in der Folge weniger konkurrenzfähig und anfällig für Sekundärschädlinge wie Borkenkäfer sind.
Eine rote Mücke in NahaufnahmeZoombild vorhanden

Abb. 1: Douglasien-Gallmücke (© Gilles San Martin)

2016 wurde die aus Nordamerika stammende Douglasien-Gallmücke (Contarinia pseudotsugae) in Deutschland zum ersten Mal in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Seither hat sie sich in Deutschland ausgebreitet. In Bayern sie im Jahr 2020 mehrfach nachgewiesen.

Die Douglasien-Gallmücke wurde 2016 als Quarantäneschaderreger eingestuft. Im Jahr 2019 wurde sie dann aber wieder von der Liste der Quarantäneschädlinge gestrichen, da man feststellen musste, dass sie sich in Deutschland nicht mehr ausrotten lässt.
Biologie
Zweig einer Douglasie mit rot verfärbten und normal grünen NadelnZoombild vorhanden

Abb. 2: Typisches Befallsbild im Spätsommer am diesjährigen Nadeljahrgang. (© Gilles San Martin)

Die Douglasie ist der einzig bekannte Wirt der Douglasien-Gallmücke Contarinia pseudotsugae. Die Larven der Gallmücken bohren sich in die frisch ausgetriebenen Nadeln und verursachen dadurch eine Gallenbildung. Befallene Nadeln sind verdickt und häufig gebogen.

Anfangs haben die Nadeln eine blasse Farbe, werden aber im Laufe des Sommers dunkler und nehmen bis zum Herbst eine rötlich-braune Farbe an (siehe Abb. 2). Befallene Nadeln fallen frühzeitig ab.
Douglasiennadel, bei der das Innere offen gelegt istZoombild vorhanden

Abb. 3: Minierende Larve (© G. Wallerer, LWF)

Adulte Gallmücken haben einen orange-farbenen Hinterleib und werden etwa 3 mm groß (Abbildung 1). Nach dem Schlüpfen kann man sie auf den Nadelspitzen beobachten. Mit ihrer langen Legeröhre legen die Weibchen die Eier zwischen die Schuppen der sich öffnenden Knospe. Auch die Eier sind orange-farben.

Über das Flugvermögen gibt es keine gesicherten Daten. Die hauptsächliche Verbreitung erfolgt über Pflanzen, Schmuckreisig, Weihnachtsbäume und Erde von befallenen Pflanzen.

Die Larven überwintern im Boden unter befallenen Bäumen. Im Frühjahr legen die Weibchen ihre Eier in die sich öffnenden Knospen. Innerhalb weniger Tage schlüpfen die Eilarven und bohren sich in den Nadeln, wo sie den ganzen Sommer über fressen (Abbildung 3). Im Herbst verlassen sie die Nadeln und verpuppen sich im Boden.
Der zukünftige Einfluss der Douglasien-Gallmücken auf die Douglasie ist schwer vorherzusagen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass C. pseudotsugae ein Problem für die Douglasie werden könnte. Im Wald in Bayern werden sich diese Schäden vermutlich in Grenzen halten, da die Douglasie nur mit 0,6 % an der Baumartenzusammensetzung beteiligt ist.

Zweizähniger Kiefernborkenkäfer

Holzstück mit Fraßbild eines Borkenkäfers.

Foto: Stanislaw Kinelski, Bugwood.org

Der sehr kleine zweizähnige Kiefernborkenkäfer (Pityogenes bidentatus) (ca. 2 mm groß) kommt neben der Waldkiefer vor allem auch an Douglasie, weniger an Lärche, Fichte und Tanne vor. Er tritt in trocken heißen Sommern als Schädling in Kiefernkulturen auf und befällt neben Stangenhölzern auch Äste an älteren Koniferen.

Siehe Tab "Rindenbrüter" auf der folgenden Seite:  Mehr

Sechszähniger Kiefernborkenkäfer

Holzstück mit Fraßbild eines Borkenkäfers.

Foto: Stanislaw Kinelski, Bugwood.org

Der sechszähnige Kieferborkenkäfer (Ips acuminatus) ist ein häufiger Bewohner in Kiefernwäldern und neigt in trockenen, tiefen Lagen zur Massenvermehrung. Der relativ kleine Borkenkäfer (ca. 3 mm groß) befällt dünnrindige Stämme, bis armdicke Äste im Kronenbereich und frisch gefällte Hölzer. Sonnige Lagen wie lichte Bestände oder Freiflächen nach Brand oder Sturm begünstigen hohe Populationsdichten.

Siehe Tab "Rindenbrüter" auf der folgenden Seite:  Mehr

Kleiner Tannenborkenkäfer

Nahaufnahme eines Baumstamms mit Fraßspuren von Käfern.

Foto: Daniel Adam, Office National de Forets, Bugwood.org

Der nur ca. 1,5 mm große Kleine Tannenborkenkäfer (Cryphalus piceae) besetzt die Ökologische Nische, die mit dem Kupferstecher an Fichte vergleichbar ist. Er bevorzugt die dünne Rinde von Ästen und Zweigen im Kronenraum von Tannen. Daher kann er auch in Dickungen und Stangenhölzern auffällig werden und diese bei stammumfassendem Befall zum Absterben bringen. Auch diese Art kann primär werden und Massenvermehrungen ausbilden. Er ist daher ähnlich gefährlich für kränkelnde Tannenbestände wie der Krummzähnige Tannenborkenkäfer.

Siehe Tab "Tannenborkenkäfer" auf der folgenden Seite:  Mehr

Buchdrucker

Buchdruckerbrut und Fraßbild unter Fichtenrinde

Die Befähigung zum primären Befall macht den Buchdrucker (Ips typographus) zu einem der gefährlichsten Schadinsekten der Fichte. Die jeweilige Nische ist beim Buchdrucker über die Rindendicke definiert. Der 4,2 – 5,5 mm große Buchdrucker bohrt sich in die dickrindigen Stammteile von Baum- und Althölzern ein.

Siehe Tab "Borkenkäfer" auf der folgenden Seite:  Mehr

Großer Lärchenbockkäfer

Schwarzer Käfer mit langen Fühlern sitzt auf der Borke eines Nadelbaums.

Foto: Stanislaw Kinelski, Bugwood.org

Auch der Lärchenbock (Tetropium gabrieli) ist ein typischer Sekundärschädling, der neben vitalitätsgeschwächten Lärchen (physiologischer Schaden) auch liegendes Stammholz (technischer Schaden) befällt.
Die physiologische Schädigung durch den Larvenfraß kann zum Absterben der Bäume führen. Je nachdem wie tief die Larve zur Verpuppung ins Holz vordringt, verursacht sie eine technische Schädigung von bis zu 50 %. Nach Kalamitäten (z. B. Sturm) kann der Befall bei hoher Populationsdichte primären Charakter annehmen.

Siehe Tab "Lärchenbock" auf der folgenden Seite:  Mehr

Großer Brauner Rüsselkäfer

Großer Brauner Rüsselkäfer (Hylobius abietis)

Foto: M. Wolf, LWF

Der Große Braune Rüsselkäfer (Hylobius abietis) ist eine der größten Gefahren bei der Kulturbegründung mit Nadelholz. Auch wenn die Pflanzung von Fichten rückläufig ist, spielt er auf vielen Sturmwurf- und Kalamitätsflächen eine große Rolle.   Mehr

Ansprechpartner