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Olaf Schmidt
Kleiner Käfer mit »laaaangem« Rüssel – LWF aktuell 119

Der Klimawandel macht´s möglich. Es werden zwar nicht die Rüssel länger, aber der Klimawandel führt unter anderem Tiere zu uns, deren Rüssellänge die heimischer Tiere in den Schatten stellen. Es ist zwar nicht der Elefant, aber was den Rüssel betrifft, darf sich der mediterrane Esskastanienbohrer durchaus mit dem grauen Dickhäuter auf ein Stufe stellen.

Ein brauner Käfer mit laaaangem RüsselZoombild vorhanden

Abb. 1: Das Weibchen der Esskastanienbohrer (Foto: E. Wachmann)

Vielen Naturbeobachtern sind unsere heimischen Rüsselkäfer aus der Gattung [i]Curculio[/i], der Haselnuss- [i](Curculio nucum)[/i] und die Eichelbohrer [i](C. glandium, C. venosus[/i] und [i]C. pellitus[/i]), mit ihren sehr langen Rüsseln bekannt. Die Eichelbohrerarten nutzen Eicheln für ihre Entwicklung. Die Weibchen dieser Rüsselkäfer bohren im Sommer mit ihren langen dünnen Rüsseln junge, noch grüne Eicheln an, um darin ihre Eier einzeln abzulegen.

Die Larven fallen mit den Eicheln im Herbst ab, bohren sich aus den Eicheln und verpuppen sich anschließend im Boden. Eichelbohrer gelten als spezialisierte Nutzer von Eicheln. So konnte bei Untersuchungen nachgewiesen werden, dass Roteicheln von Eichelbohrern in deutlich geringerem Umfang als die Eicheln der einheimischen Eicheln angenommen wurden (Gossner 2005).
Ein brauner Käfer mit nicht ganz so laaaangem RüsselZoombild vorhanden

Abb. 2: Das Männchen der Esskastanienbohrer (Foto: E. Wachmann)

In den letzten Jahren tritt aber in wärmeren Gebieten Deutschlands, zum Beispiel im Oberrheintal, eine weitere Rüsselkäferart der Gattung [i]Curculio[/i] auf, die sich mit einem deutlich überkörperlangen Rüssel besonders auszeichnet. Es handelt sich hierbei um den bis 9 mm großen Esskastanienbohrer [i](Curculio elephas)[/i].

Diese südeuropäische Art wurde zwar auch schon in früheren Jahren immer wieder mal in Deutschland beobachtet, aber die neueren Funde sprechen dafür, dass sich diese wärmeliebende Art im Zuge des Klimawandels immer weiter in Deutschland etabliert. Die im Frühsommer schlüpfenden Käfer stechen die Hauptnerven der Esskastanienblätter an, deren Saft sie dann saugen. Die Eiablage erfolgt auf reifenden Maronen (bzw. Eicheln) meist im August/September. Dabei legt ein Weibchen etwa 20 Eier, gewöhnlich nur ein Ei je Frucht. Die Larve ernährt sich vom Inhalt der Marone.
Eine Larve des Esskastanienbohrers kommt aus einer Edelkastanie herausZoombild vorhanden

Abb. 3: Larve der Esskastanienbohrer (Foto: J. Laimer)

Nach vier bis sechs Wochen verlassen die ausgewachsenen Larven dann die meist vorzeitig abgefallenen Esskastanien in der Zeit von Mitte Oktober bis Mitte November. Die Larven überwintern dann in der Erde. Die vorher befallenen Maroni sind an den großen Ausbohrlöchern erkennbar. Die Larven verpuppen sich im darauffolgenden Jahr im Juni/Juli und anschließend erfolgt der Schlupf der erwachsenen Käfer.

Diese Rüsselkäferart kommt in Südeuropa, Nordafrika und Kleinasien im Verbreitungsgebiet der Edelkastanie rund ums Mittelmeer vor. Wegen der Bedeutung der Edelkastanie als Fruchtbaum wird diese Art dort als Schädling eingestuft. Dort wird auch an Bekämpfung mit biologischen Mitteln geforscht. Aufgrund der Seltenheit dieser Art in Mitteleuropa und der geringen Bedeutung der Edelkastanie bei uns als Fruchtbaum besteht bei uns derzeit keine wirtschaftliche Bedeutung (Rheinheimer & Hassler 2013 a). Ein aktueller Nachweis dieser Art aus der Pfalz im Jahr 2012 konnte in befallenen Eicheln der Zerreiche (Quercus cerris) bestätigt werden (Rheinheimer & Hassler 2013 b).

Literatur

  • Rheinheimer, J.; Hassler, M. (2013 a): Die Rüsselkäfer Baden-Württembergs. verlag regionalkultur, 944 S.
  • Rheinheimer, J.; Hassler, M. (2013 b): Curculio vicetinus Cussigh, 1989 neu für Mitteleuropa (Coleoptera: Curculionoidea) sowie C. elephas aus der Pfalz. Mitt. ent. V. Stuttgart, Jg. 48, S. 5–6
  • Gossner, M. (2005): Von Eichelbohrern und Eichelwicklern auf eingeführten und einheimischen Eichen. LWF aktuell Nr. 49, S. 18–19

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